Rhythmus und Tempo beim Üben

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 28.August.2023.

  1. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Manchmal ist es gut, zu den Wurzeln zu gehen, und ich finde, dass Lorenz Hargassner die Übungen von Lennie Niehaus gut vermittelt:



    Die Exercises findet man zum parallelen Anschauen z.B. hier.

    lennie niehaus exercise 1

    Das kann sich jeder Anschauen, deshalb ist auch das Teilen des Links legal. Trotzdem empfehle ich Anfängern, es nicht beim Anschauen zu belassen, sondern die Bücher von Lennie Niehaus anzuschaffen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Allein die konsequente Aneignung der Artikulation ("- dah, ^dat, › tat") und ihre bewusste Verwendung hilft.

    Das Tempo auf der CD (ich habe auch die alte Ausgabe ohne CD) soll wohl etwas zu schnell sein, deshalb empfiehlt und spielt Lorenz 100 bpm auf Viertel bzw. 50 bpm auf Halbe (2 und 4!). Drum Grooves als Schleife sind natürlich einladender als "nur" Metronom. Da findet sich bestimmt auch einiges im Netz.

    Übrigens lohnt sich mal der Versuch, ob man die Artikulation auch bei 160 oder sogar 200 bpm auf die Kette bekommt. Dann merkt man auch, wie allmählich der triolische Gedanke wieder zu "geraden" Achteln changiert.
     
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Es gibt eine neuere Arbeit, die war glaub ich auch nicht schlecht publiziert, gab hier und auf SOTW Threads dazu, muss ich mal raussuchen. Leider war der Artikel ohne Hörbeispiele publiziert. Es wurden aber viele Test-Hörer (Jazz-Musiker und -Hörer) zu Hörbeispielen befragt, ob sie swingen oder nicht. Die Essenz war, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dass nicht die Position des zweiten Achtels entscheidet oder die Swing-Ratio (wie binär oder ternär oder dazwischen), sondern das Delay der ersten Achtel im Vergleich zum Beat!
    Ein konkretes Maß an Laid-back der Töne auf den Schlag, nicht zu viel und nicht zu wenig, war bei Achtelketten offenbar der kleinste gemeinsame Nenner bei den unterschiedlichen Hörern zur Definition dessen, was swingt und was nicht.
     
  3. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Das sind ja gute Nachrichten für mich als notorischen laid-back-Spieler
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Danke für die Erklärung. Das macht schon Sinn. Auch wenn ich Swing in halftime denke, und trotzdem manchmal nicht so swinge wie ich es gern täte…

    Aber ich merke es bei schwierigeren Funk- oder Latin-Titeln, bei denen ich in Vierteln denke, bei komplexen 16tel Rhythmen vielleicht sogar kurz mal in Achteln, obwohl das Tempo in halben gedacht werden will. Da bin ich zu unreif, sozusagen.
     
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

  6. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Warum?
    Ich habe bei meinen Dozentnen gelernt, ob 1 un3 oder 2 und 4 ist total egal, wenn es swingt. 2 und 4 sorgt null dafür, daß es besser swingt. Wenn es auf 1 und 3 nicht swingt, swingt es auch nicht auf 2 und 4.
     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das empirisch zu erfassen ist kompletter Unfug. A) ist es tempoabhängig B) ist es bei jedem Spieler etwas anders. Das dann im Satz auf einen Nenner zu bringen ist gar nicht so leicht. Das aber mit einer Schablone zu vereinheintlichen wird zu nichts führen.
     
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wobei man dann wieder auch da diskutieren kann, ob die Aritkulation so wie sie von Niehaus notiert wurde sinnvoll ist. Und wenn ich an die Bluesetüdenaufnahmen zu Aebersold von Niehaus denke, wird mir was time etc. angeht etwas mulmig (es macht schon Sinn warum bei späteren Heften Fishmann die Etüden einspielt und nicht Niehaus).
     
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich habe mir den Artikel mal zu Gemüte geführt und verstehe jetzt, was gemeint ist. Weg vom Viertelfeeling hin zum Halbefeeling. Kenne ich gut, da ich ja vornehmlich Latinmusik spiele und die wird nicht ohne Grund im Allabrevetakt notiert.

    Rein rechnerisch tut sich aber zwischen 1 & 3 und 2 & 4 nichts. Die Variante des 2 und 4 übertragen auf Halbefeeling ist daher, so habe ich es mal gelernt, nur auf 3 zu zählen.

    Grundsätzlich gebe ich Dir da Recht. Es ist aber für etwas weniger versierte Musiker durchaus hilfreich, sich von den schweren Zählzeiten mal zu lösen.

    Ich erinnere mich an meine Anfangszeiten in der Salsa. Im Timbalessolo kam ich immer raus, das war mir zu vertrackt. Dann zählte ich mal statt 1 & 3 auf 2 & 4 und hatte keine Probleme mehr.

    Gruß,
    Otfried
     
  10. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich war heute bei Matthias Schubert, der mir (unter anderem) folgende nützliche Übung mitgab:

    Metronom auf 40 oder 50 bpm.

    Dann alle möglichen Synkopen und rhythmischen Patterns zu diesem Beat spielen und versuchen, nicht den Beat im Fühlen zu unterteilen (was für mich aber erstmal nötig ist).
    Beispiel: 50 bpm, immer einen Ton, der eine Viertel lang ist, eine Sechzehntel nach dem Beat anfangen.
    Usw usf, aber eben möglichst ohne die Eselsbrücke, die ich aufgeschrieben habe.
     
    The Z gefällt das.
  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Heute habe ich mal in Verbindung mit einigen Hinweisen Matthias' bezüglich der Artikulation und Ansprache der Töne intensiver auf die rhythmische Ebene geachtet. Mir ist dabei aufgefallen, dass viele Tenoristen, deren Swing mich anspricht (darunter Lester Young und Eddie Davis) am unteren Ende des Horns deutlich mehr laid back sind als am oberen Ende, wo sie mitunter ahead spielen.

    Wenn man sich die Physik des Saxophonspielens anschaut, leuchtet das auch ein.

    Interessant ist speziell Charlie Parker, der meisten etwas schneller als die Band spielt, aber trotzdem sehr swingt - entgegen der Theorie. der Swing komme vor allem durch die Verzögerung der auf den Schlag fallenden Töne.

    Don Byas spielt auch ein wenig ahead of the beat.
    Noch so ein grandios vernachlässigter Spitzensaxophonist.
     
  12. Matthias Wendt

    Matthias Wendt Ist fast schon zuhause hier

    Meiner Meinung nach gibts recht viele Bigbands, die vor der Zeit spielen, nicht nur Glen Miller, auch zb.

    laut Wiki eine der ersten weißen Swingbands überhaupt.
    Gibt es eigentlich eine allgemein akzeptierte Definition des Swing und spielt da das Spielen vor oder nach der Zeit eine Rolle? Oder ist bloß gemeinsames Merkmal, dass man nur ja nicht auf der Zeit spielen darf wie weiland James Last?
     
  13. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Laut obig zitierter Studie war wohl der gemeinsame Nenner von den meisten Testhörern als swingend empfundener Phrasen ein beginnen der eigentlich auf dem Schlag liegenden Töne kurz nach diesem. Das kann man mit der Übung von Matthias Schubert, wie ich sie beschrieben habe, gut nachfühlen.
    Kurz nach dem Beat hüpft der Ton, kurz davor fällt er.
     
    giuseppe und Matthias Wendt gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden