Skalen sind keine Musik ...

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Raggae, 21.März.2011.

  1. fruitbat

    fruitbat Ist fast schon zuhause hier

    Wie geht's voran Raggae? Bist Du mit Deinen Soli zufriedener?

    Ich hatte in letzter Zeit Gelegenheit mich mit 4 verschiedenen Lehrern zu unterhalten bzw. sie im Unterricht zu beobachten, um zu sehen, wie sie das Thema angehen. Es stellte sich heraus, daß zwei doch bischen unterschiedliche Methoden angewendet werden:

    Methode 1: Zu jedem einzelnen Akkord die dazugehörigen Akkordtöne und Skalen lernen und dann kombinieren. Teilweise eine sehr akademische Herangehensweise. Die Improvisationen der Schüler klangen alles andere als flüssig, irgendwie bischen überfordert. Wahrscheinlich für sehr fortgeschrittene Schüler gut geeignet.

    Methode 2: Erstmal Stücke lernen, die mit einer Skale zu bewerkstelligen sind (Stufenakkorde) und viel Blues. Die Schüler haben schnell ein Erfolserlebnis, auf dem sich aufbauen lässt. Klappt auch mit Kindern gut.
    Später mal hier und da eine andere Skale und Akkordtöne mit eingebaut, je nach Begabung des Schülers.
    Viel Vermittlung des Wissens, wo man easy mit einer Skale durchkommt und sich bischen entspannen kann und an welchen Stellen was eingebaut werden kann/muss.
    Ich werde auch nach diesem Konzept unterrichtet und finde sehr gut daran, daß nicht ein riesen Lernaufwand vorm eigentlichen improvisieren kommt. Es baut alles langsam aufeinander auf und erlaubt, jeden ganz unabhängig von Fleiß und Begabung zu seinem persönlichen Erfolgserlebnis zu verhelfen. Gerade Kinder werden so nicht überfordert. Mal ganz nebenbei hat einer der beiden Lehrer, die so unterrichten, seine Schützlinge bei "Jugend jazzt" auf's Siegertreppchen geführt (2003 Bonn).
     
  2. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Zumindest geht es schon mal voran. :) Heute habe ich so geübt, dass ich hauptsächlich in einer Tonart (Eb) geblieben bin. In dieser Tonart habe ich zunächst einmal die Übungen von Peter ganz langsam über 3 1/2 Oktaven gemacht. Das war schon fast meditativ. Und als ich dann gerade so schön warm war, habe ich noch den BiaB-Knecht angeworfen und mich beim Blues begleiten lassen. Bin aber auch fast nur in Eb geblieben. (Sonst gehe ich immer durch alle 12 Tonarten.) Das hat schon ziemlich Spaß gemacht, klang auch schon besser als sonst, und ich hatte keinen Zeitdruck. Zum Schluss habe ich dann einfach noch ein paar Stücke gespielt, auf die ich Lust hatte, und dabei versucht, nen schönen Subtone hinzukriegen. Durch die Ruhe, die bei dieser Vorgehensweise in mir entstanden ist, konnte ich mir selbst viel besser zuhören. So macht das schon deutlich mehr Spaß! Das möchte ich auf jeden Fall weiter verfolgen.

    Das klingt gut!
     
  3. fruitbat

    fruitbat Ist fast schon zuhause hier

    Na siehste, es wird doch! Freut mich!
     
  4. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Wiesenleger, über das, was Du hier geschrieben hast, habe ich mich ja doch ein bisschen geärgert. Das klingt nämlich so, als wenn Du mir unterstellst, dass ich nicht das kleinste bisschen Eigeninitiative zeige.

    Aber vielleicht habe ich auch tatsächlich die falschen Bücher, und Du kennst ja offenbar gute. Welche Schulen gibt es denn, die nicht nur Skalen und Patterns lehren, sondern auch, was man damit in welcher musikalischen Situation anfangen kann, und die Eigeninitiative nicht nur erwarten (damit könnte ja jeder fehlenden Inhalt schönreden), sondern für diese Eigeninitiative auch vernünftig erklären, worauf es dabei ankommt und was man dabei lernen soll?
     
