Realbook, Omnibook und wie sie alle heißen....

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Supersol, 11.Juli.2023.

  1. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leutz,

    Mit denen habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt.....

    Wenn ich das richtig verstehe, ist das eine Sammlung von Standards (= seit vielen Jahren bekannte und immer wieder gespielte Stücke).

    Und die gibt es dann für verschiedene Genres? (Welche denn alle?) Und was ist Omnibook?

    Und auch in transponierten Versionen für die dementsprechenden Instrumente?

    Und wer entscheidet, was da rein kommt ?
    Gibt es dann immer mal Neuauflagen?
     
  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Realbook / Fakebook = Sammlung von Transkriptionen von Standards oder bekannten Stücken in Leadsheet Form.

    Omnibook = Sammlung von transkribierten Solos eines Künstlers.

    Und ab hier wird es unübersichtlich, ob das legal oder sch***egal, richtig oder mit vielen Fehlern und in welchen Stimmen es verfügbar ist. (Und, welche man kaufen muss und welche von Copyshop zu Copyshop weiter gegeben werden).
     
  3. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Hier mal so auf die Schnelle :)

    "The Omnibooks have become the books to turn to when you want to master a particular artist. These comprehensive collections feature the most accurate note-for-note transcriptions for all instrumentalists and are spiral-bound for easy usability. They also include chord symbols, metronome markings, and record information"

    Omnibook Series | Hal Leonard

    Real Books sin transcriptions (mehr oder weniger gut) zue bestimmten Musikstilen

    Realbooks & Fakebooks: Die Übersicht -- Real Books: The overview (michaelsattler.de)
     
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  4. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Aha - okay ....

    Das machen dann irgendwelche Leute diese Transkriptionen oder wo kommen die her?

    Mit Fakebook ist echt dasselbe gemeint? :laugh:...komischer Name ....

    Und die werden viel benutzt diese "books"..?
     
  5. FraRa

    FraRa Ist fast schon zuhause hier

    Das "Real Jazz Book" ist meine "musikalische Bibel". Spiele ich andauernd was draus. Ich habe eine B-flat-Fassung, die aber irgendwie aus Schweden kommt, weswegen in die Kollektion großartiger Jazz-Standards seltsamer Weise ein paar schwedische Nummern eingestreut sind. Daher ergibt sich eigentlich die Frage, ob "Real Jazz Book" eine geschützte Bezeichnung ist. Typisch bei allen Ausgaben scheint mir zumindest der pseudo-handschriftliche Schriftfont zu sein.
     
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  6. heinz

    heinz Kann einfach nicht wegbleiben

    Die Transkriptionen wurden wohl ursprünglich von jazz-dozenten illustrer Colleges wie berklee für deren Schüler gemacht.
    Fakebooks enthalten hauptsächlich pop-rock Songs, realbooks eher jazz Standards.
    Und gebraucht werden die auf jeden Fall, es sei denn du kennst die Standards auswendig,...
     
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  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Zum Thema Jazz sind das ursprünglich „Hausaufgaben“ von Musikstudenten des Berklee College of Music Boston, die zu einem „RealBook“ zusammengefasst und weitergereicht wurden. Das ist das Real Book. Naja… Es gibt drei Bände Instrumental und einen Vocal.

    Einige Fakebooks (Oberbegriff) sind auch Sammlungen von z.B. Barpianisten oder anderen „Auftragsmusikern“, die sich Noten zusammengesammelt haben, damit sie eine Antwort auf „Ey, spiel mal…“ haben.

    Wegen dem Zusammensammeln von eigentlich dem Spieler nicht bekannten Noten… Ein unbekanntes Stück runterspielen ist eine Sache, es „können“ eine andere. Da faked man sich schon mal durch den Gig.

    Kommt drauf an, wen man fragt. Einige sagen zu viel

    Jedenfalls sind Jazz Jam Sessions, bei denen erstmal wild im Fakebook geblättert werden muss, meistens eher wenig erleuchtet. Da geht’s dann schon mal darum, welche Version „recht“ hat. Es gibt bei den „RealBooks“ inzwischen sechs. Fünf sind Copyware… und die sechste Ausgabe von Hal Leonard finde ich erstens fürchterlich gesetzt und zweitens halte ich die These, alle Stücke wären „vom Komponisten geprüft und freigegeben“ für extrem steil … als könnte Charlie Parker noch etwas freigeben.

    Als Startpunkt, um sich ein Stück zu erarbeiten, kann man sowas schon hernehmen (viel besser - aber auch viel anstrengender - ist es, sich ein Stück von einer Aufnahme selbst abzuhören und nachzuspielen).
    Als Mittelweg: Ich gleiche gerne verschiedene Fakebooks sowie iReal Changes miteinander ab und höre mir die (eine) Aufnahme an.
    Daraus entsteht ein eigenes Leadsheet, das ich erstens gut lesen kann und das zweitens so nah wie es mir möglich ist, an die Aufnahme kommt (und dann auch noch bei den Akkordfolgen für mich Sinn ergibt). Das übt…
    Als Nebeneffekt habe ich dann Noten, die meine eigenen sind und mein eigenes Arrangement darstellen - damit bin ich bin die leidige „Originalnoten“ Diskussion los.
    Das Urheberrecht für die Musik und den Text sind nochmal andere Themen und selbstverständlich zu berücksichtigen.
     
