Problem: Noten => Musik - wie üben?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von kryz, 28.Januar.2006.

  1. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @Shorterfan
    Danke für deinen Input und dein Statement - was du sagst bestärkt mich in dem was ich seit einiger Zeit selber erlebe.


    Jahrelang habe ich nur nach Noten gespielt. Auch nach jahren nie fehlerfrei. Dann gebüffelt, weil ich es doch richtig können will. Nach einem Lehrerwechsel hat sich dieser erfrecht mich auswendig spielen zu lassen - Frust hoch2. Dann noch Stücke ab CD "heraushören" lassen und diese nicht in Notenschrift niederzuschreiben. Wieder auswendig spielen, oder wenn aufschreiben, dann nur in "Buchstaben", z.B. "G", aber ohne Rhythmus allenfalls kleine rhythmische Vermerke in Form eines Punktes oder Strichs über dem Buchstaben. Ich drücke mich weiterhin ziemlich erfolgreich um diese Arbeit - merke aber doch wie wichtig sie für mich ist um weniger notenverhaftet zu sein. Inzwischen habe ich sogar auch Spass, mir ein Stück ab CD herauszuhören, dann womöglich noch mit der Notation im Realbook zu vergleichen und so auch noch zu merken, was man(n) auch noch daraus machen könnte/kann. Trotzdem bleibt für mich klar, dass man Noten lesen können muss. Auch die notierten rhythmischen geschichten muss man lesen können. Gerade bei der Erarbeitung dieses Teils des "Lesens" schluddern m.E. nicht wenige LehrerInnen mit ihren Schülern. Mein früherer lehrer hatte jedenfalls sehr rasch erkannt, dass ich kein Rhythmus-Genie bin und mich entsprechend ohne Sax arbeiten lassen. Ich danke es ihm noch heute.

    antonio
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Noten rocken.

    ABER Noten sind sekundär...erst war immer der Ton, dann die Noten...also konzentriere ich mich auch zu allerletzt auf´s Notenlesen und davor auf mein Gehör, musikalische Strukturen erfassen, guten Ton, Improvisation, Intonation etc.

    Wenn man aber Zeit hat, dann macht es Sinn, Noten zu lernen...es ist einfach interessant, nützlich und, wie schon gesagt wurde, in etwa so, als würde man eine neue Sprache lernen, die allerdings "vorgelesen" um einiges besser klingt als alle anderen Sprachen.

    Mein Weg:
    - Wenn ich Notenlernen will, dann erarbeite ich mir Stücke vom Blatt, die ich noch nie gehört habe (so macht man schnell Fortschritte).

    - Wenn ich wissen will, wie ein Stück, das mir gefällt, gespielt wird, dann kümmere ich mich nicht um Noten (außer, das Stück ist besonders schwer), sondern höre mir das Stück heraus, was meistens dem Original klanglich näher kommt, als alle Noten.
     
  3. Matthew

    Matthew Schaut nur mal vorbei

    Hallo Sax-Gemeinde!

    Ich bin ja sooo froh---ich bin nicht alleine!!!!!!!!

    Danke für die vielen tollen Beiträge zu diesem Thema.
    Prima Selbshilfegruppe !
    Habe schon viel von Euch gelernt!

    Matthew
     
  4. sandraf

    sandraf Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich habe ähnliche Erfahrungen wie antonio, allerdings war es in meinem Fall mein Gitarrenlehrer, der mir von Anfang an gesagt hat, dass er in seinem Unterricht kaum mit Noten arbeiten wird. Wir erarbeiten in der Unterrichtsstunde ein Lied quasi Abschnitt für Abschnitt, er spielt mir vor, ich spiele nach, erst abschnittsweise und dann lässt er mich das Lied komplett auswendig durchspielen (da rauchen die Hirnzellen... ;-)). Zu Hause übe ich das Stück dann sauber ein und habe dabei sehr viel Freiheit, wie ich es interpretieren möchte; klar, ich spiele die gelernten Noten + Griffe, aber Geschwindigkeit, Ausdruck, das ganze "Feeling" also, gestalte ich. Dadurch habe ich sehr viel Sicherheit gewonnen (früher habe ich mir das Spielen nach Gehör & Gedächtnis gar nicht zugetraut!!!) und es macht richtig Spaß!

    Meine Erfahrung ist, dass ich mich viel mehr auf die Qualität der Töne und auf den musikalischen Ausdruck konzentriere, wenn ich nicht die ganze Zeit am Notenblatt "klebe". Spiele ich vom Blatt, klingt es eher leblos. Trotzdem halte ich das Noten lesen können für essentiell.
     
  5. shorterfan

    shorterfan Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich glaube, das trifft einen zentralen Punkt bei mir.
    Letztenendes ist ist so wie bei anderen Dingen auch, dass wir schon sehr gut sein müssen, um viele Dinge (Ton, Ausdruck, Melodik, Rhythmik, Notierung) gleichzeitig zu beachten. Wie beim Jonglieren mit zu vielen Bällen.
    Man muss nur darauf achten, dass man die Bälle, die einem anfangs zu viel waren, irgendwann wieder ins Spiel bringt, wenn die anderen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit abziehen.

    Das Notenlesen birgt die Gefahr, den Zugang zum emotionalen Spiel und zur melodischen Fantasie und zur Spantaneität zu verschütten.
    Wenn man ohne Noten spielt, ist man (von allen praktischen Einschränkungen im gemeinsamen Spiel abgesehen) in Gefahr, es sich zu leicht zu machen, indem man einfach alles "verschleift", was einem ungewohnt oder schwer erscheint.
     
  6. sandraf

    sandraf Kann einfach nicht wegbleiben

    Zitat shorterfan:
    "Wenn man ohne Noten spielt, ist man (von allen praktischen Einschränkungen im gemeinsamen Spiel abgesehen) in Gefahr, es sich zu leicht zu machen, indem man einfach alles "verschleift", was einem ungewohnt oder schwer erscheint."

    Ja, das ist ein sehr gutes Argument. Stichwort Selbstkritik/Selbstdisziplin ;-) Wahrscheinlich liegt der "Schlüssel" irgendwo auf halbem Wege zwischen frei und vom Blatt spielen bzw. kann das eine das andere nur bereichern.

    Dein Beispiel mit dem Jonglieren mit zu vielen Bällen finde ich toll. Ich kann mir vorstellen, dass es didaktisch sicher ein guter Ansatz ist, die Anzahl der Bälle nur langsam zu erhöhen (adaptiert an die Lerngeschwindigkeit/Ziele des jeweiligen Schülers), um bei deinem Bild zu bleiben. In Sachen Saxophon habe ich da momentan auch mehr Bälle im Spiel, als ich eigentlich handeln kann... :-/ Deswegen kann ich mich mit deinem Vergleich nur allzu gut identifizieren. Wäre fast schon Stoff für einen neuen Thread... *ausheulenwill*

    LG
    Sandra
     
  7. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Bedeutet das, wenn ich fähig bin, technische Fachbücher aus der Mathematik, die in der Tat recht wenig Gefühl ausdrücken, zu lesen, kann ich nicht mehr lachen oder weinen?

    Das scheint mir etwas dünn. Ich kann Lesen und Schreiben und habe dadurch zu literarischen Stücken gefunden, die sich mir sonst nie erschlossen hätten. Klar, meine Eltern haben mir früher auch vorgelesen, was schön war und irgendwie reichte mir das alles mit zunehmenden Alter nicht sehr weit. Ich bin heute froh, es selbst zu können. So auch mit der Fähigkeit des Notenlesens: Zwar beherrsche ich das lange nicht so gut wie bei meiner Muttersprache, dennoch finde ich immer wieder neue Stücke, die ich mir dann auf meine mir gefällige Weise adaptiere.

    Es ist mir beispielsweise sehr wichtig, meine eigenen Sachen auch aufschreiben zu können.

    Notenlesen und -schreiben lohnt sich, auch wenn das allein nicht ausreichend ist. Also in diesem Sinne ...

    ... keep swinging
     
  8. Gine

    Gine Ist fast schon zuhause hier

    Da spricht mir jemand aus dem Herzen. Es würde wohl kaum jemand ernsthaft darüber diskutieren, ob jemand der Lesen kann weniger gut Geschichten erzählen kann, als jemand der nicht Lesen kann. Also wirklich!!
    Viele Grüße
    Gine
     
  9. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    hi krümelmonstaaa

    zu folgender Aussage:

    Wahrscheinlich liegt der "Schlüssel" irgendwo auf halbem Wege zwischen frei und vom Blatt spielen bzw. kann das eine das andere nur bereichern.

    Es gibt 2 Dinge, die man seperat lernen muss.

    1. Die Noten, die man in visueller Form vor sich sieht möglichst gut spontan in Musik verwandeln, also das vom Blatt spielen

    2. Musik die man hört verinnerlichen und so gut wie möglich die diesmal akkustischen und nicht visuellen Reize verarbeiten und dann in eigene Musik umwandeln.

    beides geschieht nicht frei. Auch gerade beim heraushören sollte man darauf achten möglichst exakt und nicht frei zu spielen (ich würde nie behaupten, dass ich das selber gut kann...) Das frei Spielen ist dann erst eine dritte Übung. Also niemals denken, dass man sobald man die Noten weglegt einfach nur noch frei spielen soll.
     
  10. sandraf

    sandraf Kann einfach nicht wegbleiben

    :oops: Ich wollte doch kein Statement gegen das Notenlesen ablegen :) ... wahrscheinlich ist das anders rübergekommen, sorry :-( Ich habe ja geschrieben: "Trotzdem halte ich das Noten lesen können für essentiell." und bin auch sehr froh, dass ich es kann!

    Andererseits hat sich für mich viel zum Positiven verändert, seit ich im Gitarrenunterricht frei spiele. Ich habe dadurch erfahren, dass ich ohne Noten nicht "völlig aufgeschmissen" bin, wie gesagt, ich hätte mir sowas früher nie zugetraut. Und ich habe eben eine große Verbesserung gemerkt, was den Klang anbelangt.

    Sowohl auf dem Saxophon als auch auf der Gitarre bin ich Anfängerin und habe die Sache daher aus meinem Blickwinkel betrachtet...

    LG
    Sandra
     
  11. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Hallo krümelmonstaaa

    nein es geht mir garnicht um eine Wertung des Spielens mit oder ohne Noten.

    Vielleicht is folgende Darstellung besser (ich hoffe ich schrecke dich jetzt damit nicht ab)

    Es geht mir darum von deiner einen Dimension ins 2-dimensionale zu gehen. Es geht um die Definition von "frei Spielen"
    frei spielen kann einerseits bedeuten einfach ohne Noten zu spielen und andererseits bedeuten sich von festen Vorgaben zu lösen und in Richtung Improvisation zu gehen.

    Stelle dir ein Koordinatensystem mit x und y Achse vor.

    Auf der x Achse geht es ums "frei Spielen" nach Definition 1. Also entweder alles nach Noten spielen oder vollkommen ohne Noten. Zwischenform könnte ein Fakebook sein wo Akkorde drinnenstehen, aber nicht alle Themen vollkommen ausgeschrieben sind.

    Auf der y Achse geht es um "frei Spielen" im zweiten Sinne, also ob man sich genau an die Vorgaben hält. Man kann also entweder genau so spielen wie es vorgeschrieben ist, oder vollkommen frei improvisieren. Zwischenform wäre eine freie Interpretation des Themas mit Umspielungen usw.

    Mir geht es jetzt genau um die Mischform wo man auf der x Achse frei spielt, sich aber auf der y Achse genau an die Vorgabe hält. Man spielt also vollkommen ohne Noten, versucht sich aber von einer Platte alles bis ins detail rauszuhören und nicht davon abzuweichen. Das wäre die andere Form von "nicht frei Spielen" und trotzdem keine Noten verwenden, das meinte ich.

    Ich hoffe das war jetzt nicht zu krass *g*

    Grüße. Stephan
     
  12. saxclamus

    saxclamus Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    am vergangenen Wochenende habe an einem 4 - tägigen Jazz - Workshop telgenommen. Der Worlshop wurde von einer Musikschule ausgerichtet.

