Schnelles spielen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von kindofblue, 30.Dezember.2018.

  1. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Genau hierfür benutze ich diesen Griff. Ich sehen den eher als Hilfsgriff wenn die anderen Beiden nicht gehen.
    Die Fishman-Variante geht bei mir auf dem Bari gar nicht, auf dem Alto schon (mach ich aber trotzdem nicht), beim Bari sind die Drücker weiter auseinander, ein "Rüberrutschen" ist da bei mir unpräzise.
    Ich habe aber auch kleine Hände mit kurzen Wurstfingern.
    Das Seiten Bb hat mir mein Saxlehrer erst wieder nahegelegt, insbesondere bei Abfolgen wie A-Bb-C und ähnliches.
    Bei Abfolgen Bb-F(oder F# oder E) ist für mich das Front-Bb am bequemsten.
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Es gibt immer wieder Situationen, bei denen scheinbar weniger sinnvolle Kombinationen am Ende am besten funktionieren.
    Bei mir, bspw. das Front Bb bei Take Five auf dem Tenor. Theoretisch betrachtet würde ich eher das Seiten Bb spielen.

    Gruß,
    Otfried
     
  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Die Probleme fangen eigentlich erst an, wenn man die Komfortzone der Durtonleitern verlässt und z.B. viel mit den verminderten Leitern oder - noch viel schlimmer - mit chromatischen Enclosures arbeitet. Man muss dann immer wieder neu entscheiden wie man greift.

    Für H-A-Bb habe ich mich z.B. fürs Rutschen entschieden, ein winzig kurzes A muss ausreichen, dass der Zeigefinger den Biskey mit erreicht. Ähnlich arbeite ich auch bei Arpeggios in F# und H-Dur. Der Zeigefinger wechselt ständig zwischen H und Bb, die Töne dazwischen reichen für den Wechsel, ohne dass ich den Fishman machen muss. Bei den entsprechenden Skalen und bei den HTGT-Skalen für E7b9 (= G, Bb, Db) wiederum spiele ich das Seiten-Bb - wobei eine saubere Verbindung "Seiten-Bb <-> Ab" einem viel Arbeit abverlangt.
     
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  4. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Als weitestgehender Autodidakt auf dem Sax profitiere ich sehr von solchen Diskussionen, das mal vorweg.
    Ich habe jetzt für das Stück, das ich gerade übe ("Take Five"), die verschiedenen Bb-Griffe ausprobiert und bleibe bei einer Kombi, die mir im Moment am besten liegt: das Front-Bb und das Seiten-C, das läuft am besten im Thema.
    Meine Übestrategie hat sich so verändert, dass ich erst einmal sehr langsam übe, auch einzelne Abschnitte, dann ins Originaltempo wechsele und mir merke, wo ich rausfliege. Diese Stellen nehme ich mir dann gesondert wieder langsamer vor.
    Im Übrigen gibt es noch eine Fallgrube, in die ich früher und auch jetzt noch reinfalle, wenn ich nicht 100% konzentriert arbeite: wenn ich ein Stück beim Üben zwei oder dreimal an der gleichen Stelle wegen eines "Blockes" abbreche, prägt sich das Gedächtnis das ein und sorgt dafür, dass man bei der kompletten Version im Originaltempo auch an dieser Stelle hakt, obwohl man die Stelle jetzt "drauf" hat. Also bemühe ich mich, trotz "Rausfliegen" dort nicht abzubrechen, sondern zumindest at random noch ein oder zwei Takte weiterzuspielen, bis ich abbreche.
    Ich glaube, dass man irgendwann mal wirklich einen Schritt macht, wenn man die "Ästhetik des Übens" begriffen hat und Spaß daran hat, die Übe-Rituale zu "feiern".
     
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  5. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Spiel das Stück auch von hinten, auch dann umgehst Du die Blockade....

