Profi-Saxophonist werden?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Ernesto, 5.November.2007.

  1. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Also ich habe mich vor drei Jahren dazu entschlossen Profimusiker zu werden.
    Ich hatte einen 100% sicheren Job der überdurchschnittlich gut bezahlt war.
    Der mir im Prinzip auch Spaß gemacht hatte. Irgendwann wurde er mir aber doch zu langweilig.

    Ich hab dann eigentlich von einem auf den anderen Tag oder besser gesagt Woche, mich entschlossen Musiker zu werden.

    Ich habe keine Musik studiert und werde an Musikschulen trotzdem genommen. Also ein Studium ist dafür nicht die Grundvoraussetzung. Man sollte aber vielleicht doch schon ein gewisses können haben.

    Ich unterrichte mittlerweile jeden Tag in einem Umkreis von ca 130 km.
    Wenn man, so wie ich, irgendwo auf dem Dorf lebt und dort nicht weg will, hat man schon so seine Problem und sollte dann auch gerne Auto fahren.

    Das größte Problem beim Saxophonisten ist halt immer, daß wenn man gerne Big Bandmusik spielt, eben auch Querflöte und Klarinette können muß.

    Spaß am Unterrichten sollte man auch haben.
    Ich weiß nicht ob mir das in 10 oder 20 Jahren immernoch soviel Spaß macht. Irgendwann kommt man ja auch in ein Alter, da kann man einfach keine 50000 Kilometer im Jahr mehr fahren.
    Bis es soweit ist, hoffe ich, daß ich auch vom Musik machen leben kann.

    Auch wenn ich weniger Geld habe, als in meinem alten Job habe ich meine Entscheidung noch nie bereut.
    Das einzige, was ich anders machen würde von Anfang an Musik studieren.
    Jetzt ist es dafür zu spät.
    Das ist meine Erfahrung zu diesem Thema. Wie Thomas schon sagte, man kann jemandem den man noch nie gehört hat und auch sonst nicht kennt sagen, ja mach das.
     
  2. Upfmusic

    Upfmusic Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich habe mich vor genau 6 Jahren für den Weg des Profisaxophonisten entschieden und es bisher noch nicht eine Sekunde bereut.
    Als Realist hatte ich mich nach dem Abi für eine zweigleisige Ausbildung entschieden:
    1. Studium Bauingenieur
    und
    2. Studium klassisches Saxophon

    Da in Deutschland jedoch außerhalb der Militär-/Polizeiorchester keine Stelle für die "Klassiker" zu kriegen ist und ich darauf keine Lust hatte, entschied ich mich als Ingenieur zu arbeiten.
    Ich hatte eine prima Stelle bei Vater Staat als Beamter auf Lebenszeit. Aber wirklich glücklich war ich nicht.
    Über ein paar Zufälle habe ich dann eine Stelle an einer Musikschule in Luxemburg bekommen und fühle mich pudelwohl.
     
  3. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    mich würde mal interessieren,ob die frage dem reinen musikerdasein galt,oder der tätigkeit als musiklehrer
    oder beidem.und wenn beidem dann mit welchem schwerpunkt
    in bezug aufs überleben sprich geldverdienen.
    das sind ja von der lebensorganisation schon zwei verschiedene sachen.für den lehrer zb. wär es sinnvoll sesshaft zu sein, wogegen der ausübende musiker besser auf
    familie, katzen,usw.verzichten sollte und sich mit dem unterwegsein anfreunden muss.ist auch so ein aspekt,der berücksichtigt werden sollte.
    lee
    lee
     
  4. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    HALLÖLE;

    bitte mein Statement zur Profimusik nicht falsch verstehen - ich rate niemandem davon ab. Ich habe eben nur zu bedenken gegeben, dass es auch hier und da mal hart kommen kann.

    Ich gehe jetzt langsam auf die 50 zu und stelle fest, dass das aufbauen der PA-Anlage nicht gerade leichter wird. Und wenn man die Arbeit im Studio, die Unterrichtsstunden und die Live-Musik zusammen nimmt, dann kommen da schon manchesmal bis zu 100 Stunden / Woche zusammen. Und das kann auf die Dauer ganz schön schlauchen.

    Natürlich ist das nicht immer so - es gibt auch ruhigere Zeiten in denen man mal entspannen kann. Das ist aber auch notwendig, weil so mancher Auftritt die 10-Stunden Grenze locker überschreitet. Da ist man dann schon mal incl. An-/Abfahr und Auf-/Abbau bis zu 18 Studen untewegs - je nachdem, wie weit man noch fahren muss.

    Ich fühle mich in meinem Job als Musiker wohl - ich würde es mir halt manchmal ein bißchen ruhiger wünschen - allerdings muss der Rubel rollen und auch das Finazamt sorgt schon dafür, dass ich finanziell bodenständig bleibe.
     
  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    @ upfmusic:

    Das freut mich aufrichtig für Dich !

    Mit Verlaub: hattest Du das gewusst und berücksichtigt, bevor Du das Saxophonstudium begonnen hattest ?


    Worauf ich hinaus will: ein Abiturient, der solche Alternativen hat, ist auch intelligent genug, um die Arbeitsplatzchancen realistisch abzuwägen. Mich bringt nur die Kurzsichtigkeit mancher Schüler auf die Palme: "Erst mal studieren, dann werden wir schon sehen, was sich damit anfangen lässt ...".

    Tut mir leid, dass ich so darauf herumpoche. Ist vielleicht auch die Angst eines Vaters von zwei Söhnen, die diese Entscheidungen erst noch treffen müssen ...

    Das beste wäre natürlich, musikalisch vollkommen unbegabt zu sein ...
     
  6. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Eine Kleinigkeit hab ich noch vergessen zu erwähnen.
    Was ich völlig unterschätzt habe.
    Die Büroarbeit. Es ist echt ein Kraus.

    Der absolute Horror für mich. Sogar Rechnngen schreiben finde ich lästig.
    Dann geht auch sehr viel Zeit drauf mit telefonieren.
    Die Veranstalter kommen leider nicht einfach so von selber.
    Man muß immer und immer wieder anrufen und nerven.
    Bis die so genervt sind, daß sie dich spielen lassen.
     
  7. Upfmusic

    Upfmusic Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Florentin,

    ich habe das mit der Stellenaussicht vor Aufnahme des Studiums gewußt und eigentlich nur aus meinem Antrieb besser auf dem Instrument werden studiert.
    Einen Job als verbeamteter Ingenieur hatte ich ja angenommen, weil ich davon ausging mich eben nicht als Berufsmusiker durchschlagen zu können.
    Dann kam jedoch der große bzw. die großen Zufälle, so dass ich einen Job in Luxemburg angeboten bekam.
    Das war zu Anfang schon Risiko eine verbeamtung auf Lebenszeit für einen Jahresvertrag auf Stundenbasis aufzugeben.
    Aber ich habe mir gesagt, wenn Du das nicht jetzt machst, dann nie wieder, ich war ja auch nicht mehr der allerjüngste.
    Mittlerweile habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit vollem Stundenumfang. Und finanziell geht es mir jetzt besser als vortran in Deutschlands gehobenem Beamtendienst.
    Die Bezahlung ist bei uns gesetzlich geregelt und erfolgt auf dem Niveau der Grunndschullehrer.
    Alles in allem muß ich sagen, dass ich da einen "Sechser" im Lotto gelandet habe.
    Wie gesagt, alles auf Zufall basiert mit etwas Mut.
     
  8. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Upfmusic hat's bereits angetönt: Als selbständiger Musiker ist man - sicher zu Beginn - eine One Man Show. Sämtliche anfallenden Arbeiten wie Marketing/Werbung, Akquisition, Verkauf, Sachbearbeitung (Büro) usw. *darf* man selber erledigen. Ebenso bringt das Unterrichten ein sehr grosser Teil Arbeit (Vorbereitung und die komplette Organisation, falls man auf privater Basis Unterricht anbietet) mit sich. Der Zeitraum des aktiven Musizierens reduziert sich zeitweise auf ein kaum existentes Minimum.

    Da gibts zwei Möglichkeiten:

    1.
    Entweder man erledigt die nicht-musikalischen Arbeiten gerne und auch GUT

    oder

    2.
    Man ist so verdammt gut und erfolgreich, dass das Einkommen für zwei reicht, so dass die andere Person den Organisations-Kram erledigen kann.
     
  9. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Warum nicht?
    Ich bin jetzt 19, hab vor paar Wochen begonnen zu studieren.
    Bis vor rund einem Jahr hab' ich gute Fortschritte gemacht und es gab so ein paar (Lehrer bekannte Musiker), die meinten, ob ich nicht Musik studieren wollte. Mit nem Jahr Vorbereitung hätte das vieleicht auch hingehauen, war aber nie mein Ziel.

    Hab mich dann für Mathe entschieden, bis jetzt taugts mir, aber immer wieder werde ich gefragt, "was willste damit machen?".

    Was soll man da antworten? Die meisten Studierten, arbeiten nach ner Weile eh nicht in dem Beruf, den sie studiert haben.
    Mathe is eh ne blöde Sache, einerseits sind die Stellen im direkten Anwendungsfach rar gesät, andererseits die Berufsaussichten im Moment wohl sehr gut.

    Mal ehrlich, woher soll man mit 19 wissen, was man 45Jahre lang machen will und wird?

    Auf die Frage nach dem Traumberuf antworte ich nurnoch "Chef" oder "Führungskraft" :)

    Viele Grüße

    Chris
     
  10. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Hallo Kryz,

    Natürlich kann niemand wissen, was man 45 Jahre lang machen wird. Aber zumindest fuer eine erste Taetigkeit sollte man schon ein Konzept haben. Alles andere wird sich dann entwickeln.

