Schnell spielen und Muskelgedächtnis

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 3.September.2023.

  1. -j.

    -j. Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich habe seit Jaaaahren eine kleine "Bibliothek" von ca. einem Dutzend-plus licks -- die meisten ueber II-V-I -- die ich am Anfang jeder Uebungssession mal anspiele, zum Aufwaermen. Obwohl ich schon so lange die gleiche Routine haben, bin ich immer wieder frustriert, wie selten ich die (mehr oder weniger) bewusst in meine Improvisationen einbauen kann.

    Und dann, so alle paar Monate, schwuppdiwupp, tauchen ploetzlich ein, zwei solcher licks auf, entweder in der big band Probe oder wenn ich zu Aebersold jamme, ohne dass ich extra drauf hingesteuert haette. Wiesoweshalbwarum, ist mir auch ein Raetsel...

    Irgendwie erinnert mich die Diskussion hier an das beruehmte Zitat von Paul Desmond: "I tried practicing for a few weeks and ended up playing too fast" :happy:...

    -j.
     
    _Re_, kindofblue, Jazzica und 3 anderen gefällt das.
  2. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Will mal so sagen: Auch das Nichtkönnen muss man können!:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.September.2023
  3. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Paul Desmond ist in puncto technischer Beherrschung des Instruments durchaus nicht zu unterschätzen.

    Das ist jetzt etwas off-topic, aber ich habe oft das Gefühl, dass es heute zwar viel mehr Spieler gibt, die in Sachen Technik einen Charlie Parker oder Paul Desmond oder oder oder in die Tasche stecken können, dass davon aber nur wenige für mich interessant und "persönlich klingen" (Eric Alexander, Brad Leali, Patrick Bartley oder Harry Allen sind da z.B. positive Ausnahmen).

    Besonders interessant in Sachen Technik bleibt immer Sonny Stitt, bei dem ich nie irgendetwas korrigieren wollen könnte, der klingt, als hätte der das Instrument vollkommen unter Kontrolle (was ich von Bird oder Desmond trotz aller Verehrung nicht immer sagen würde), der eine Art Gehirnchirurgenästhetik mitbringt - und trotzdem so lebendig und kreativ spielt.
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Aber auch dies muss gelernt sein! Ich habe dies unter dem Titel “Die Kunst des Weglassens und Vereinfachens im Zusammenspiel” mit Schülern geübt.

    Ich würde es eher als Überlebensstrategie bezeichnen.

    Es gibt einfach als Amateur in Ensemble immer wieder Passagen, die für uns fast “unspielbar” sind.

    Als Multiinstrumentalist kommst du noch schneller in diese Situation.
     
  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Unbedingt! Das ist essentiell in einer Band. Wenn‘s mal hakelt, muss man sich elegant durchmogeln können.

    CzG

    Dreas
     
  6. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nun, du scheinst nach deiner Nennung der Musiker einen bestimmten älteren Stil zu bevorzugen.

    Mir wäre dies “zu eng”.

    Nur ein Altist, den ich für mich entdeckt hatte:





     
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Oft ist schnelles Spielen auch eine Frage des entsprechenden Denkens. Kommt der Kopf nicht mit, gerade was Improvisation angeht, kann das schon schwierig werden. Und auch das Ohr und die Fähigkeit innerlich zu hören was man spielt ist bei hohen Tempi sehr relevant. Selbst wenn die Finger technisch schnell genug sind, wenn der Kopf es nicht ist, sind die Probleme vorprogrammiert. Auch kann man eine bestimmte Phrase sonst wie oft üben manchmal ist das Tempo nicht in kurzer Zeit zu knacken, sondern es dauert sehr sehr lange und wird erst mit allgemein weiterentwickelten Spielfertigkeiten besser, die sich halt nicht kurzfristig erzwingen lassen.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich verstehe nicht ganz, worauf du damit hinausmöchtest, um es mal so direkt, aber nicht böse gemeint auszudrücken.
    Die Musiker in den Videos finde ich erstmal interessant, aber ich empfinde diese Musik nicht als sonderlich freier in ihrer Form oder Rhythmik als ,,die alte Firma". Mir fällt eben nur auf, dass die Harmonik dissonanter und die Melodien (für meine Ohren) weniger schlüssig, sangbar klingen.