    CzG

    Dreas
     
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  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich habe mir den Spaß am Üben dadurch behalten, dass ich nicht stur technische Übungen mache, rauf und runter. Ich nehme mir bspw. eine Tonart vor, in dem Fall wäre es F-moll, 4 Bb und dann fange ich an, in dieser Tonart zu improvisieren. Erst langsam, dann schneller werdend. Und immer über die technischen Klippen hinweg, die ja bekannt sind, einschließlich aller möglichen BlueNotes und Durchgangstöne.

    Nur Dinge, die dann so gar nicht gehen wollen werden nochmal extra und dann rein technisch systematisch erarbeitet.

    Auf diese Weise Musik machend bekommt man auch Spaß daran, sich den schwierigeren Parts zu widmen. Und das Schöne ist, wenn man dann mal mit Noten konfrontiert wird, dann kann man sie weitgehend schon, braucht sie nur abzurufen. Ich übe niemals Stücke, und das war auch so, als ich noch Klassik gespielt habe, die ich nicht weitgehend prima vista spielen kann.

    Gruß,
    Otfried
     
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  7. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    hört sich gut an
    lg
     
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  8. ppue

    ppue Experte

    Nochmal zu abgespreizten Fingern.

    Meine Aussage, das der Abstand der Finger nicht unbedingt mit deren Schnelligkeit zu tun hat, wird dadurch nicht falsch. Lieber @saxhornet, ich akzeptiere natürlich deine Methodik und sicherlich führt die auch zum Erfolg. Es ist aber deshalb nicht alles andere schlechter oder falsch.

    Finger, die nicht kurz über den Tasten kleben, haben keinen Grund, zu verkrampfen. Auch das Argument, dass mehr Muskelkraft benötigt wird, zieht nicht. Bei lockerem Spiel und wenig Tastendruck habe ich noch keinen Spieler gesehen, der an die Grenzen seiner Muskelkräfte in den Fingern kam.

    Tatsächlich hat das Entfernen der Finger von den Tasten Vorteile. Habe ich schon beschrieben, wird aber ständig ignoriert: Die Taste wird schneller und damit exakter auf den Punkt geschlossen, denn die Beschleunigung des Fingers findet vor der Tastenberührung statt.

    Zweiter Vorteil, weil es ja um Schnelligkeit ging: Beim langsamen Üben geht es dennoch darum, die Klappen schnell zu schließen, exakt auf den Punkt.*
    Die kurzen Wege der Finger, die an der Taste kleben, sind wenig dazu geeignet, die Klappen mit "Schmackes" zu schließen. Der Schließpunkt ist haptisch und akustisch schwerer wahr zu nehmen. Ein "klack" aus drei Zentimeter Höhe ist ein Ereignis, dass sich der Körper besser merken kann. Besser als ein Rumgeeiere im Abstand von vielleicht einem Zentimeter.

    Noch ein Vorteil wurde schon von Otfried genannt: Wahrscheinlich verkrampft der Schüler eher, wenn er seine Finger ganz bewusst an fest definierten Stellen halten soll. Andererseits geht es mir auch nicht ständig darum, was pädagogisch sinnvoll ist. Spielen mit abgespreizten Fingern kann auch einfach Spaß machen.

    Ich will gar nicht sagen, dass man es so lernen soll, nur, dass es geht und das auch das Vorteile hat. Spiele ich rhythmische Strukturen auf ein und demselben Ton, dann macht es augenscheinlich wenig Sinn, die Klappen zwischendurch los zu lassen. Ich tue es trotzdem. Es gibt mir das Gefühl, die Töne auch mit den Fingern anzuschlagen. Gerne aus weiterer Entfernung wie z.B. ein Bongospieler. Das bringt ein völlig anderes Gefühl beim Spielen, als wenn man es immer "richtiig" macht.



    *Beim langsamen Spielen wird mitunter der Fehler gemacht, die Klappen auch langsamer zu schließen. Das führt zu wenig Exaktheit und ist gerade beim Oktavwechsel nach unten oft Ursache von ungewolltem Überblasen. Selbst bei langsamsten Studien sollten die Finger die Klappen mit großer Geschwindigkeit schließen.
     
