Schnelles spielen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von kindofblue, 30.Dezember.2018.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich hätte da auch noch eine Nebenbaustelle, die für mich aber damals im Kontext Schnellspielen durchaus relevant war. Anfang 2015, als wir das Abstract Truth Album aufgenommen haben, war eine meiner großen Baustellen, geschwindigkeitsmäßig überhaupt an die 250 BPM ranzukommen (also Achtelketten ähnlich wie in dem verlinkten Beispiel). Einige Monate vor dem Aufnahmetermin wechselte ich (als ziemlich konsequente Nicht-Wechslerin) auf ein anderes Mundstück, und dieses gab mir tatsächlich noch mal einen Geschwindigkeitsboost, so dass ich plötzlich in der Lage war, die betreffenden Phrasen tatsächlich in der Zielgeschwindigkeit zu artikulieren und nicht nur irgendwie durchzuschludern..
    Will sagen, das kann ein Aspekt sein, muss aber nicht...
    LG Juju
     
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  2. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Joo, dass wollte ich damit ausdrücken, kam vielleicht bisserl missverständlich rüber.
     
  3. sax.bamboo

    sax.bamboo Schaut öfter mal vorbei

    Ich glaube, daß wir langsam zu des Pudels Kern kommen. Der sanfte Kontakt der Finger mit den Drückern (welche das auch immer sein solten) ist sicher keine hinreichende Voraussetzung zum schnellen Spielen, hilft aber enorm. Dazu noch ein paar Gedanken: Wenn die Finger im "Ruhezustand" locker auf den Drückern ruhen, brucht man nur einen Alternativzustand zu denken (und auch auszuführen) nämlich "gedrückt". Nicht gedrückt ergibt sich automatisch. Damit braucht das Hirn zusammen mit dem Rest nur die Hälfte an Arbeit zu leisten, die andere Hälfte machen die Federn. Beim Maschineschreiben ist das sehr ähnlich.
    Es hilft hier auch, die Klappen als Verlängerung der Finger zu denken und die Endposition anzusteuern (also Klappe betätigt). Das wird auch gerne beim Klavier für die Taste so gelehrt und hilft auch tatsächlich. Damit das sehr gut funktioniert, brauchen wir aber auch ein sehr gut deckendes Horn. Wenn wir hier zu viel Kraft benötigen, bremsen wir uns ein, wir kommen auch gar nicht erst da hin, die gerade so geschlossene Klappe als soche zu erfühlen.
    Nun reicht das aber noch lange nicht, schnell spielen zu können. Damit man Passagen schnell spielen kann, muß man sie überhaupt spielen können. Und dazu muß man sie lesen können. Sowohl das schnelle lesen wie auch das schnelle spielen bringt unser Gehirn sehr schell an die Grenze, wenn das alles im Großhirn verarbeitet werden sollte. Das ist nämlich grottenlangsam und kann nur sequentiell arbeiten. Deshalb müssen wir "Programme" anlegen, die als abrufbare Einheiten verfügbar sind. Die müssen dann nicht mehr vollständig gedacht werden. Das passiert beim Fahrradfahren auch. wenn wir nämlich darüber nachdenken müßten, was wir tun müssen, um nicht umzufallen, lägen wir längst. Gelegentlich wird auch von "in das Unterbewußtsein absinken lassen" gesprochen. Das geht sogar soweit, daß wir uns bestimmte "Reflexe" antrainieren können und diese dann zur Ausführung noch nicht mal in das Großhirn müssen, sondern auf bestimmte Wahrnehmungen hin direkt ausgelöst werden können. Das geht dann richtig schnell. ein häufig gebrauchter Vergleich ist hier auch das Tischtennisspiel. Das ist viel zu schnell, als daß wir die Bewegungen denken könnten.

    Wenn die Passagen lang sind, wird es noch schwieriger. Diese müssen wir, wenn es schnell gehen soll, in handhabbare Pakete unterteilen. Wir können in einem Zug Pakete erfassen, die aus etwa bis zu 5 Elementen bestehen. Diese Pakete müssen einzeln "programmiert" werden. Das geht durch gezielte Wiederholung. Wir lernen um so schneller, je intensiver wir das erleben. Es dürfen aber auch nicht zu viele Dinge gleichzeitig sein, das stört den "Programmiervorgang" eher. erst wenn die Einzelpakete so "automatisiert" worden sind, kann man sie nun zu größeren Einheiten zusammensetzen, die dann ihrerseits wieder ein Paket bilden. so kann man dann baumähnlich die Passagen zusammenbauen. Dabei wird das Bild mit einem komplexen Bewegungsablauf direkt verkoppelt.