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  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Meines Wissens hat der Name einen anderen Ursprung. "Fake books" waren illegale handgeschriebene Sammlungen von urheberrechtlich geschützten Standards in Form von lead sheets, die jeder Jazzer täglich brauchte, die man in dieser Form aber nicht kaufen konnte. Selbsthilfe - später als Ringbuch oder geheftet, aber lange Zeit nur als Kopien und illegal, bis Hal Leonhard das Geschäft witterte. Von da an "Real Book".
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Also, die Fakebooks kenne ich nicht nur bei den Jazzern (sondern vor allem bei anderen Musikrichtungen) … illegal, je nachdem woher das Material kam, bestimmt - aber vor allem voller Fehler.

    Weshalb die Berklee Kids ja auch irgendwann gesagt haben, das was wir als Krone der (Jazz) Musik aufschreiben ist das Real Thing - also Real Book. So habe ich es gelesen / gehört.

    Bei den Ausgaben 1 - 5 (die auf sicher schon „RealBook“ auf dem Cover stehen hatten) hätte Hal Leonard bestimmt gerne mitgemischt - geklappt hat das erst mit der Ausgabe 6.
     
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  10. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Das ist ja richtig interessant was ihr da alles schreibt. Jetzt weiß ich schon wieder vieles mehr. Vielen Dank für die ausführliche Infos von euch.

    Manchmal denke ich " oh schön, was du schon alles so gelernt hast" und dann denke ich wieder " eigentlich weißt du gar nix" ....

    Ihr spielt die Dinger rauf und runter und vergleicht und optimiert noch Versionen (was das eine Zeit kosten muss) und ich weiß noch nicht mal was das überhaupt genau ist.... na ja - gibt noch viel zu entdecken - muss man positiv sehen sonst kann man ja gleich in den Sack hauen :D....
     
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  11. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Die Geschichte mit den Real- bzw Fakebooks kenne ich von Siggi Busch (Jazzkontrabassist und Träger einer Professur an der UDK Berlin, vermutlich mittlerweile im Ruhestand). In ungefährer Erinnerung seiner Geschichte (ist lange her) lief das ungefähr so ab:

    Fakebooks nannte man die privaten Stückesammlungen der Jazzmusiker, die sie in Ermangelung gedruckter Noten von Platten abhörten und aufschrieben.
    Fakebooks deshalb genannt, weil es Kopien bekannter Stücke waren, und nicht Orginale.
    Der Bassist Steve Swallow hatte eine besonders umfangreiche Sammlung. Bei einem Treffen zwischen ihm und Siggi Busch ergab sich, das er, Steve eine Weile weg war, seine Stückesammlung aber im Raum liess. Siggi schnappte sich die Noten und kopierte sie komplett, lieferte später weitere Kopien an Jazzer in Europa. Das wurde dann zum Realbook (meiner Erinnerung nach von Siggi selbst so betitelt), der Titel ist ironisch gemeint (also das Gegenteil von Fakebook).
    Das Realbook wurde schnell zum Standard, fand seinen Weg in die USA - und wieder zurück nach Europa, mit all seinen Fehlern, wie Siggi anmerkte.
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Die in einem Omnibook enthaltenen Solos sind in der Regel komplett von einem Berufs- oder Amateurmusiker transkribiert worden. Das Parker Omnibook 2 bspw. von Doc Stewart, einem US-Arzt und Hobbi-Saxophonisten.
    Die Omnibooks haben in aller Regel einige Fehler, was bei Realbooks eher seltener ist, aber auch verständlich erscheint, da die Omnibooks viel mehr Noten und komplizierte Phrasen enthalten.
     
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  13. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ist alles Lernzeit. Wenn ich unzuverlässige Versionen überprüfen muss, lerne ich mehr, als wenn mir jemand was 100 %iges vorlegt, das ich ungeprüft abspule.
     
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  14. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Wir müssen auch nicht alle das wissen, was hier einige wissen.
    Und ich bin mit sicher, nur wenige "spielen die Dinger rauf und runter" und "vergleichen und optimieren noch Versionen".

    Cheerio
    tmb
     
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  15. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das Problem ist ja oft, daß es gar nicht unzuverlässige Versionen sind, sondern jeder Spieler gerne an den Songs was verändert und je nachdem welche Aufnahme, ist die Tonart anders oder die Melodie oder die Akkorde etc. etc. etc.
    Deswegen gibt es ja oft gar nicht die genaue Version eines Songs und die Noten in einem Realbook beziehen sich genau auf eine bestimmte Aufnahme (selten genug wird erwähnt auf welche). Die ultimative genaue ursprüngliche Version eines Titels zu finden ist so unmöglich wie die exakten genauen Changes von Rhythm Changes zu definieren oder den heiligen Gral zu finden.
     