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  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    In dem Punkt teile ich deine Ansicht dazu leider wirklich gar nicht. Was aber glücklicherweise auch nicht sein muss.
     
  10. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Ich habe schon immer versucht, mit Gitarre, Querflöte oder halt Sax, die Bewegung der Finger möglichst gering zu halten. Ich sehe für mich null Vorteile im grossen Abstand, aber Vorteile bei geringem.
     
  11. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Von großem Abstand spricht @ppue ja nicht wirklich. Was er meint, verstehe ich schon: das Momentum einer Bewegung des Fingers zur Klappe kann die "Velocity" und den "Attack" beeinflussen. Warum ich trotzdem den Kontakt zu den Keys suche, ist, dass ich als immer noch in den Anfängen steckender Spieler die Bewegungen (vor allem der kleinen Finger), hoffnungslos übertreiben würde.
    Das sehe ich ja auch bei anderen Hobby-Spielern, dass die kleinen Finger wie eigenmächtige Aliens im Weltraum herumschweben. Will ich nicht.
     
  12. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Richtig, aber weniger Abstand kann doch eigentlich nur Vorteile haben , oder?
     
  13. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Mein Osteopath sagt immer: "Alles kann, nichts muss." Ich glaube, dass jeder ernsthafte Spieler eine "Schule" durchlaufen muss, und für die ist in meinen Augen der Kontakt zu den Klappen ein großer Vorteil. Wenn man als Profi lange Jahre gespielt hat, findet man seinen eigenen Weg. Ich erinnere an Boris Becker, dessen Technik im Tennisspiel einem Tennislehrer mit Sicherheit die Tränen in die Augen getrieben hätten. Für ihn haben seine Hechtrollen und instabilen Handgelenke funktioniert.
     
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  14. ppue

    ppue Experte

    Ich meinte, die Vorteile des größeren Abstands aufgezählt zu haben.

    Ich sage ja nicht: Macht es so. Ich sage, so geht es auch. Ich sage auch nicht, dass ich das so unterrichtete, sondern nur, dass es mit Geschwindigkeit nichts zu tun hat.

    Das einzige, wo das auf Kosten der Schnelligkeit geht, ist beim Trillern.
     
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  15. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Schön das es Youtube gibt. Da gibt es so manches Video von Coltrane, das zeigt welche Fingerakrobatik er beim Improvisieren betreibt, zB hier ab 2:30
    Er benutzt seine Finger also nicht nur, um Klappen zu öffnen und zu schliessen, sondern um den Rhytmus zu übertragen.
    Bei den wenigen Parker Videos sieht man das garnicht, bei ihm bewegen sich die Finger scheinbar garnicht
    Und was sagt mir das? Wenn mans kann ist alles erlaubt.
     
  16. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Coltrane unterstütz den musikalischen Ausdruck mit seinen Fingerbewegungen.
    Bei den Glissandi (zu den Akzenten) noch oben schmeißt er geradezu die Finger weit von sich, währen in den ruhigen Passagen er sie näher an den Drückern führt.
     
  17. ppue

    ppue Experte

    Ja, spannend. Habe mir gerade Randy Brecker angeschaut. Bezeichnender Weise hat er die Finger immer an den Ventilen, außer, wenn er schneller wird. Da heben sie dann weiter ab.
     
  18. Claus

    Claus Mod Emeritus

    kindofblue, Rick und Zappalein R.I.P. gefällt das.
  19. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    super alto sound !!!!!
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Ja, er spielt die schnellen Passagen völlig beiläufig, genau so muss es sein.

    Finde ich bei der Aufnahme gerade nicht, das Schwanenhals-Mikro ist meiner Ansicht nach gut für eine laute Bühnensituation geeignet, aber nicht für so eine Studio-Aufnahme zu Playback. Ich schätze Herrn Marienthal wirklich, doch hier klingt er sehr hart und geradezu "zickig", finde ich.
     
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