Spielen nach Gehör.

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Alex_Usarov, 25.Mai.2025.

  1. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Einfach machen! Übung macht den Meister. Solange du hörst wo du falsch bist, ist alles gut!
     
    Onkel D und Alex_Usarov gefällt das.
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Die Frage, die ich mir halt seit Jahrzehnten stelle: Warum tun die Leute das (einfache Lieder nach Gehör Spielen) nicht? Ich kann die Frage nicht beantworten.
    Es scheint da also ein Problem oder eine Blockade zu geben.

    Grüße
    Roland
     
    giuseppe gefällt das.
  3. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Weil jeder andere Ziele und andere Voraussetzungen hat?

    Ich kann nur für mich sprechen:
    Einfache Melodien kann ich nachspielen, das fällt mir aber zum Beispiel am Klavier einfacher, als auf der Trompete oder Saxophon.
    Ich spiele halt seit 50 Jahren immer mal wieder ein wenig Klavier (seit 40 Jahren hat sich mein Könnnen aber nicht wirklich weiterentwickelt), aber das Instrument ist mir vertraut. Die Finger wissen, wo die Töne sitzen und auch Intervalle greife ich automatisch/blind. Das Notenbild wird direkt auf eine Klaviertaste umgesetzt ohne über den Namen der Note nachzudenken.
    Ich denke, wenn ich so intensiv beim Saxophon bleibe, wie ich es jetzt betreibe, dann kommt da auch irgendwann eine entsprechende Vertrautheit.

    Ansonsten... wozu soll ich etwas nachspielen... ich suche mir die Noten und spiele es... ist doch viel einfacher (für mich). Im Sinne von, warum anstrengen, wenn es auch leicht geht. Wozu die Komfortzone verlassen.... (das ist jetzt natürlich ein wenig provokant)

    Wenn man als Kind eine klassische Ausbildung an der Musikschule geniesst, dann ist das Lehrmaterial die Notenliteratur. Meinen Kindern geht es also ähnlich wie mir, ohne Noten: aufgeschmissen, aber sie sind auch hervorragende Blatt-Spieler.

    Fängt man aber erst später mit Musik an, wie zum Beispiel @Alex_Usarov, der ja diesen Faden eröffnet hat, dann kommt man mit anderen Zielen und Wünschen, bzw. man hat konkretere Vorstellungen, als ein junger Musikschüler.
    Für Alex ist es vielleicht einfacher, sich mit dem Spielen nach Gehör auseinanderzusetzen, als mit der "Sprache der Noten". Deshalb seine Frage hier nach Anregungen. Die Noten gehören sicherlich auch dazu, aber sie sind nicht zwingend Vorraussetzung für seine Ziele.
     
    Alex_Usarov, Matthias Wendt und Onkel D gefällt das.
  4. Onkel D

    Onkel D Nicht zu schüchtern zum Reden

    Das finde ich superinteressant. Ja genau, wozu nach Gehör, wenn es Noten gibt. Verstehe ich, ich bin durch jahrelanges völlig unterprobtes Messespielen im Kirchenorchester im Blattspielen gestählt und weiß die Vorteile zu schätzen…

    Aber wenn wir von improvisierter Musik reden, sieht die Welt natürlich ganz anders aus. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schwer sich manche hervorragende „Klassiker“ tun, auch nur die einfachste Umspielung einer Melodie hinzulegen, wenn sie keine Noten haben. Das scheinen manchmal unterschiedliche Welten zu sein.
     
    khayman gefällt das.
  5. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Der Grund für das Verlassen der Komfortzone ist, dass man besser werden möchte oder alternativ auch, dass man von der Melodie, die man gerade spielen möchte, keine Noten hat.

    Auch bei Kindern beginnt guter Klavierunterricht regelmäßig auch damit, dass sie nach Gehör nachspielen sollen.
     
