Spannung Mundwinkel etc.

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 14.August.2016.

  1. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ein sehr interessanter Aspekt, wie ich finde.
    Mein Lehrer hat ein sehr großes Interesse daran, mir Dinge bewusst zu machen. Was muss ich im Mund-/Rachenraum/ Zunge "einstellen", um ein bestimmtes erwünschtes Ergebnis zu erzielen?

    Das heißt, dass wir im Unterricht auch viel "Technik" üben. Technik in der Form, dass ich z.B. einen sehr tiefen Ton laut anstoßen soll.
    Das läuft dann so: Ich stoße z.B. ein C1 an und dieses überbläst dabei in die Oktave. Beim zweiten Versuch will ich dann instinktiv mit geringerem Druck anblasen, um das überblasen zu verhindern.

    Das ist der Moment, an dem er korrigierend eingreift. Ich "muss" dann (müssen muss ich gar nichts, ich folge seinen Anweisungen, weil sie mich weiterbringen) das C1 so oft mit hohem Blasdruck anblasen, bis es nicht mehr überbläst.
    Zwischendurch gibt er mir Tipps, was ich an meiner Technik ändern soll.

    Wenn es dann klappt, sagt er z.B.: "Jetzt merke Dir, was Du in Deinem Mund-/Rachenraum und mit Deiner Zunge eingestellt hast, dass das C1 jetzt kommt"

    Danach wird das C1 noch ein paar Mal mit hohem Blasdruck - also laut! - angeblasen. So oft, bis es einigermaßen stabil und zuverlässig funktioniert.

    Jetzt lässt er mich irgendeine Phrase spielen, in welcher irgendwann auch ein C1 laut angestoßen werden soll.....

    Und das ist für mich der Unterschied zwischen autodidaktischem rumwursteln (ich nehme den Druck zurück, damit es nicht überbläst und hauche das C1 lieber an) und dem üben mit einem Profi, der Saxophon studiert hat und der auf jeden seiner Schüler sehr individuell eingeht. Der leidenschaftlich gern unterrichtet und dies nicht deswegen tut, damit er finanziell über die Runden kommt, weil er von seinen Gigs alleine nicht leben kann. Der Mann pfeift auf Gigs. Der will unterrichten!

    Zur Kieferbewegung: Hatten wir im Unterricht auch schon. Dabei ging es um die Möglichkeiten, ein Vibrato zu erzeugen. Wir haben entschieden, dass "Kiefervibrato" die bessere Variante ist.

    Ja. Wir "arbeiten" intensiv an Spannung, Mundwinkel, Ansatz allgemein und im besonderen.

    LG Bernd
     
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  2. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Aber lieber autodidaktisch rumwursteln und seinen eigenen Sound finden, als mit einen "bescheidenen" Lehrer, der einem dann seine eigene Soundvorstellung aufdrückt.

    Wohl dem, der einen guten Lehrer hat, bzw. findet.

    Gr Wuffy
     
  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das ewige Missverständis.
     
    mato gefällt das.
  4. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Natürlich gibt es auch gute Autodidakten. Adolphe Sax war z.B. einer. Der hatte zwar Klarinette gelernt, aber Saxophon spielen hat er sich selbst beigebracht :)
    Den meisten Anfängern täte m.E. professionelle Unterstützung sehr gut.

    LG Bernd
     
  5. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Sag ich doch...aber eben die "Richtige" !!!
     
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  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    ich sags immer wieder, letztendlich muss man selber Saxophon spielen und nicht der Lehrer. Und damit muss man aus der Fülle der verfügbaren Informationen das herausfinden, was für einen am besten geeignet ist. Tipps vom Lehrer sind natürlich, vor allem anfangs, wenn man völlig orientierungslos ist wichtig. Aber im Endeffekt bleibt es dann doch bei einem selbst hängen. Da kommt man einfach nicht drum herum.

    Ich erinner mich gerne an den hilflosen Blick mancher Tennisspieler zu ihrem Trainer, der auf der Tribüne sitzt, aber nicht helfend eingreifen kann/darf, wenn es mal nicht so richtig läuft. Nur diejenigen gewinnen, die das dann selbst in die Hand nehmen können.

    Und nochmals, Vielfalt, bzw. Variabilität kann auch Möglichkeiten eröffnen, wenn man es mal erkannt hat und einzusetzen lernt.