    Es erklärt sich hier auch, warum auswendig gelernte oder erhörte Passagen schneller laufen.

    Wer sich intensiver mit den Hintergründen beschäftigen will, oder konkrete Hinweise und Anleitung zu effizientem Üben sucht, dem kann ich nur wärmstens das Buch "Einfach üben" von Gerhard Mantel empfehlen (ISBN 978-3-7957-8724-0). Wer unterhaltsam Einsichten in Erkenntnistheorie, Verhalten und Werkzeuggebrauch des Menschen gewinnen will, dem empfehle ich "Die obere Hälfte des Motorrades". Das hat zwar nicht direkt mit dem Sax was zu tun, aber das Motorrad ist gleichermaßen ein Werkzeug und daher gibt es eine Menge an Parallelitäten.

    So, wem das jetzt zu lang oder verkopft war, der möge es schlicht vergessen. :)
     
  4. Gelöschte Mitglieder 6478

    Gelöschte Mitglieder 6478 Guest

    Drücken ist ja nicht das Problem, das Loslassen ist es. Loslassen und dabei nicht den Finger von der Taste heben. Die Finger tendieren ja zum Wegfliegen, gerade bei Anfängern. Man muss glaub ich lernen, den Punkt zu erreichen wo die Klappe keine Bewegungen nach aussen mehr macht, also stehenbleibt.

    Beim Drücken triffst du auf Widerstand, beim Loslassen auch, aber anders, da is es subtiler.
    Lässt man nicht genug los, bleibt die Klappe bspw. halb geschlossen, das verändert die Luftströmung/Intontation.

    Also langsam Loslassen, dabei die Finger immer an den Tasten, und warten bis die Klappe einrastet, das is der Punkt!
    Edit: Das bezieht sich aufs bloße Üben, also natürlich nicht langsam loslassen wenn man spielt, sonst hat man diese Luftstromveränderungen. Deshalb üb ich sowas gerne trocken, ohne reinzublasen.
    Beim Klavier drückt man nicht, man schlägt an. Großer Unterschied
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 2.Januar.2019
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  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich würde das automatisch analysieren. Dann gehts.
    Vom Blatt geht sich das bei mir nicht mehr aus (mit faken halt :))
    Oder wie ein bekannter Musiker mal gesagt hat: "When the piece gets difficult, make faces..."
     
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  6. kindofblue

    kindofblue Ist fast schon zuhause hier

    Wegen dem individuellen Bewegungsablauf der Finger, würde es helfen, sich mit dem Thema Triller zu beschäftigen?

    kindofgettingthere
     
  7. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Triller würde ich tatsächlich nochmal besonders betrachten. Ein-Finger Triller finde ich gar nicht so schwer.... Aaaaber: ich habe in einem Ensemble-Stück einen Triller von dis auf e - der braucht tatsächlich gesonderte Übung, da muss man zwei Finger koordinieren :eek: was dazu führt, dass der Triller erheblich langsamer ist, als alle anderen Triller in dem Stück (e-f# bzw. f#-g).
    Ansonsten ist Triller wohl der Sonderfall in dem es auf die Geschwindigkeit einzelner Finger ankommt.
    Übrigens, das Thema kommt mir gerade sehr willkommen, da ich (als Anfängerwanze) gerade Tickle-Toe auf Tempo übe. Und erfreulicherweise habe ich eine Version gefunden, die gegenüber der Lester Young Originalversion nochmal schneller ist... ideal, um das schon diskutierte 'schnell hören' zu üben. Ich erlaube mir mal, das Video zu posten und obwohl ich weiter oben behauptet habe, auch im reiferen Alter kann man noch 'schnell werden' - an das Tempo werde ich wahrscheinlich nicht mehr rankommen :oops:


    Wanze
     
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  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Von Dis auf E musst Du aber nur einen Finger bewegen.....den kleinen kannst liegen lassen - aber das weißt Du sicher.
     
