"Stütze": Gesang vs. Saxophon

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Hans, 14.März.2007.

  1. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    von allem was (vielleicht auch obi).

    Bilder sind ein starkes Mittel, "hard facts" auch.
    Wenn ich z.B. weiß, dass die Ausatembewegung beim Bläser eine Einwärts-Aufwärts-Bewegung des unteren Rumpfes ist, und das Bild vor mir habe

    [img width=300]https://db.tt/dE1S92Mh[/img]

    hilft es mir vielleicht schon.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  2. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    von allem was (vielleicht auch obi).

    Bilder sind ein starkes Mittel, "hard facts" auch.
    Wenn ich z.B. weiß, dass die Ausatembewegung beim Bläser eine Einwärts-Aufwärts-Bewegung des unteren Rumpfes ist, und das Bild vor mir habe

    [img width=300]https://db.tt/dE1S92Mh[/img]

    hilft es mir vielleicht schon.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich leite einen Chor und von der letzten Gage haben wir uns eine Stimmtherapeutin geleistet, die nun ab und zu vorbei schaut.

    Die erste Stunde bei ihr war Klasse. Mit allerlei Übungen fühlten wir erst in uns hinein, summten und tasteten, wo der Ton zu fühlen ist, fühlten in unser "Instrument", den Körper, hinein. Später dehnten wir unsere Aura aus, horchten hinter uns, öffneten uns nach vorne.

    Dabei viele Drei-Phasen-Übungen: Summen, Pause und Einatmen, wenn der Körper es vorgibt. Das oft mit allerlei Bewegungen gekoppelt.

    Warum schreibe ich das? Weil ich glaube, dass man ganz schnell was in den falschen Hals bekommt, wenn man autodidaktisch an der eigenen Atmung fummelt. Aus Büchern geht das meines Erachtens nicht oder ist sogar kontraproduktiv.

    Die Therapeutin hat alles dazu getan, dass wir unbewusst einatmeten. Sie hat die Art der Atmung nicht mit einem Wort angesprochen und uns mit vielen Bildern und Übungen von der bewussten Atmung weggeführt. Durch die Art der Übungen blieb uns gar nichts anderes übrig, als richtig mit dem Zwerchfell (auch das blieb völlig unerwähnt) zu atmen.

    Was ich damit sagen will. Es geht eher darum, sich in einen Zustand zu versetzen, hier Aufmerksamkeit, dort völlige Entspanntheit, der optimal fürs Singen ist. Einziger Unterschied zum Saxophonspiel ist übrigens der, dass der Sänger auch mit durch Nase Luft holt. Mache ich beim Sax nicht.
    Bewusst irgendwo hin zu atmen, wird schlecht klappen. Sich das durch Literatur anzueignen, ja, das halte ich für utopisch.
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    ich finde, das ist so ähnlich wie mit den anatomischen Fragen rund um den Ansatz. Wichtig ist vor allem ein erinnerbares Körpergefühl.

    Und von daher sind aus meiner Sicht Übungen, die dieses Körpergefühl vermitteln wichtiger als präzise anatomische Beschreibungen. Ich könnte mit dem Bild von Guenne schlicht nix anfangen in der Hinsicht, dass ich nun wüsste, was ich tun sollte für ein richtiges Blasen.

    Gruß,
    Otfried
     
  5. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    mit welchem Bild?

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo Guenne,

    na dem in Beitrag 18 geposteten.

    Gruß,
    Otfried
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Genau, wenn man weiß wie es geht, versteht man auch, was da bebildert und beschrieben ist. Wenn man nicht weiß, wie es geht, nutzt es auch wenig.
    Ist also eher eine pädagogische Aufgabe.
     
  8. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    wie gesagt, ich denke, dass man von hard facts doch einiges lernen kann.
    Wieviel Stuss wurde über Generationen über Stütze weitergegeben, gefressen und brav weitergelehrt.
    Da kann es nicht schaden, wenn man ein wenig "Kindergartenanatomie" gelernt hat und zumindestens weiß, wie das tatsächlich funktioniert.
    Dass es auch ohne technische Details funktionieren kann lehren mich meine neunjährigen Mädels in jeder Klarinettenstunde.

