Saxophon quietscht bei den hohen Tönen!

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Rumpelsweet, 23.April.2011.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, ein Thema ohne Ende, der "richtige" Ansatz. Und so ungeheuer schwer zu beschreiben, weil dauernd Missverständnisse im Weg liegen. Das "ch" ganz weit unten im Hals ist so ein missverständlicher Erklärungsversuch. Es gibt dutzende von "ch"s, im Extremen zum Beispiel das in Chili oder das in Loch. Einmal wird der Luftkanal mit der Zungenspitze und ihren Seiten verengt, ein anderes Mal tief unten mit der Zungenwurzel (weiß nicht, wie mal den Bereich nennt). Beide Zungenstellungen scheinen mir für eine gelungene Tonbildung problematisch.
    Vokale scheinen mir besser geeignet, Zungenstellungen zu beschreiben. Vom "o" im Loch, wohl der dunkelste Vokal, den wie haben, bis zum zweiten "i" in Chili kann ich alle Stellungen gebrauchen, je nach der gewünschten Tonhöhe.

    Dann die Diskussion um einen lockeren Ansatz. Ich bin recht sicher, das @Tom Scott 's Ansatz nicht grundlegend verschieden von meinem ist, dennoch bekommen wir uns bei der Beschreibung immer wieder in die Haare. Ich denke, es liegt an der unterschiedlichen Selbstbeobachtung und ja, immer wieder auch an den gewählten Worten und gar nicht am Ansatz selbst.

    Was zum Beispiel heißt "lockerer Ansatz"? Das Wort locker bedeutet lose, nicht angespannt. Wenn ich meine Unterlippe völlig entspanne und sie nur leicht mit dem Zeigefinger nach unten drücke, dann liegen meine Zähne frei und die Zeigefingerspitze berührt das untere Zahnfleisch. Mit dieser Art von Lockerheit kann man nicht Saxophon spielen.

    Ich behalte den Druck des Fingers bei spanne die Unterlippe an und drücke von unten gegen den leichten Fingerdruck. Nun kann ich die Höhe des Fingers beeinflussen. Drücke ich feste, so schiebe ich ihn bis zur Oberlippe hoch. Das entspricht einem festen Ansatz. Lasse ich dann den Druck kontrolliert nach, so komme ich irgendwo zu dem Druck, den ich beim Ansatz als geeignet empfinde.
    Die Kraft der Unterlippe benutze ich also nicht zum Drücken, sondern zum kontrollierten Halten. Ist das gleiche Gefühl wie in der Bauchmuskulatur bei guter Stütze. Auch diese brauche ich nicht zum Drücken, sondern zum kontrollierten Halten. Würde ich drücken, ginge sofort die ganze Luft heraus. Würde ich keine Bauchmuskulatur haben, so könnte ich nicht kontrolliert die Luft ablassen.

    Zwei Anmerkungen von @Tom Scott im Jazz TotM halte ich für gut: Einmal die Mundwinkel, die tendenziell eher nach unten gezogen sind und die Bemerkung, dass es problematisch ist, sich ständig im Bereich der Subtones zu bewegen, ohne vorher volle schöne Töne gespielt zu haben.

    Dieser weiche Sound ist bei vielen Spielern beliebt und ich verstehe, dass man schnell zu "seinem" Sound finden will. Einen schönen Sound findet man aber nur, wenn man in der Lage ist, verschiedenste Sounds auf dem Instrument zu kreieren. Offen, laut, leise, quäkig, mittig, spitz, dunkel oder auch ganz weich und warm. Wenn man das Repertoire drauf hat, dann hat man die Möglichkeit, den eigenen Sound nach Belieben zu formulieren.
     
  2. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Offen und laut kann ich ziemlich gut. So spielen wir meistens im Unterricht und bei der Quartett-Probe. So übe/spiele ich auch Etüden.
    Quäkig, mittig und spitz hatte ich sicher ungewollt zu Beginn meiner "Sax-Karriere" :cool: Gefällt mir überhaupt nicht.
    Dunkel, weich und warm geht manchmal schon ganz brauchbar bei mir. Allerdings habe ich mir hier die Unart des "pffffffffffffs" beim Anstoß angewöhnt. Es gab mal eine Zeit, da stand ich total auf dieses subtonige Gesumsele.
    Mittlerweile nervt es mich fast nur noch.
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Bestens.

    Wie ist es mit offen und leise?

    Auch wenn der Sound mir nicht gefällt, versuche ich trotzdem, solche Sounds zu kreieren. Einmal, weil es mich interessiert, was so geht und zum anderen, weil ich mir dadurch verspreche, die Klangerzeugung noch besser zu verstehen und zu verinnerlichen.
     
  4. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Wieso brauche ich ein starkes Blatt, um hohe Töne bzw. Altísimo zu spielen?
    Verstehe ich nicht. Ich sehe das so: kannst du es auf einen leichteren Blatt, gelingt es dir erst recht auf einem schwereren. 3er kommen mir nicht mehr in den Schnabel. Die Zeiten sind vorbei. Ach ja, ich spiele ohne zu quietschen und spiele mit unverkrampften Ansatz leicht zum D4. Allerdings spiele ich zur Zeit auch nervig viele Subtones. Mein Horn ist undicht... :(
     
  5. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Offen und leise bzw. in gemäßigter Lautstärke ist bei Etüden meine bevorzugte Spielart. Leise vor allem deswegen, weil ich meinen Kundinnen nicht auf die Nerven gehen möchte. Die sollen ja wiederkommen :)

    Ich habe das große Privileg, dass ich mein Hobby in einem separaten Häuschen ausüben kann. (Das kleine, das auf der linken Bildseite quer steht.)
    In diesem befinden sich zwei Zimmer. Das eine ist ein Gästezimmer für private Besuche und das andere habe ich mir als Musikzimmer eingerichtet.

    Luftbild_Ausschnitt_neu.jpg

    Wenn ich laut spiele, beschalle ich zwangsweise die Damen, die sich auf der Liegewiese aufhalten.
    Unterricht habe ich in einem riesigen Proberaum einer Stadtkapelle. Dort können wir auch ppp (pressure, pressure, pressure :) ) spielen
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, das kommt ja in erster Linie auf das Mundstück an. Auf Mundstücken mit geringer Öffnung und 1 1/2er Blätter kann ich (wenn ich mich recht erinnere) die Palmkeytöne nur schwerlich spielen.
     
  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Jo, genau.
    Ich kann zwei Videos mit Bob Sheppard von mymusicmasterclass in dem Zusammenhang empfehlen:

    Bob Sheppard
     
  8. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Probiere es aus... :D
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Werde ich tun, wenn sich die Gelegenheit gibt. Wie es beim Tenor ist, kann ich nicht sagen. Die Öffnung ist per se größer und die Töne weniger hoch. Beim Alt stößt du da schneller an die Grenze des Machbaren. Beim Sopran geht es gar nicht, würde ich vermuten.

    Hat doch sicher hier solche Blätter und solche Mundstücke. Könnte er dann mal probieren.
     
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