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  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Je mehr du weißt, desto mehr weißt du wie wenig du weißt.

    Das Problem ist halt wenn die Songs aus unterschiedlichen Büchern gelernt oder gespielt werden, dann passiert es auch mal, daß man total andere Akkorde oder sogar eine andere Tonart gelernt hat und das kann zu Überraschungen führen. Deswegen ist es oft notwendig vor dem Zusammenspiel sich entweder gut abzusprechen oder gleiche Noten zu verwenden oder die Ohren weit auf machen.
     
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  17. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Ja - das ist mal wieder so ein wahrer Spruch :)
     
  18. Silver

    Silver Strebt nach Höherem


    „Realbook“ ist ein Album von Steve Swallow von 1994 das sich im Cover auf die ikonische Wortmarke der RealBooks bezieht aber ausschließlich Originals von Swallow enthält.

    Die ursprünglichen Transskriptionen im RealBook (späte 1960er / frühe 1970er) kommen ziemlich sicher von Berklee Studenten, wie ich oben geschrieben habe. Steve Swallow war Professor in Berklee (1974-76) und hat die Sammlung von Transkriptionen seiner Studenten gefördert sowie mehrere Stücke von ihm selbst und seinem Kumpel Paul Bley beigesteuert.

    Die ganze Geschichte inklusive Verbatim-Zitaten von Swallow gibt’s bei Wiki (Englisch): https://en.m.wikipedia.org/wiki/Real_Book

    Die Story von Sigi Busch halte ich - bei aller Wertschätzung - für das, was man in Küstenorten als „Seemannsgarn“ bezeichnet.


    Naja, ich spiele die Dinger auf keinen Fall „rauf und runter“ sondern suche mir ganz gezielt Quellenmaterial zusammen, wenn ich mir ein neues Stück draufschaffen will. Das kostet zwar pro neuem Stück ein bisschen Zeit - aber die ist gleichzeitig auch Lernzeit.
    Einfach etwas runterspielen, was als Notenmaterial vor meine Nase kommt mache ich schlimmstenfalls in der BigBand.

    Von den ca. 1.000 Stücken, die in meinen diversen Jazz-Fakebooks so herumschimmeln habe ich an vielleicht 150 gearbeitet und knapp 100 würde ich als „geht weitgehend unfallfrei“ einordnen. Wirklich beherrschen…? Vielleicht 10 oder 15.

    Die Noten irgendwie runterspielen, ohne dass es doll quietscht…? Von den ca. 1.000 vielleicht 300-400. Aber schön wird das nicht.

    Ein ganz anderer Fall sind die Onmibooks. Da beiße ich mich an sehr kleinen Ausschnitten fest (z.b. praktisch jede 4-8 Takte Charlie Parker Solo sind eine intensive Masterclass in Bebop, wenn man das will) oder schaue mir an, wie Dexter Gordon ein Solo aufbaut oder sowas. Dadurch kann man lernen, warum die großen Meister so geil klingen … und vielleicht ein bisschen was für sich selbst mitnehmen.

    Das geht auch mit den diversen Transkriptionen von Rock und Pop Größen. Auch da gibt es jede Menge echte Virtuosen und „Geilklinger“, selbst wenn die eigentliche Musik … ähem … weniger vielschichtig ist, als Jazz.

    Egal, wie man es dreht oder wendet: Je mehr ich lerne, desto besser weiß sich, was ich alles noch nicht kann. Oder weiß.
     
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  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das würde ich genau andersherum sehen.
    RealBooks/Fakebooks sind voller Fehler, speziell bei Changes aber auch bei einer großen Zahl von Tönen, Tonwerten/Pausen und (fehlenden) Versetzungszeichen in der Melodie. Von der Form ganz zu schweigen.

    Omnibooks bzw. Transkriptionsbücher sind nicht fehlerfrei aber die Menge und Komplexität von Informationen ist bei aller Sorgfalt manchmal schwierig darzustellen. Erinnerst Du Dich noch an Deine eigenen Transkriptionen, die Du vor ein paar Jahren hier zur Diskussion gestellt hast? Du hattest versucht, möglichst präzise zu transkribieren und das Ergebnis war ziemlich unübersichtlich.
    Insofern ist jede Transkription ein Kompromiss und damit „eigentlich“ ein Fehler. Dafür geben fast alle Transkriptionen die genaue Aufnahme an, mit der man dann mitlesen oder mitspielen kann.
    Ob es mir dann gelingt Ko-Ko bei 300 Sachen auch nur mitzulesen (und eventuelle Fehler zu erkennen) ist nochmal eine andere Sache.
     
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  20. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Die Geschichte von Sigi Busch habe ich von ihm persönlich gehört, in einer Vorlesung oä.
    Das schliesst natürlich "Seemansgarn" nicht aus, ich meine aber, das hat er nicht nötig, und ist auch nicht der Typ dafür.
    Die anderen Sachen, die du anführst, scheinen mir nicht widersprüchlich zu sein.
     
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