    @Otfried:
    Das war nur ein Beispiel und ein unvollständiger Auszug aus dem Buch, das erklärt und auch Übungen zur Stütze beinhaltet.

    Ich für meinen Teil habe durch Aufmerksamkeit und Verbesserung meines "Kinesthetic sense" durch meine Alexander-Studien einiges verändern und verbessern können, was vorher schon recht ansprechend und ohne mir Schmerzen zuzufügen funktioniert hat.
    Dabei haben mir auch Bilder geholfen, wie ich gebaut bin und wie was im Körper funktioniert.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Wer jetzt? Du, oder der 50jährige Autodidakt hier im Forum. Konkreter: Meinst du, dass einer per Buch oder Internet eine Brustatmung auf Bauchatmung umstellen kann oder hilft es nur denjenigen, die sich bereits seit Jahren mit ihrem Körper beschäftigen.

    Was meinst du damit? Gesangsausbildung und auch die an Blasinstrumenten wird doch sehr gewissenhaft betrieben. Welche Fehler wurden da gemacht und bei wem? Bin gerne bereit zu lernen.
     
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    prinzipiell tut man sich natürlich leichter, wenn man Atmung "live" bespricht.
    Trotzdem kann jeder davon profitieren zu wissen, wo im Körper seine Lungen sind, wie weit die rauf- und runtergehen, dass das Zwerchfell nicht in Schniedelhöhe sitzt und dass es beim Einatmen nicht so fest sein darf, weil sonst die Atmung nicht tief genug ist.

    Wenn Du mir unterschwellig "vorwirfst" nur dann profitieren zu können, wenn ich mich jahrelang mit meinem Körper beschäftige dann muss ich entgegnen, dass es genau das ist, worum es geht.
    Die Blechhupe verändert sich nicht von Tag zu Tag, der Spieler aber hat täglich eine andere Befindlichkeit, koordiniert sich aus verschiedensten Gründen anders.
    Daher ist eine körperliche Aufmerksamkeit (die man sich aneignen kann und trainieren muss) oberstes Gebot.

    Ich kann einem Schüler 100x eine tiefere Atmung erklären, wenn er nichts geübt hat beginnt er sein Vorspielen aus schlechtem Gewissen heraus schon mit einer derartigen Spannung, dass alle Theorie völlig für die Würste ist.
    Insofern kann es auch sein, dass der 50-jährige Schüler im Unterricht nach oftmaligem Erklären und Üben wieder in Luft anhalten oder flache Atmung verfällt, weil sich er über dem Versuch irgend etwas wiederzugeben völlig verliert oder den Krampf in seinem Berufsleben in's Musizieren trägt.

    Ich mag nicht auf genaue "technische" Details, was so unterrichtet wird und was ich daran als falsch erachte eingehen, weil ich an dem Echo wenig interessiert bin.
    Erst neulich hab ich an einem Thread in einem anderen Forum teilgenommen, wo jemand mit Restluft besonders beim Wechsel von Bari auf Klarinette Probleme hatte.
    Da wurde dann die völlig andere Atmung besprochen, und sein Lehrer riet ihm sogar, weniger einzuatmen.
    Wenn man auf diesen Schwachsinn was erwidert, gibt's shitstorm.
    Nein danke, bei mir haben gestern die Ferien begonnen.

    Liebe Grüße,
    Guenne

     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Hallo Guenne,

    wir sind da sicher nicht so weit auseinander. Ich war nur begeistert von der Stimmtherapeutin, die eben kein Wort über die Atmung verlor aber eben genau diese therapierte.
    Das halte ich für einen genialen Feingriff, der es ganz schnell schaffte, eine lockere natürliche Atmung herzustellen, ohne überhaupt Lunge, Zwerchfell oder irgend eine Topografie der Organe zu erwähnen.

    Ich kenne die Probleme mit den Schülern gut, muss aber gestehen, nie ein wirklich gutes Konzept zur Atmung an der Hand gehabt zu haben. Es nutzt halt wenig, sich Atmung bewusst zu machen, wenn sie verkrampft ist. Sie wird es immer bleiben und Sätze wie "mehr Stütze", "atme in den Bauch", "nicht die Luft anhalten" nutzen nichts. Das führt nur noch mehr Krampf, weil es keine lockere Atmung gibt, die man bewusst ausführen kann.