  5. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Uff, das beruhigt mich jetzt aber, ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, als blutiger Anfänger aufmüpfig zu werden :-D :-D

    Danke! Langsam klären sich auch die Geheimnisse der Improvisation. :-D Jetzt muss ich das "nur noch" umsetzen... ich geh jetzt üben statt Computer-daddeln.
    Grüsse,

    Wanze
     
  6. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Oder, wenn Wiesenleger sich nicht äußert: Kennt vielleicht sonst jemand so ein Lehrbuch?
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Uffffffff.... Regea.....

    ich weiß ja nicht, ob ich mich dazu als "Bloody Beginner" zu Wort melden sollte.....

    Aber könnte es vielleicht sein, dass genau das Lehrbücher nicht vermitteln können?

    Sie geben Dir das Handwerkzeug, dir Grundlagen....aber die Musik,
    die Kreativität muss Du doch selbst entwickeln....das kann kein Lehrbuch für Dich....

    Oder sehe ich das falsch??????????? Oder habe ich was falsch verstanden??

    LG

    Dress
     
  8. Gast

    Gast Guest

    Keine Ahnung, ob sie nicht KÖNNEN - jedenfalls tun sie's nicht. Auch ich kenne nur Lehrwerke mit unterschiedlichen mehr oder weniger einseitigen Schwerpunkten:

    Bob Mintzer notiert (wie viele andere auch) alle Skalen aus, auch in einigen Patterns, alles andere zur Improvisation bleibt allgemein.

    Lennie Niehaus lehrt ungemein gründlich Lesen und Phrasieren.

    Oliver Nelson läßt einen mit einem Wust von Patterns allein.

    Ich-weiß-nicht-mehr-wer von Berkley Publications schreibt systematisch alle Akkorde aus - von unten chromatisch angespielt.

    Gemeinsam haben sie, dass sie endlose Seiten füllen, weil jedes Pattern, jede Skala gnadenlos in allen zwölf Tonarten ausnotiert werden muss, wo ein Beispiel in C gereicht hätte.

    Nach meinen Lernerfahrungen kommt es schon darauf an, das alles möglichst gut zu können, um versiert improvisieren zu können, und keinesfalls NUR Skalen, NUR Akkorde, NUR Patterns - aber gleichzeitig muss man beginnen, das Improvisieren zu üben, und sei es mit zwei Tönen über einen ganzen Chorus. Nur dann lernt man, die "nebenbei" draufgeschafften Tonleitern und Akkorde mit der Zeit auch "unterzubringen".

    Gruß, Herman
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Naja ich hab nicht geagt, ich kenne das einzige Heft zum Improvisieren lernen. Ich bin sogar der Meinung, dass es kaum dadurch gelernt werden kann. Aber man sollte auch nciht mit der Grundeinstellung rangehen "ich kauf mir das heft und in 2 Monaten kann ich das was da drinne steht (oder vo mir aus mehr Monaten)".

    WEnn du eines aber wissen willst würde ich Frank Sikora empfehlen.
     
  10. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    Mein Lehrer, der ein ziemliches Monster ist, soweit es Jazz Chops angeht, und meines Erachtens auch ein guter Pädagoge, empfiehlt den Hal Crook "how to improvise"
    http://www.halcrook.com/books.htm

    Soweit ich das Konzept bisher gelesen habe (immer nur eine Sache gleichzeitig lernen und trainieren), finde ich ihn didaktisch sehr bündig und überzeugend.

    Ich hab ihn nur deshalb noch nicht selbst, weil mir die Quelle zu umständlich zu navigieren war, benutze aber gerne seine Playalongs von der Berkeley Website, die hier schon öfter gepostet wurde als Quelle für gute kostenlose Playbacks:
    http://learningresources.berklee.edu/public/PFD

    Damit liegt er bei mir schon mal ganz vorne.
     
  11. fruitbat

    fruitbat Ist fast schon zuhause hier

    Lehrbücher unterstützen den Lernprozess, aber vermitteln kann Dir das Wissen in aller Regel nur ein Lehrer. Was nützt Dir Niehaus, wenn Du nicht gesagt bekommst, daß Du die Phrasierung falsch umsetzt? Wozu Aebersold, wenn Du nur die abgebildeten Skalen runterleierst? Ein Lehrer (ein guter...) wird Dir all die Fragen beantworten können und die Zweifel nehmen.
     
  12. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Genau diesen Eindruck habe ich leider auch ...


    Danke für den Tipp! Ich empfinde das Buch als schwere und vor allem zähe Arbeit (mein Lesezeichen ist schon seit mehr als einem Jahr auf S. 47), aber vielleicht muss ich da einfach mal durch?


    Aber woher nehmen und nicht stehlen? (Und dann soll es auch noch ein guter sein ... ) Ich habe schon alle möglichen Beziehungen zu lokalen Musikern spielen lassen, aber keinen gefunden.

    Andererseits: Fragen sollten ja eigentlich auch in Büchern beantwortet werden. Wofür sollen die denn sonst überhaupt gut sein?


    Das hast Du sehr schön formuliert! Wahrscheinlich ist es so, dass ich mir bereits eine Menge Bausteine erarbeitet habe und jetzt lernen muss, wie ich daraus ein Haus bauen kann, das mir dann auch gefällt.
     
  13. fruitbat

    fruitbat Ist fast schon zuhause hier

    Wofür Bücher gut sind, mag ich nicht beantworten. Das sollte klar sein. Ein feedback können sie jedenfalls nicht geben und Dir auch nicht Orientierung vermitteln, wenn Du Dich mit Fragen quälst, die gerade nicht dran sind.

    Ich habe keine Ahnung, wie man ohne Lehrer klarkommen soll. Da schleichen sich doch die dümmsten Fehler ein, die man nur schwer wieder korrigiert bekommt. Zur Not such Dir doch einen Lehrer, der Dich per Internet unterrichtet. Ich halte davon zwar auch nicht wirklich viel, aber besser als im eigenen Saft schmoren...
     
  14. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Da meinst Du wahrscheinlich Joseph Viola, Band 2, oder?
     
  15. Gast

    Gast Guest

    Genau. 20 Seiten hättens auch getan. Man muss ja nur das Prinzip kapieren. Sich die anderen 11 Tonarten selber zu erarbeiten, ist ja dem Lernziel eigentlich nur förderlich. Bob Mintzer macht in "Playing the Saxophone" dasselbe mit den Skalen.
     
  16. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Hihi, das habe ich auch gedacht, als ich es gesehen habe. :)

    Ich würde mir das so wünschen, wie Peter Wespi es bei dem Material gemacht hat, was er hier ja netterweise verlinkt hat. So habe ich ein einziges Blatt da liegen, sehe das Prinzip, und brauche nicht dauernd zu blättern.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass da die Verlage einfach nicht mitmachen, denn so wird ein Buch einfach nicht dick genug. Wer gibt denn schon viel Geld für 20 Seiten aus?

    Und dann kommt vielleicht noch etwas hinzu: Warum sollte ein guter Lehrer seine besten Tricks und Kniffe, mit denen er als Lehrer gutes Geld verdient, in einem Buch verraten, das eine geringe Auflage hat und von dem er vermutlich etwa 10% vom empfohlenen Verkaufspreis erhält? Da ist es doch viel einfacher, die Seiten mit 12 mal den gleichen Noten zu füllen. Das ist vielleicht ein bisschen böse, aber ein Musiker schwimmt in der Regel nicht im Geld, muss aber jeden 1. die Miete zahlen, usw. Ich finde es schon erstaunlich, was unsere Experten hier im Forum uns netterweise alles von ihrem Wissen verraten. (Danke!)
     
  17. Gast

    Gast Guest

    Das erklärt sicher diese Art von "Leermaterial", aber rechtfertigt die Herausgabe in meinen Augen nicht.

    Gruß, Herman
     
  18. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Nettes Wortspiel. :)

    Na ja, es ist ja nicht komplett leer, sondern "nur" aufgebläht. Statt der Wiederholung ein und derselben Idee in 11 weiteren Tonarten würde ich mir dann wünschen, dass die Autoren lieber mehr zum Hintergrund schreiben, wozu man das lernen soll, was man davon hat, wo man es anwenden kann, wo es schon angewandt wurde, usw.

    Vor einer Weile habe ich einen Podcast gehört, in dem jemand einfach nur Hits auf seiner Gitarre angespielt hat, um zu zeigen, wie man aus reinster Pentatonik die geilsten Stücke machen kann. Das fand ich z.B. völlig faszinierend.
     
  19. Dr-Dolbee

    Dr-Dolbee Ist fast schon zuhause hier

    Einen Link bitte! :-D

    Hier so was ähnliches:
    http://www.youtube.com/watch?v=5pidokakU4I


    Gruß - dr.dolbee
     
  20. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Leider ist das schon so lange her, dass ich nicht mehr weiß, wo das war. Aber ich habe einen anderen Link für Dich:

    http://www.youtube.com/watch?v=JdxkVQy7QLM :-D
     
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