  6. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Weil es die Noten noch nicht gibt.
    Weil es die Noten nicht gibt.
    Weil ich die Noten noch nicht habe.
    Weil das Arrangement Kacke ist.
    Weil die Melodie in meinem Kopf entstanden ist.
    Weil ich besser aus dem Gehör als nach Noten transponiere.
    ...

    Ich komme vom 100% notenorierentierten, klassischen Klavierunterricht. Aber ich war immer neugierig und habe auch nach Gehör gespielt und dachte, das wäre normal, würde jeder so machen. Um dann später festzustellen, dass die anderen bei in der Stufe, die auch Instrumente spielen, fast alle Noten brauchen. Das hatte mich damas verwundert.

    Ich kenne die Ziele nicht, die ändern sich auch.
    Mitunter ist der Weg das Ziel.
    Manchmal ist das Ziel im Weg.

    Mein langfristiges Ziel, dass ich irgendwann hatte,war: Das zu spielen, was ich im Kopf habe. Work in progress.

    Wenn man nur nach Noten spielen kann, dann empfehle ich zu lernen nach Gehör zu spielen.
    Wenn man nur nach Gehör spielen kann, dann empfehle ich Noten zu lernen.
    Kann man nur eins, dann schränkt man sich letztendlich ein.

    Grüße
    Roland
     
  7. Onkel D

    Onkel D Nicht zu schüchtern zum Reden

    khayman und Alex_Usarov gefällt das.
  8. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Das ist absolut richtig, liebe @khayman. Die Noten lesen kann ich, gleichzeitig greifen kann ich nicht.
    Da wiederum ist es so: ich würde es gerne lernen arbeite daran. Aber es ist für mich sehr schwierig. Aber auch da sind gewisse Fortschritte zu verzeichnen :).
     
    khayman gefällt das.
  9. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Meine Geschichte des Saxophon-Lernens war NACHSPIELEN. Ich hab zwar vorher schon 40 Jahre Klavier und 30 Jahre Gitarre gespielt, aber auch das nach den ersten 10 Jahren ohne Noten.
    Mein Lieblings-Stück von Jan Garbarek war immer "The Creek" auf der "Visible World". Also hab ich mir eine Kanne (Alt) gekauft und so lange rumgemacht bis ich das Stück mitspielen konnte. Welche Noten? Weiss ich doch nicht...
    Dann immer im Büro Radio Swiss Jazz laufen lassen, und wenn mir ein Stück gefiel die Kanne genommen und mitgehupt. Dadurch hat sich bei mit der Zusammenhang zwischen Tonhöhe und Griff gebildet. Bombenfest. Welcher Ton das gerade ist weiss ich immer erst nachdem ich ihn gegriffen habe.
    Klar habe ich mittlerweile durch "richtigen" Unterricht auch das "richtige" Saxophonspielen gelernt, aber hören und greifen sitzen immer noch tief drin.

    Ähnliches hab ich übrigens auch gern mit der Gitarre praktiziert. Allerdings das "hardcore". Auf der Couch zu Fernsehwerbung. Da hast Du maximal 30 Sekunden Zeit das "Stück" zu erfassen, Dir die Tonart rauszudröseln und dann mitzuspielen...

    Just my 2 ct.
     
    giuseppe, khayman und Alex_Usarov gefällt das.
  10. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Gehörte bei meiner Tochter leider nicht dazu, trotzdem denke ich, war ihr Klavierunterricht gut.

    Bei ersterem bin ich voll bei Dir. Mit dem Saxophon kam bei mir der Wunsch, mich nochmal musikalisch deutlich weiter zu entwickeln und eben auch meine Komfortzone zu verlassen. Es fällt mir schwer, aber ich arbeite daran.
    Bei zweiterem.... wenn das Material zu komplex für meine Fähigkeiten das einfach so nachzuspielen war, dann habe ich das hingenommen, dass ich diese Melodie halt nicht spielen kann. Es war mir einfach nicht wichtig genug.
     
  11. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Ja, das erlebe ich auch. Und ich bewundere die Musiker, die sich sicher in beiden Welten bewegen, egal ob Beruf oder Hobby.
     
  12. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Dein Ziel war es, die Melodie spielen zu können, die in Deinem Kopf war und Du warst neugierig, hast Dich ausprobiert. Das ist die perfekte Motivation, um sich zu entwickeln.

    Je nach Ziel... Manch einem reicht das eine oder das andere vollkommen. Wer in einem Ensemble/Orchester spielen möchte, der braucht Notenkenntnisse und wenn man spät damit einsteigt, dann ist das anscheinend nicht so einfach.
    Wer mehr möchte, wer neugierig ist, wer sich intensiv mit Musik beschäftigt und weiterkommen möchte wird früher oder später vermutlich beide Wege gehen.
     
  13. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    bitte sich mal mit den TopTones von Sigurd Raschèr auseinandersetzen (auch wenn man gar keine TopTones als Ziel hat)

    Wenn man in der Lage ist, vorher im Kopf zu hören wie der Ton klingen wird (nebst der dazu nötigen Übungen), dann stellen sich Ansatz und Resonanzraum automatisch darauf ein und alles wird einfacher und klingt schöner.
    Ein Mittel dazu ist es eben, nach Gehör zu spielen

    https://www.saxophonforum.de/thread...chendurch-oder-mitten-drin.23628/#post-330782
     
  14. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Für mich sehe ich es genauso und mache mir in Punkto Auswendigspielen keinen Stress!

    Um das Gehirn und Gedächntiskräfte zu aktivieren, ist das Auswendigspielen sicherlich förderlich, aber ich brauche es einfach nicht.

    Und für Tante Trutchen und Belusting einer Geburtsrunde mal eben auswendig zu spielen, stehe ich nicht zur Verfügung. Die Buttercremetorte oder Bratwurst möchte lieber zeitgleich mit den anderen Gästen essen.

    In der Bigband, Combo oder Blasorchester, in denen ich mitspiele, ist es wichtig, neue Stücke notenmäßig schnell zu erfassen. Sehe mich da in der Rolle des schnellfressenden Notenschweins.

    Für Improvisationen in der Bigband, brauche ich die Akkordsymbole und Verständnis für harmonische Zusammenhänge. Auswendigspielen ist bei unseren Arrangements nicht nötig.

    Ich trainiere daher das schnelle Vomblattspielen und Einordnen von musikalischen Zusammenhängen. Schon ganz gut, wenn man den Formverlauf und Harmonieabfolge/Tonarten mitbekommt.

    Fazit: Ich bin nicht gegen das Auswendigspielen, nur ist es für meinen Einsatzbereich nicht relevant. Warum dafür zusätzliche Energie investieren. Brauchte ich in meiner 50-jährigen Amateurlaufbahn kein einziges Mal.

    Es kommt auf den Verwendungszusammenhang an, ob man das Auswendigspielen wirklich braucht oder nicht.

    Natürlich bewundere ich z.B. Pianisten, die ganze Klavierkonzerte auswendig spielen. Aber oftmals haben die ein photographisches Gedächtnis über das die wenigsten verfügen.:cool:
     
    Alex_Usarov und khayman gefällt das.
  15. Onkel D

    Onkel D Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich glaube, jetzt müssen wir ein bisschen differenzieren:
    • Auswendig spielen im Sinne von: Auskomponierte Musik spielen (von Kinderlied bis Klavierkonzert) ohne in die Noten zu schauen
    • Nach Gehör spielen einer Melodie, einer Akkordfolge oder sonstiger Musikstücke, nicht weil ich es auswendig gelernt habe, sondern weil ich es gerade oder irgendwann mal gehört habe und das, was mein inneres Ohr hört, auf mein Instrument übertragen kann
    • Nach Gehör spielen im Sinne von vor einem Hintergrund an Sound (Begleitung, Akkordfolgen,...) etwas passendes (was auch immer hier passend heißt) spielen können
    Ist ja nicht alles dasselbe...
     