    Was ich aber (auch als Steuerzahler, der ja die Unis mitfinanziert) vom Abiturienten erwarte:

    - eine Analyse der eigenen Begabungen und Stärken

    - "Marktforschung": welche Berufe gibt es, wo das zugute kommt; wie ist dort in ca. 5 Jahren die erwartete Situation bzgl. Angebot und Nachfrage; welche Vor- und Nachteile haben diese Berufe

    - welche Ausbildung brauche ich dafür (z.B. Studium)

    - wie sieht's da aus (Orte, Zugangsbestimmungen, ...)

    Ich gehe davon aus, dass dann nicht nur ein einziges Studium in Frage kommt. Ich z.B. hätte aus "Interesse" damals auch am liebsten Mathe studiert. Ich hatte aber herausgefunden (auch Dank einer damals sehr professionellen Studien- und Berufsberatung am Gymnasium), das es viele Fächer gibt, in denen Mathe eine Schlüsselrolle spielt. Und einige davon versprachen einen breiteren Anwendungsbereich. Ich habe schliesslich Elektrotechnik studiert. Hatte am Anfang mehr Mathe, als den meisten lieb war. Auch in der späteren Spezialisierung suchte ich eine sehr mathematik-orientierte Sparte. Ich kann sagen, dass ich's nie bereut habe. Ich hatte auch dann das Glück, immer sehr interessante und anspruchsvolle Tätigkeiten als Ingenieur zu finden.

    Wobei ich nicht sagen will, dass das Mathe-Studium heute eine schlechte Wahl ist ! Nach allem, was ich derzeit höre, werden Mathematiker sehr gesucht sein. Gut wäre wahrscheinlich, einige Anwendungsbereiche mit abzudecken.

    Alles Gute !


    P.S.: Ich finde diese starke Affinität zwischen Musik und Mathematik immer wieder faszinierend !
     
  11. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Jein - wenn ich interessiert bin und überzeugt von etwas bin, mach' ich das, oder versuchs zumindest.

    Ich kann die Leute, die sich dann für 'zig verschiedene Studiengänge bewerben nicht verstehen. Auch die Vögel, die in der Schule Sport LK wählen und sich dann wundern, dass sie u.a. deshalb bei Maschinenbau nicht genommen werden?!

    kA, ich bin nicht soviel zur Schule gegangen, dadurch war meine Wahl schon etwas eingeschränkt.


    Das läuft hier (TUM) jetzt das erste Jahr mit dem Bachelor. Erstmal muss man Mathe Bachelor machen. Die ersten relevanten Schwerpunkte legt man erst im 5. Semester.

    Was mich immer abschreckt ist die Sorgenlosigkeit vermeintlicher angehender Musiker. Ich kenn da so nen paar Vögel. Gehen nicht viel in die Schule,fallen mehrmals durch, weil sie werden ja Musiker...

    Viele Grüße

    Chris

    PS.: Von einem angehenden Klassischen Klarinettisten habich gehört, die Mucken zahlen dort ziemlich gut. Auch auf Workshops habich von Saxern gehört, die bei Jazz nicht genommen wurden, dass sie dann klassisches Sax studiert haben und damit wohl auch bei Schülern und Eltern besser ankommen, weil das ja "was gscheits" ist?! Kennt da einer der hiesigen Profis beide Seiten?
     
  12. scaramouche

    scaramouche Kann einfach nicht wegbleiben

    Also daß man als Absolvent eines klassischen Studiums bei Schülern/Schülereltern besser "ankommt", halte ich für ein Gerücht, weil die meist gar nicht wissen, daß es da differenzierte Studiengänge gibt!
    Allerdings war es zumindest an meinem Studienort so, daß Didaktik/Methodik im klassischen Studium einen höheren Stellenwert hatte - im Jazz stand doch sehr das eigene Spiel im Vordergrund und weniger die Frage: Wie bring ichs anderen bei...Allerdings möchte ich diese Ansicht nicht verallgemeinern, da es doch sehr vom jeweiligen Dozenten abhängt, welche Inhalte im jeweiligen Studiengang betont werden und welche nicht. Ich würde auch niemandem empfehlen, nur aus solchen "Berechnungen" die klassische Richtung zu wählen, wenn man eigentlich gar nicht zu dieser Musik steht - da wird man sicherlich nicht glücklich mit...

    LG, S.
     
  13. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    kA; das waren zwei, drei Typen. Selbstverständlich haben sie nach eigener Aussage lieber Jazz/Rock/Funk gespielt, aber die meinten es wäre besser ein Klassikstudium, als garkein (Musik-)Studium zu haben.

    Viele Grüße

    Chris
     
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