    Gruß,
    Otfried
     
    Rick, Wuffy, KUS und einer weiteren Person gefällt das.
  7. hpesch

    hpesch Kann einfach nicht wegbleiben

    Ganz allgemein sollte man bedenken, dass deutsche Sprecher Vokale anders bilden als z. B. US-Amerikaner oder Italiener. Im Deutschen wird nur das lange A (wie in haben) mit entspannten Wangenmuskeln gesprochen, alle anderen langen Vokale haben eine starke Spannung der Wangenmuskeln. Diese Spannung oder die Abwesenheit davon wirkt sich natürlich auch auf das Saxophonspielen aus. Man sollte die Spannung wohl bewusst weglernen, also die Muskeln im Mundbereich wie bei kurzen Vokalen unbenutzt lassen. Kurz "ö ö ö" und dann versuchen, auf gleiche Weise "öööööö" zu blasen. Nicht die Mundwinkel dabei zusammen pressen! Oder eben tö-tö-tö - tööööö.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hab´s gerade ausprobiert. Bei "i" und "e" sind meine Wundwinkel so was von entspannt.... :)
     
  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das Problem ist, dass man zu Anfang (manche nicht nur zu Anfang) gar nicht den Horizont haben kann um zu erkennen, was einen später behindern wird, und was Ausdruck der eigenen Persönlichkeit wird.

    Mit freundlichen Grüßen, Tom
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja @xcielo, muss jeder für sich heraus finden. Und ich gebe zu bedenken, dass eine Ansatzdiskussion unter "Experten" dem Anfänger oft gar nicht hilft.

    Ein Anfänger hat keinen "Ansatz" im Sinne des oben erwähnten Trompetenspielers. Die Muskeln sind noch nicht ausgebildet. Beim Video mit David Pope sieht man die enorme Lippenmuskulatur, die er entwickelt hat, um das Blatt ganz offen halten zu können. Dass, was hier mitunter mit lockerem Ansatz beschrieben wird.

    Ein Anfänger kann somit auch nicht richtig intonieren. Es ist ihm gelinde gesagt, verwehrt. Stimmt er auf das tiefe D1, dann ist das mittlere D2 zu hoch und das C2 zu tief. Stimmt er auf D2, dann bekommt der das tiefe D1 nicht hoch genug.
    Jedes Instrument hat physikalisch nur eine Mundstückstellung, für die es optimal intoniert. Und da ist es egal, ob Stan Getz da rein bläst oder Coltrane.

    Mit dem Stimmen verlängert oder verkürzt man das Instrument. Es müssten sich aber tatsächlich auch die Abstände der Tonlöcher verschieben, ganz so, als wäre das Instrument aus Gummi. Da es das nicht ist, gibt es eben nur diese eine Mundstückposition, die stimmig ist.

    Dabei ist das Mundstück eher weiter drauf geschoben und der Ansatz wird herunter gelassen, will heißen, die kraftvolle Unterlippe drückt weniger gegen das Blatt und dieses kann dann möglichst frei schwingen. Ob man das freie Schwingen dann später wieder dämpft, ist egal, wenn sich dabei der Ton nicht wieder erhöht.

    Es hilft alles nichts, der Anfänger braucht unbedingt eine gute Lippenmuskulatur, ansonsten quetscht er den Ton hoch oder der Ton eiert beim tieferen Intonieren.

    Wo die Mundwinkel dabei sind, ist nicht in erster Linie entscheidend. Entscheidend sind allein die Mundstückposition und der weniger starke Druck auf das Blatt.
     
  11. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Volle Zustimmung. Aber es schadet nicht, erst einmal elementare Basics zu lernen, bevor man sich auf Entdeckungsreise begibt.

    LG Bernd
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    PS.: Gerade ausprobiert: Ich kann die Mundwinkel ein Stück weit hoch und herunter ziehen, ohne dass sich was am Ton ändert.
     
  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ja,
    und das dafür Wichtige (wie fest ich drücken muss) passiert schon vorher (Zunge, Hals, etc.)
    Insofern kannst Du Muskulatur entwickeln, wie Du willst.
     