    Vielleicht ist ja das auch der Unterschied, um den es dir und mir bei unseren Vorlieben geht, dass ich nämlich nur Musik gern höre, die sangbar und melodisch ist, die dem idiom entsprechende, klischeehafte Elemente und etwas Melodramatisches hat.
    Was du da verlinkt hast wäre für mich deswegen eher weniger interessant, weil ich mich beim Hören völlig auf mein Bauchgefühl einlassen müsste, nicht mehr verstünde, warum ich was wie empfinde.
    Bei einem Parkersolo etwa kann ich relativ gut meine emotionalen Reaktionen reflektieren und auf das, was konkret zu diesem und jenen Zeitpunkt gespielt hat zurückführen.
    Wobei ich eben viel mehr Erfahrung mit Parkersoli habe als mit dem Altisten im Video.
     
    Bereckis gefällt das.
  9. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Du hast mit allem, was du sagst, völlig Recht, und wahrscheinlich gibt es fast niemanden im Forum (ich gehöre auch zu den Sündern), der genug passiv (Immersion, Hörerfahrungen) und aktiv (Gehörbildung, Singen) hört.

    Allein scheint es mir doch interessant, dass ich einen kleinen Tonleiterausschnitt jetzt zwei Monate lang täglich 10 Minuten auf der Querflöte rauf und runter gespielt habe, in Vierteln bei 60 bpm.
    Ich kann diesen Tonleiterausschnitt auch innerlich gut hören, er ist ein ziemliches Klischee (über E-7b5 von der Root zur b5 und zurück), dennoch will er nicht im hohen Tempo so, wie ich es will.
    Teilweise liegt das natürlich am Unterschied in Sachen Luft und Voicing, wenn man Querflöte und Saxophon vergleicht.
    Auch auf der Querflöte bin ich aber nicht mit der Sauberkeit zufrieden, was doch recht interessant ist.

    Ich suche hier auch keine Lösung dafür, wie gesagt, ich habe niemanden, der mir vorschreibt, ich müsste diesen (halben) ,,Lick" schnell spielen können, ich wundere mich aber über mein Gehirn und frage mich, wie selbiges wohl operiert.
     
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wir enthalten uns bei @Dreas ? Ich freue mich.

    “Vielleicht ist ja das auch der Unterschied, um den es dir und mir bei unseren Vorlieben geht, dass ich nämlich nur Musik gern höre, die sangbar und melodisch ist, die dem idiom entsprechende, klischeehafte Elemente und etwas Melodramatisches hat.”

    Dies hätte ich ähnlich bei dir vermutet. Positiv gemeint!

    Es erinnert mich an einen Workshop mit Steve Lacy (Sopransax) in Darmstadt. Da wurde er gefragt, warum er so langsam spielen würde. Seine Antwort war, dass es keinen Sinn machen würde, schnell zu spielen, weil dann das Publikum nicht in der Lage wäre, jeden einzelnen Ton zu verfolgen.

    Ich habe bei meinem Lehrer lange aus Parkers Omnibook in Eb Swing-Phrasierungen geübt. Als ich die Originalmusik erstmalig hörte, war ich entsetzt, u.a. weil ich die geübten Stücke aufgrund der Geschwindigkeit nicht mal ansatzweise in den Noten verfolgen konnte.

    Die Frage, ob Parker sangbar und melodisch spielte, hängt sicherlich von der Fähigkeit des Zuhörers ab.

    Für viele Dixielandmusiker hört der Jazz mit dem Swing auf. Seufz.

    Wenn ich Kompositionen u.a. von Maurice Ravel, Igor Stravinsky … höre, verstehe ich fast nichts, reagiere aber sehr emotional. Ich liebe diese Musik.

    Dies finde ich spannend. Wenn ich etwas verstanden habe, dann wird es für mich langweilig und “kitschig”. Dennoch verstehe ich dich; denn du möchtest es spielen und nutzen können.

    Ich gehe davon aus, dass ein Miguel Zenon Parker, Coltrane, Brecker … intensiv studiert hat und dann seine eigene Sprache gefunden hat.

    Ich freue mich, dich bei @Dreas zu treffen! Vielleicht kann ich dich bei einigen Stücken (Bossa oder Balladen) auf dem Bass begleiten?
     
  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Beim Straßenmusik spielen merkt man so richtig, wie viel man noch zu lernen hat, da keine Bluetoothbox o.ä. erlaubt sind und man also wirklich keine Fehler irgendwie kaschieren kann und dabei noch ständig in der Öffentlichkeit ist. Ziemlich coole Erfahrung :cool:
     
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