  9. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Stimmt. Trotzdem läuft der bei mir wesentlich langsamer als andere Triller (von c-d mal abgesehen). Scheint irgendwie schwieriger den Ringfinger zu lüpfen, wenn der kleine liegenbleibt.

    Grüße,

    Wanze
     
  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem


    Wenn viel Zeit aussenrum ist, kann man mit dem ZF rechts quergelegt die E und F Klappe runterdrücken, und mit dem MF trillern, E auf D oder auch Dis.




    https://swing-jazz-berlin.de/sorano-solo/
     
  11. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    So, nach 6-monatiger Zwangspause spiele auch ich wieder.
    Wie spielt Ihr denn schnell hoch bis zum G```, meinetwegen chromatisch, wenn keine fis-Klappe vorhanden ist? Im normalen Tempo komme ich gut mit den Gabelgriffen hin, aber wirklich richtig schnell bin ich da auf meinem Conn nicht...
     
  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    So, ich widerspreche mir mal jetzt mal.

    Schaut mal, was Paul Desmond da macht....gut er spielt da nicht schnell....aber seine Fingerakrobatik widerspricht jeder Leermeinung, oder?



    CzG

    Dreas
     
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  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das habe ich auch schon öfter bei anderen Saxophonisten gesehen.
    Ich glaube, dass das deren Art und Weise ist "mitzutanzen". Er "flattert" ja auch manchmal mit den Händen ohne irgendwelche Tasten zu drücken - völlig unnötig.
    Ich glaube, dass das das andere Ende der Fahnenstange ist. Die Leute spielen so routiniert und professionell und ohne grossartig darüber nachzudenken, dass die "Ressourcen" für sowas frei sind. Für "Show".

    Wir Anfänger würden uns mit sowas im Weg stehen und uns das Leben schwer machen. Und ich habe für sowas den Kopf nicht frei.
    Zudem soll man es ja erstmal richtig lernen, das verinnerlichen und in der Praxis später macht man dann sowieso sein eigenes Ding draus - aber sicherlich nicht ohne was davon mitgenommen zu haben.
    Meine Idee dazu.
     
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  14. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das bleibt nicht aus - bei 133 Posts ist auch die eine odere andere Leermeinung dabei :cool2:

    Man beachte auch das Schulterrollen. Das soll Verspannungen vorbeugen.
     
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  15. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    die für Anfänger, Feld, Wald und Wiesenspieler nicht schlecht sein muss.

    CzG

    Dreas
     
    Zappalein R.I.P. gefällt das.
  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Stimmt. Leer ist weder gut noch schlecht. Stört nicht weiter.:-P2
     
  17. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nun ja, da Du weist, dass ich „Lehrmeinung“ schreiben wollte, weißt Du auch was ich meinte....;)

    CzG

    Dreas
     
  18. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Klar - aber was du schriebst war deutlich lustiger als was du meintest.:smil3dbd4e29bbcc7:
     
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  19. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Yep...muuuuahhh....:lol:

    CzG

    Dreas
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Den brauchst Du nur, wenn du das Tempo nicht fühlen WILLST, denn sofern Du es nur noch nicht KANNST, bleibt es eine Sache des Lernens. ;)

    Ich meine damit, den Kopf soweit zu bringen, dass man locker lässt - Sicherheit im hohen Tempo gelingt meiner Ansicht nach am besten, wenn man dabei völlig locker bleibt und "ES" spielen lässt (eine Art von Zen: nicht daran denken, sondern den Kopf frei halten). Es ist weiterhin eine Frage des Selbstvertrauens: Keine Angst vor falschen Tönen oder Fehlern - je weniger Angst, desto lockerer bleibt man.
    Und genaue Vorstellung: je besser ich weiß, wie es klingen soll, desto besser kann ich es auch umsetzen. Ich kann dann quasi die Musik aus mir herausströmen lassen über das Instrument, ohne mir Gedanken machen zu müssen, wie ich das jetzt umsetze, mit welcher Hand- oder Fingerhaltung auch immer.
    Sehr viel Kopfsache eben - aber spielerische Routine vorausgesetzt.
     
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