    Wie du schon schreibst, führen oft ganz andere, alltägliche Dinge dazu, dass wir "falsch" atmen, verkrampfen. Im Grunde muss ich also mit dem Schüler erst einmal Entspannungsübungen machen. Wenn man den Schüler dann so weit hat, ist die Unterrichtsstunde um und er kommt nächste Woche genau so verkrampft wieder in den Unterricht.

    Das ist ja keine Atmung, die man sich für die eine Stunde zum Saxspielen zulegt, sondern eine natürliche Bauchatmung, die auch im Alltag gelebt werden will.

    Beste pü'sche Grüße
     
  12. Mugger

    Mugger Guest

    Moin Peter,

    genau meine Meinung.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  13. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Zu dem Thema kann ich eigentlich, da ich nicht auf dem hohen Wissensstand der Fachleute bin, nicht viel beitragen, aber das halte ich für wichtig und richtig
    Kleiner Erfahrungsbericht von mir, die natürliche Bauatmung umbedingt beim Lungenfunktionstest beim Arzt "ausschalten" und wirklich aus "voller" Lunge so viel wie geht mit vollem Druck in das Gerät pusten.

    Vor Jahren habe ich einen Arzt fast zur Verzweifelung getriegen. Alle Untersuchungen zeigten ein gesunde Lunge, aber das Lungevolumen war unter aller Kanone. Ein halbes Jahr lang immer wieder Test um Test.
    Durch Zufall habe ich einem Freund der Yoga betreibt davon erzählt, er kannte das Problem, Bauchatmung!

    Diese Lungenfunktionsgeräte messen wohl die Menge Luft die man in einem bestimmten Zeitraum rein pustet, ich hätte jedenfalls immer noch munter weiter Pusten können wenn der Arzt sagte es genug.
    Beim nächsten Test also alles was ging auf einmal rein, Test in Ordnung, ich konnte wieder ruhig schlafen und mein Arzt war um eine Erfahrung reicher!

    ;-)
    Und jetzt bitte wieder

    :topic:
    und weiter mit dem Interessanten Thema!

    Viele Grüße Ralf
     
  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, sehr richtig. Ein entspannter Atmer wird keinen Tauchwettbewerb gewinnen, auch wird ein Krieger im Krieg nicht gelassen im Bauch atmen, sondern seine Kraft und Anspannung in den Brustkorb verlegen.
    Nur ist dem Bläser gerade diese Anspannung im Wege.

    Bei Alkoholkontrollen empfehle ich das Studium der Zirkularatmung.
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Aber genau darum geht es doch, einem Schüler vermitteln wie eine unverkrampfte und doch "tiefe" Atmung funktioniert. Und komplett ohne Verständnis dafür was da passiert und wie man sich das im Kopf als Hilfe vorstellen kann, geht es halt nicht.

    Das stimmt so nicht. Vieles hängt da von den richtigen Muskeln und Vorstellungen im Kopf ab. Stimmen die nicht oder werden die falschen benutzt, kommt es zur Verspannung (z.B. weil in die falsche Richtung kompensiert wird oder die Bauchmuskeln an der OBerfläche benutzt werden anstatt die inneren). Es hängt aber auch von der einzelnen Person und der vermittelten Technik und auch vom Leistungsstand der Person ab.
    Wenn das Fundament gelegt wurde kann es durchaus als Erinnerung helfen wenn man mal einwirft: Du musst mehr stützen oder atme in den Bauch. Mir hat es viel geholfen, wenn mir früher mein Flötenlehrer den Tip gab in die Zehen zu atmen (und wir wussten beide das das nicht geht). Ist das Fundament für eine gute Atmung aber noch nicht da, hilft da kaum ein so simpler Tip oder eher so eine Art der Erinnnerung. Deswegen ist es auch wichtig Übungen zu nehmen wo sich der Schüler bei beobachten kann ohne von zig Noten etc. erstmal abgelenkt zu sein.