  14. Gelöschtes Mitglied 11184

    Gelöschtes Mitglied 11184 Guest

    das ist genau mein Problem .... beim mir in der Nähe (ca. 50km Umkreis) gibt es nur Klarinettenlehrer die auch Saxophonunterricht geben. Meine Lehrerin hat ihr Saxophon meistens gar nicht mit im Unterricht. Mir hilft der Unterricht trotzdem, da es ja noch viele andere Wichtige Dinge gibt. Das Thema Ansatz versuche ich hier mit Hilfe des Forums zu verbessern (ok zwei Workshops mit Thorsten Skringer waren auch sehr hilfreich).
     
  15. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Das wäre für mich ein absolutes no go! Wenn mir der teacher etwas vermitteln will, sollte er es mir auch beispielhaft vormachen können.
     
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Mir sind gestern noch ein paar Videos von Miles Osland in die Hände gefallen.
    Ich hab mal mit den Vorgaben ("lip bunched" - oohh) und Zunge in "heeh" zwei Chorusse gespielt und beim ersten Mal die Lippe weiter reingegeben, beim zweiten Mal weiter raus (er sagt, er macht das als Unterschied bei Klassik und Jazz als Crossoversaxophonist). Er beschreibt in den (5) Videos auch ganz gut den Unterschied zwischen Saxophon und Klarinette (bei ihm) und geht mit dem von mir ganz zu Anfang verlinkten Video konform.

    Hier das file, bitte nicht über die unmotivierten Phrasen beschweren, ich hab ein wenig auch das Gefühl in den verschiedenen Registern versucht zu erfassen, auch das 3med Rigotto am 7** Merlot ist schon am absterben.

     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Wie zu erwarten hat es im zweiten Chorus mehr Höhen.
     
  18. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, klar. Aber inwiefern genau? Welche Parameter der Anatomie beeinflussen welche Parameter des "Ansatzes"? Lernen das Saxlehrer im Studium? Schauen sie jedem Schüler erstmal in den Mund?

    Sehr interessant fand ich diesbezüglich den Fragebogen, den HWP (RIP) an Kunden seiner Mundstücke verschickt hatte. Da hat er nicht nur musikalische, sondern auch viele anatomische Parameter abgefragt und sich Fotos vom Gesicht schicken lassen. Wie er das dann aber beim Bemessen des Mundstücks verwendet hat, ist leider sein Geheimnis geblieben.
     
  19. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Grundsätzlich funktionieren wir doch alle gleich. Die Kunst ist Möglichkeiten zu finden, dass der extreme Unter- oder Überbeißer oder der ohne Zähne auch dorthin findet, wo er soll :)
    Musiklehrer sind im Allgemeinen oft nicht so toll, schon was grundsätzliche Dinge in der Anatomie betrifft.
    Das bestätigt sich selbst im Ansehen von Masterclass-Videos der absoluten Größen.

    BTW: Das Fotoverschicken zu HWP hat für mich Null gebracht. Das Mundstück, das er mir geschenkt hat spielt eine Schülerin, und die ist so begeistert davon, dass ich es ihr auf unbestimmte Zeit geborgt habe. Die sieht aber von Kiefer- und Zahnposition völlig anders aus als ich.

    Mit freundlichen Grüßen, Tom
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Wie schon geschrieben: Dann war es in Deiner Situation für Dich der richtige Weg.
    Ein guter Lehrer beobachtet einen neuen Schüler erst einmal um herauszufinden, was dieser genau macht und wo man bei unbefriedigendem Ergebnis ansetzen sollte, und zwar möglichst undogmatisch, denn jeder ist ja nun mal etwas anders gebaut und hat, gerade als Fortgeschrittener, sich schon bestimmte Sachen angewöhnt - manche gut, manche hinderlich.

    Wenn jetzt jeder schreibt, was IHM sein Lehrer rät, ist das aber nun mal nicht ohne Weiteres auf jeden anderen zu übertragen.
    Ich bin als Autodidakt auch schon so manchen Irrweg gegangen, hatte unterschiedliche (teilweise dogmatische) Ratgeber und musste erst mühsam für mich herausfinden, was ich wie am besten mache - immer natürlich unter Berücksichtigung des wechselnden Equipments.
    Und ich würde nicht behaupten, für mich schon am Ende des Wegs angekommen zu sein, denn es gibt immer wieder Neues zu entdecken!
     
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