    giuseppe, altoSaxo, rbur und 2 anderen gefällt das.
  16. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Bei mir ist es so: wenn ich ein Stück auswendig kann und ordentlich eingespielt habe, singe ich innerlich mit bzw mittlerweile "singt es in mir". Und dann: greifen Finger von alleine, intonieren tue ich besser bis akzeptabel, Konzentration ist auf dem höchsten Niveau ohne dass ich mich zusätzlich bewusst konzentrieren muss.
    Deswegen tue ich mich sehr bemühen, das Stück so schnell wie möglich auswendig zu lernen - um die Freiheit zu erlangen.
    Eigentlich wenn ich ein Stück Takt für Takt einspiele, kann ich es auswendig, ohne gezielt zu lernen.
    Vom Blatt spielen können möchte ich trotzdem :).
     
  17. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Hey Khayman,
    was ich geschrieben habe, meinte ich auch als grundsätzliche Aussagen und es war nicht speziell auf dich bezogen.

    Ja, wenn es es zu komplex oder schwer ist, geht es manchmal noch nicht, ob nach Gehör oder nach Noten.

    Beste Grüße
    altoSaxo
     
    khayman gefällt das.
  18. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann nur empfehlen, früher oder später alles draufzuhaben: Spiel nach Gehör, auswendiges Spiel und Spiel nach Noten.
    - Alles, was improvisiert sein soll, geht nur mit Gehör.
    - Das Thema und die Changes in einem Jazzstück sollte man auswendig können. Ich sehe in Sessions immer wieder Leute, die selbst bei einem einfachen Stück wie Blue Bossa noch am Realbook kleben. Die klingen aber dann auch so: steif und schülerhaft. Erst wenn man so etwas verinnerlicht hat, kann man es freier behandeln. Und erst dann kommen Farbe und eigener Ausdruck ins Spiel. Wenn ich die Noten nicht mehr brauche, hat mein Hirn mehr Kapazität, um auf mein eigenes Spiel zu hören.
    - Noten brauche ich für alles, was neu und komplex ist oder besondere Präzision erfordert. Etüden zum Beispiel. Oder Bigband-Sätze, oder Klassik.
    Ich bin auch extrem begeistert, dass es mittlerweile so viele grandiose Jazz-Soli als Transkription gibt. 3 Seiten Joshua Redman kann ich mir weder raushören noch auswendig spielen.

    Angefangen habe ich mit dem Spiel nach Gehör, damals noch auf der Gitarre. Ich war Autodidakt und niemand hat mir etwas erklärt. Aber nach etwa zwei Jahren hat es plötzlich Klick gemacht. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich einfache Melodien, die ich im Kopf hatte, auf dem Griffbrett „sehen „ konnte. Das war für mich der entscheidende Durchbruch zum echten Musiker.
     
    Sax_Player, bthebob, altoSaxo und 2 anderen gefällt das.
  19. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Die Forschung sagt dass das Sehen rund 25% unserer Hirnleistung frisst. Das Lesen kommt dann noch mit einigen Prozent dazu.
    Wenn man sich die einsparen kann hat man mehr Kapazität frei für Kreativität. Ich hab bei Soli immer die Augen zu...
     
    bthebob, giuseppe und Blofeld gefällt das.
  20. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte eigentlich 2 Lehrer zu Auswahl: den Jetzigen und noch einen - der war einer der Stammgäste im Bix. Er hat gleich gesagt, dass er improvisieren nicht kann und hat mich sonst zu Tode gelangweilt mit belang-, humor- und endlosen Monologen ( ich hoffe nur, er schreibt mir jetzt keine vorwurfsvolle PN:)).
    Der hat aber gesagt, wenn er Noten liest, hört er die Musik. Das wäre natürlich ein tolles auch wenn auch für mich nicht gerade zu erreichendes Ziel diesbezüglich.
     
    bthebob und Blofeld gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden