Spielen nach Gehör.

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Alex_Usarov, 25.Mai.2025.

  1. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich empfinde es auch so, dass das Spielen nach Gehör, und wenn es noch so simpel ist, unersetzbar für jeden Musiker ist, nur dass es manche noch nicht wissen, weil es ihnen noch niemand verraten hat.

    Viele Schüler aller Altersstufen, die „klassischen“ Instrumentalunterricht nur mit Noten haben, können trotzdem „Alle meine Entchen“ oder „Hänschen klein“ auf ihrem Instrument nur aus dem Kopf oder Bauch heraus spielen - meistens aber nur in Tonarten, in denen sie auch auf dem Notenblatt trainiert sind!

    Das heißt das Ohr trainiert heimlich mit, selbst wenn es vom Eigentümer schändlich tabuisiert wird. Wer dieses Problem abstreift, dem öffnet sich erst so richtig die Welt der Musik.

    Wer nach Gehör spielen lernt, kann am Ende auch besser Noten lesen und auswendig spielen. Und wer in mehr Tonarten einfache Melodien aus dem Ohr spielen kann, lernt die ganzen Intervalle im kompletten chromatischen Tonraum (er-)kennen und spielt auch in den einfachen Tonarten besser. Das ganze macht für mich Sinn, auch wenn das Ziel nicht die impro ist. Übrigens können die meisten Klassiker, die ich kenne, durchaus nach Gehör spielen, sie kennen beim Phrasieren und Atikulieren nur oft nicht die „coolen Floskeln“, merken das und trauen sich nicht.

    Es ist wie das kennenlernen eines Stadtviertels in einer neuen Stadt. Ich kann immer den gleichen Weg von der U-Bahn zum Bäcker gehen und mich auf diese Straßen und ein paar Kreuzungen fixieren. Wenn ich jetzt aber mal vom Friseur zur Apotheke muss, sind u-Bahn und Bäcker vielleicht vertraut, aber unter Umständen ein großer Umweg. Dann ist es plötzlich hilfreich, wenn ich gelegentlich mal anders abgebogen bin und die anderen Wege ausgekundschaftet habe. Und kommt mir jetzt nicht mit Google Maps! ;)
     
  2. Hubert

    Hubert Kann einfach nicht wegbleiben

    Da bin ich voll bei Dir.
    Leider kann ich beides nicht so gut wie ich es mir wünschen würde.
     
  3. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mal abgesehen, dass nach Gehör spielen für mich erst mal nichts mit improvisieren können zu tun hat.....
    Wenn du dich länger mit Musik beschäftigst erkennst du früher oder später, dass Stücke aus immer wiederkehrenden Figuren zusammengesetzt ist. Das ist wie bei Wörtern. Irgendwann weißt du, was das Wort bedeutet (wie man die buchstaben/noten in griffe auf dem Saxophon greift), wie es ausgesprochen und geschrieben wird. Du denkst darüber nicht mehr nach, du weißt es.
    Wenn du erst vor wenigen jahren angefangen hast überhaupt musik zu hören, du nicht die zeit hast und gedanklich nicht bei der musik bist, dauert es, bis du deine "vokabeln" kannst. Gib dir zeit....
     
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  4. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich hab noch ne Metapher im Ärmel: ich pfeife beim spazieren gerne irgendwelche Melodien - aber nur nach Noten! ;)
     
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  5. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe doch einigen Kontakt zu Klassikern hier. Ein bisschen zu den ganz guten - Wiener Philharmoniker, viel zur B-Garde.
    Symphoniker, Tonkünstler etc.

    Da kommen viele aus der Volks- und Blasmusik, und Ihr würdet mit den Ohren schlackern wenn Ihr wüsstet, was die auswendig draufhaben.
    Ohne perfekte Tonvorstellung kommst Du nicht dahin, ohne irres Üben auch nicht.

    Und wenn die sagen, dass sie nicht improvisieren können, dann meinen die, dass sie das halt nicht studiert haben.
    Die "richtigen" Töne treffen und schöne Linien über Songs drüberspielen können die meistens trotzdem.

    Die Geschichte von den steifen Klassikern, die keinen Ton auswendig spielen können, ist also zumindestens nach meiner Erfahrung ein Gerücht :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Mai.2025
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  6. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Mir laufet. Mir send ebbes müd und gschdressd, mir verschnaufet. Aber mir standet uff und lauffet weiter. Bis der Ton stond oder mir lieget:)
    Liebe schwäbische Foristen, dass es kein Schwäbisch ist, weiß ich. Nennen wir es einfach: Rubisch:)
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Nö, sorry. Weder muss man dafür Berufsmusiker sein und in irgend welchen symphonieorchestern spielen, noch sonst.... Ich habe 5 Jahre in unserer dorfblaskapelle meine schwarzwurzel geschwungen, war noch Schüler. Unser Repertoire ging musikalisch quer beet, alles zusammen so 5-6 Stunden, dazu karneval, schützenfest etc.. Das hatte ich zum Schluß auswendig drauf... 1. und 2. Stimme. Da ist nix besonderes bei.
    Das Spannende für mich ist eher, dass ich so etwas nicht vergesse. Ich höre die ersten Töne und es ist wieder da. Über die Jahre kommen dann immer mehr Stücke dazu... Wenn jetzt ein Berufsmusiker Vollzeit nichts anderes macht, als sich Stücke draufzuschaffen, wundert mich da nix...
     
  8. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Dem muss ich möglicherweise sanft und respektvoll widersprechen, es sei denn, Musik unterscheidet sich drastisch von der Poesie von ihrem Wesen her - was ich persönlich nicht glaube.
    Ich kannte zu meiner Zeit schätzungsweise so an die 3 bis 400 Gedichte auswendig. Mir machte einfach Spaß, sie daherzumurmeln. Irgendwann habe ich festgestellt, daß es in mir eine Welt entstand, aus Reimen und Rhythmen. Und dass mein Kopf, wenn Bedarf da war, sich dort bediente, nicht im plagiatischem Sinne, nein.
    An diese Basis angelehnt, gab er Eigenes her, jedoch nach den Gleichen Regeln, wie das bereits eingelagerte Fremde.
     
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  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Alex_Usarov

    Ich sehe da noch keinen Konflikt. Du gehst halt einen Schritt weiter. Vielleicht macht es auch Unterschiede, wie jemand etwas im Speicher ablegt.
    Bei uns in der Truppe gab es Leute, die quasi fotografisch ein Stück als notenbild vor Augen hatten. Die haben dann diese Noten vor ihrem inneren Auge gespielt.
    Das funktioniert bei mir gar nicht. Mein Lehrer wollte heute, dass ich über alle 12 Tonarten den Dur-Sept Akkord "erarbeitete". Er ganz theoretisch, so viele halbtonschritte vom grundton... Dann haben wir das angefangen aufzuschreiben... für mich echte schinderei, die ich mir auch nicht wirklich merken kann.
    Ich habe mir von ihm dann einfach auf C die Sache vorspielen lassen, hab das ein paar mal nachgespielt, und konnte damit fast fehlerfrei das Klangbild in die anderen tonarten übertragen.
    Und genau so rufe ich Stücke ab. Das sind Klangmuster, akustische Bausteine, die ich abrufe. Dabei ist die Tonart fast egal. Die Tendenz ist aber stark die Originaltonart beizubehalten (machst du vermutlich auch, wenn du etwas nachsingst). Es geht aber auch anders.
    Daraus ergeben sich bei mir ein paar Probleme.
    Wenn ich zwei leicht unterschiedliche Arrangents oder Notierungen des gleichen Stücks habe muss ich in die Noten schauen, damit ich die richtige Variante abrufe.
    Was mir auch schwer fällt, und das war unseren bei Proben üblich, irgendwo mitten im Stück anzufangen. Da brauche ich ein paar Noten Vorlauf, um das "geistige Tonband" an die richtige Stelle zu spulen. Jemand, der nach Notenbild spielt, sieht die Stelle...
    Indirekt schwer ist es für mich, wenn ein Stück ein Muster/eine Phrase beinhaltet, für die ich keinen akustischen Baustein habe. Ich habe meinem Lehrer daher gesagt, er möge mir möglichst keine Stücke vorspielen....
    Was du beschreibst ist für mich, wie ich improvisieren werde. Ich nehme Bausteine, ich ich akustisch kenne, und baue die in einer neuen Reihenfolge zusammen. Schwer ist da noch die akordwechsel vorauszuplanen, die Bausteine entsprechend zu transponieren, und dann noch eine fließende Linie hinzubekommen. Das ist für mich aber eher kein Spiel nach Gehör mehr...
    Wie gesagt, so funktioniert das bei mir, oder ich glaube zumindest, dass es so ist. Das kann bei anderen völlig anders sein. Letztlich muss man seine Methode finden (wenn man nach Gehör spielen möchte).
     
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  10. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    O, auch mir fehlt es schwer. Ist aber besser geworden, seitdem ich jeden Takt quasi erst zu Metronom, dann zu Playalong und dann gleich auswendig von den Noten abgewandt spiele. Und dann vielleicht Takte durcheinander.
    Jetzt wenn ich rausfliege, verpasse ich vielleicht ein paar Takte, bis ich wieder rein komme, aber dann bin ich drin.
    Ist aber seit ein paar Monaten so. Davor musste ich von vorne anfangen.
     
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  11. Cazzani

    Cazzani Ist fast schon zuhause hier


    O ja! Ich höre gerade die Philharmonix - eine Mischung von Wiener und Berliner Philharmonikern, die gemeinsam noch eine dritte Band gegründet haben:



    Einziger Nachteil: Kein Saxophon dabei.


    Und natürlich das Stegreiforchester aus Berlin:

     
    Zuletzt bearbeitet: 27.Mai.2025
  12. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Es ist eigentlich eine recht makabere Geschichte. Sorry für OT.
    Als die Kacke zu qällen (irgendwie wird es anders geschrieben)) begann, musste ich reagieren; wenn solche wie ich nicht reagieren, werden sie krank.
    Also habe ich mich hingesetzt und den Text gekritzelt und Melodie gebastelt. Dann habe ich das Volk zusammengetrommelt und wir haben den Song eingespielt.
    Dann habe ich einen Kameramann geholt, der zum Glück den Schnitt perfekt beherrschte, und er hat die Videoreihe gemacht: zum Teil Zusammenfassung aus Propagandasendungen, zum Teil - ein sechsjähriges Mädchen (ratet mal von wem gespielt :)) mit rotem Mantel mit Kapuze schlendert durch den Wald, fröhlich Wind und Äste ansingend. Unbeschwert. Leichtsinnig.
    Und dann nochmal die Propagandisten in Rage, groß Gesichter, Augen, Lippen.
    Und zum Schluss wieder das Mädchen, kommt aus dem Wald heraus, die Augen groß und darin - brennende Häuser.
    Nach zwei Monaten wurde Video von YouTube entfernt und dann noch zwei mal entfernt. Irgendwie war es mit Richtlinien nicht zu vereinbaren.
    Und nach zwei Monaten, im Februar 2022, war die Kacke bereits am Dampfen.

    Ich bin ein bißchen zu aktiv. Ich schraube zurück, freiwillig :)
     
  13. Gelöschtes Mitglied 16158

    Gelöschtes Mitglied 16158 Guest

    Ich kann das Buch "Primacy of the Ear" von Ran Blake wämstens empfehlen.

    Daraus habe ich eine gute Methode, Musik durchs Hören via Transkribieren zu lernen für mich gefunden.
    Kurz zuammengefasst gehe ich wie folgt vor:
    1. Ich suche mir ein Solo, das mich fasziniert und ich deswegen lernen/verinnerlichen möchte.
    2. Ich höre das Solo so oft, bis ich es mit der Aufnahme mitsingen kann.
    3. Ich singe das Solo ohne die Aufnahme.
    Wenn das nach meinem Empfinden fehlerfrei gelingt und zwar erst dann versuche ich,
    4. das Gesungene auf das Saxophon zu übertragen, bis ich in der Lage bin, das Solo mit allen Feinheiten und Nuancen, die der Künstler zum Besten gibt, zur Aufnahme mitzuspielen. Hierbei benutze ich oft den VLC Player, um dies erstmal bei langsamer Wiedergabegeschwindigkeit zu üben, damit sich keine Fehler einschleichen, bis ich das Stück in Originalgeschwindigkeit zur Aufname mitspielen kann.
    5. Gelingt dies sicher und fehlerfrei, ist der nächste Schritt, das Solo ohne die Aufnahme nur zum Metronom, aus dem Gedächstnis auf dem Saxophon zu spielen.
    6. Optional kann man das Rausgehörte aufschreiben, zwecks Anaylyse des Solos oder als Referenz, falls man später noch einmal auf die Transkription zurückgreifen möchte, auch wenn das Rausgehörte mit Sicherheit schon gut im Langzeitgedächtnis verankert sein sollte.

    Hört sich sicherlich nach viel Arbeit an. Je mehr Zeit man damit verbringt, desto leichter wird einem das Transrbieren von der Hand gehen und umso reichhaltiger wird das eigene musikalische Vokabular. Man verbringt so Wochen und Monate mit einem Solo. Deswegen sollte man wirklich gezielt Stücke/Künstler auswählen, die man wirklich mag und für sich adaptieren möchte. Außerdem würde ich mit einfachen Solos zu beginnen, um die eigene Frusttoleramz nicht zu überstrapazieren.
    Disclaimer: Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Transkribieren süchtig machen kann......also Vorsicht! ;-)
     
  14. Jaysax

    Jaysax Schaut nur mal vorbei

    Bei mir funktioniert das mit dem Spielen nach Gehör, erstmal durch viel Musik hören, meist höre ich die Stücke öfter. Wenn ich ein Stück einüben will spiele ich es auf den Kopfhörer oder einer Box ab und saxophoniere dazu. Das ist am Anfang oft frustrierend aber wenn ich es 2-3 Mal gespielt habe merke ich meistens schon Fortschritte. Danach übe ich systematischer drehe die Geschwindigkeit runter, das funktioniert z.B. mit der App music speed changer und spiele es nur so schnell wie ich mich wohl fühle. Die Geschwindigkeit steigere ich dann natürlich nach und nach auf 100 %. Schwierige Stellen klappen auch besser wenn ich sie noch schneller übe. Schwierigen Passagen spiele ich so oft und langsam bis sie sitzen. Die Stücke spiele ich dann natürlich auch irgendwann ohne die Musik gleichzeitig zu hören. Bei schwierigen Stellen oder zum Beginn einer Melodie versuche ich mir die Tastenabfolge zu merken. Die Anzahl von Wiederholungen versuche ich mir zu merken. Natürlich empfiehlt es sich mit einem leichten Stück zu beginnen. Auch die Noten Stück für Stück auf zu schreiben kann helfen.
     
    Alex_Usarov gefällt das.
  15. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Ted Nash hat zum Thema ein sehenswertes Video gemacht: "Getting to know your instrument"

     
    Weltenbummler, Jaysax und Alex_Usarov gefällt das.
  16. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Absolut. Danke Dir
     
  17. Weltenbummler

    Weltenbummler Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Alex!
    Ich erarbeite/suche mir den Grundton. Dann höre ich raus, ob es Dur oder Moll ist. Von der Harmonielehre weiß ich, welche TL und welcher Dreiklang (Stufe 1,3,5) dazu gehört. Viele Soli benutzen diese 3 Töne als Grundgerüst. Aus dem Üben der diatonischen Tonleiter (c d e f g a h c), und der siebten Stufe (bei C-Dur: bb) kannst mit etwas Übung zumindest einige der Töne heraus hören, bzw. nachspielen. Nach einiger Zeit kennt man sich dann in der einen Tonart aus. Wenn du das nach und nach in allen 12 Tonarten übst, kommst du in 1 Jahr deinem Ziel deutlich näher... aber nur, wenn du (das) übst. Intervalle üben (und damit automatisch zu hören) bringt dich ebenfalls weiter. Das kann mühsam erscheinen, aber dieses Wissen und Können hilft Jahrzehnte lang!

    Eine super Methode ist zudem, die Intervalle mit bekannten Melodien zu verknüpfen... mein Favorit zB für die verminderte Quinte (Tritonus) ist "Maria" aus der "West Side Story". --> https://www.musikunterricht-online.org/wp-content/uploads/2021/04/Intervalle-hoeren-Merkhilfe.pdf

    Falls du noch Klavier oder Gitarre spielst, geht es schneller. Ich habe eine geraume Zeit des Lernens mit dieser Methode geübt.
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.September.2025
    claptrane, ppue und Alex_Usarov gefällt das.
  18. Weltenbummler

    Weltenbummler Ist fast schon zuhause hier

    Ich möchte jedoch ehrlicherweise gestehen, dass mir das bei außergewöhnlichen Tonfolgen (Jazz, indische Musik) SEHR schwer fällt. Ich versuche dann, Passagen nachzusingen, das klappt fifty-fifty, weil ich beim Nachsingen in eigene "Melodien" abdrifte (vor allem, wenn mn ein Stück nur ein Mal gehört hat). Bei ganz abgefahrenen Soli (Joshua Redmann, Odeon Pope...) liege ich wie eine Schildkröte auf dem Rücken, und es kostet extrem viel Zeit, es heraus zu hören! Wenn ich heute darüber nachdenke, dass all das in meiner Musiklehrerausbildung null Promille stattgefunden hat oder methodisch gelehrt wurde... wahrscheinlich hätten so einige Dozenten schnell einen "wichtigen Termin" gehabt?!

    Wenn mir das jemand erklärt, der das kann, auf welchen patterns das Gespielte basiert, verstehe ich das viel besser. Aber so einen Pumuckl hab ich leider selten in der Tasche! :wink:
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.September.2025
  19. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

  20. tehjay

    tehjay Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi Weltenbummler, die Frage die sich für mich stellt: Wie viel Sinn macht es nach Gehör uneingängiges "Gedudel" von Interpreten nachzuspielen, deren Markenkern darin besteht möglichst komplex und unnachspielbar zu klingen;)

    Ich denke beim spielen nach Gehör geht es vorrangig bzw. zunächst um eingängige Melodien / Ohrwürmer egal in welcher Tonart.

    Bei komplexeren Melodien macht es Sinn sich mit dem historischen Kontext befasst zu haben. Was ist typisch?
    Musik ist immer Entwicklung. Wird eine Spielart zu Mainstreamig kommen leidenschaftiliche Avantgardisten, die das typische weiterentwickeln. Bestes Beispiel war der Bebop als Antwort auf den Swing.

    Wenn ich also Bossa Nova spielen möchte, macht es Sinn sich vorher mit Choro und Samba auseinander gesetzt zu haben. Bei Jazz würde ich mit Blues und Swing starten. Starten im Sinne von seine Lieblingsstücke der Spielart zu finden, lauschen, hören und melodisch & rhythmisch die kommenden Statements zu antizipieren. Zuerst in Gedanken, dann summend, dann am Instrument. Gleiches bei der indischen Musik. Wenn Du Dich nicht mit der Rhythmik und Aufbaus von Ragas befasst hast, ist ein Kaltstart quasi zum scheitern verurteilt.

    Bei der westlichen Musik -als Ergebnis von verschmolzener Klassik mit afrikanischer Rhythmik und indianischen Elementen - wird meines Erachtens am Instrument das Lernen der chromatischen Tonleiter, der Pentatonik und die Struktur der Terzschichtungen ohne Noten vernachlässigt. Die bekannten Kirchen-Tonleitern sind nach meinem Dafürhalten Terzschichtungen über zwei Oktaven, deren obere Oktave nach unten verdichtet wurde.

    Wem es gelingt von jedem chromatischen Ton aus folgendes am Instrument spielen bzw. auch vorher summen zu können, erobert sich Melodien viel leichter:
    + Moll-Pentatonik inkl. Blue-Note
    + Chromatische Nachbartöne
    + eine beliebige aber bewusste geschichtete Reihenfolge aus kleinen und großen Terzen

    As always: Repetition is the key of success.
     
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