    Sowohl die Dozenten als auch die Teilnehmer konnten Noten lesen und auf unterschiedlichem Level vom Blatt spielen. Diese bei allen vorhandene Fähigkeit hat erst mal wesentlich zur musikalischen Kommunikation beigetragen: sowohl bei der grundlegenden Erarbeitung der Stücke - nicht jeder kannte jedes Stück - als auch bei der Erklärung jazzrelevanter Belange.

    In einem Dozentenkonzert zeigten "die", dass sie auch improvisieren konnten - und wie!
    Während des Abschlusskonzertes der Teilnehmer wurde ebenfalls die Fähigkeit zur Improvisation in unterschiedlichem Maß unter Beweis gestellt. Diejenigen, die noch nie improvisiert hatten, bekamen durch bereitgestellten Noten( Skalen, Akkorde und Licks usw.)Hilfe, erste Versuche zu unternehmen.
    Im Verlauf des Workshops wurde von den Dozenten immer wieder betont, dass man auf Dauer nicht umhin komme, den "ganzen Kram" auswendig draufzuhaben um immer besser improvisieren zu können.

    Man m.E. braucht "beides". In welchem Maß, das hängt auch wesentlich von dem "Bereich Musik" ab, in dem man tätig sein will.

    Herzliche Grüße

    saxclamus
     
  13. niedersi

    niedersi Schaut öfter mal vorbei

    Habe ich auch als Basis und bin auch eher begeistert. Dadurch hat sich auch meine Einstellung zum Saxen geändert und ich übe statt 2 x / Monat nun 5 x / Woche.

    ZBeim Rythmus tu ich mir nich allzu schwer dank Bongo / Kongo Erfahrungen. Könntest auch mal probieren

    LG
     
  14. sandraf

    sandraf Kann einfach nicht wegbleiben

    @Stephan: nö, passt schon ;-) Wenn ich mir durchlese, was du geschrieben hast, habe ich einfach den Ausdruck "frei spielen" falsch verwendet. Ich spiele auswendig.

    Allen ein schönes WE
    Sandra (die jetzt 3 Wochen Urlaub hat :-D *freu*)
     
  15. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    @ krümelmonstaaa :

    Na dann verstehen wir uns ja :)

    Was ich aber auch noch als Denkanstoß reinbringen wollte ist eben der Unterschied zw. visueller und akkustischer Verarbeitung der Musik. Also zwischen von Noten das Stück lernen (und dann auswendig spielen) und es von der Platte raushören und dann spielen.

    Hab gerade mit nem kiffenden französischen Jazz Gitarristen zusammen gespielt (bin gerade in Sydney), das war ein Spaß! Der hatte aber n erstaunlich gutes timing...

    keep on groovin'

    Stephan
     
  16. sandraf

    sandraf Kann einfach nicht wegbleiben

    Ja, mach uns nur neidisch ;-) (auf Jazzgitarristen und Sydney) *unfairy ultra* Ich wünsche dir auf jeden Fall richtig viel Spaß - genieße die Zeit!!! :)

    Kommenden Freitag spiele ich übrigens zum allerersten Mal vor Publikum :-o :-D (also Sax - ich mache mir bestimmt in die Hosen vor Aufregung!!! :lol: ) Also, nur im allerallerkleinsten Rahmen bei meiner Lehrerin mit ein paar anderen Schülern, jeder gibt so 1 oder 2 Lieder zum besten. Ich spiele zuerst im Duett mit ihr ein kleines Menuett von Bach und dann "The Creek" von Jan Garbarek. Ich hab' ein bisschen Bammel davor, aber freue mich echt drauf!

    LG
    Sandra, das Krümelmonstaaa :-D
     
  17. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Ja, ich gnieße die Zeit. Habe heute mit dem franz. Jazz Gitarristen Straßenmusik gemacht und danach wurde ich von ihm und seiner Freundin zum Essen eingeladen, ich sag nur french cooking... :)
     
  18. shorterfan

    shorterfan Kann einfach nicht wegbleiben

    Was soll ich dazu sagen? Ich bin Jurist.

    Cheers

    Michael
     
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