    Vielen ist gar nicht bewusst wie flach sie atmen und wie viele Muskeln sie benutzen, die sie eigentlich gar nicht zum Atmen brauchen. Gerade jüngere Menschen haben oft auch Angst davor mit einer Bauchatmung dick auszusehen und "atmen" dann in die Schultern und die Brust, daß jeder Gorilla und Tarzan stolz wäre.
    Es geht nicht nur um Entspannung sondern auch darum sich ein Bewusstsein für bestimmte Bereiche zu erarbeiten und langfristig eine tiefe Atmung und gute Stütze zu automatisieren und das dauert halt. Ich weiss noch wie lange ich das vom Gesangsunterricht her nicht umsetzen konnte und schon dachte mein Lehrer erzählt Blödsinn, bis irgendwann im Rahmen dieser Übungen der Knoten geplatzt ist und ich nicht mehr verstand wie ich es nicht hinbekommen konnte und warum es so schwer war, wenn es doch so einfach ist.

    Regelmässiges Üben (auch ohne Instrument), Körperwahrnehmung und Geduld sind dabei wichtig.

    Lg Saxhornet
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn das Fundament gelegt ist, d.h. wenn man weiß, wie es geht, reicht eine Erinnerung. Da gebe ich dir vollkommen Recht.

    Es geht bei einer verspannten Atmung im Brustkorb um Entspannung des selben. Die Verspannung kann unter anderem mit Angst zu tun haben.

    Ich hatte mehrere Schüler, die durch die Entspannung ihrer Atmung psychisch zusammengebrochen sind und losheulen mussten. Sie hatten persönliche Erlebnisse abgekapselt, verdrängt, und wurden durch die Entspannung wieder darauf gestoßen. Heulen und lachen sind natürlich gut bei der Erfahrung des eigenen Zwerchfells, dennoch habe ich ihnen geraten, einen Therapeuten aufzusuchen.

    Die Zusammenhänge können recht komplex sein.
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Mein Lehrer hat mit mir Entspannungs- und Konzentrationsübungen gemacht, die für asiatische Kampfsportarten genutzt werden.

    Da sind "richtiges" Atmen und Atemübungen ganz wichtig!

    CzG

    Dreas
     
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und derartige Verspannungen gibt es ja nicht nur im Brustkorb, sondern auch im Schulter-, Hals-, Kehlkopfbereich. Wenn der Hals verspannt ist, kann ich ihn nicht richtig öffnen, um die Tonbildung zu beeinflussen usw.

    Saxophonspielen (und Singen) kann schnell dazu führen, dass man sich mit psychischen Blockaden auseinandersetzen muss.

    LG bluefrog
     
  19. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    die Geschichte mit den Vorstellungen und Bildern ist so eine Sache.
    Ich halte mich nach Möglichkeit (und mit meinem beschränkten Wissen) lieber an Fakten.

    Die Sinnhaftigkeit von "Du musst mehr stützen" ist mir im Moment nicht ganz klar.
    Sinnhaft finde ich Übungen, wo der Schüler gar nicht theoretisch nachdenkt, sondern eine gewisse Aufgabenstellung bekommt, die z.B. eine bessere "Stütze" verlangen, weil sie sonst nicht funktionieren.
    Als Beispiel, das mir grade einfällt, nenne ich die Mundstückübung mit immer tiefer werdenden Tönen (oder "Slide-whistle-Übung").
    Oder die Übung, wo tiefe Töne möglichst weit nach unten gezogen werden müssen.

    Bei Kindern ist oft eh nicht viel zu sagen, weil es funktioniert, und bei Erwachsenen ergibt sich manchmal das Problem, dass das sehr weit in's Persönliche reingeht, wie ppue schon angedeutet hat.

    Liebe Grüße,
    Guenne



     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    Die Empfehlung mit der Therapie ist da wohl sinnvoll. So einen Fall hatte ich nicht in 20 Jahren unterrichten. Zusammenbrechen kann einem ein Schüler aus den verschiedensten Gründen aus verschiedenen Gründen (Trennung, Krankheit, etc. etc.) in unterschiedlichsten Momenten. Das die Atmung als Auslöser für einen psychischen Zusammenbruch möglich ist (bei entsprechender Vorbelastung) kann ich mir vorstellen, ist aber wahrscheinlich eher nicht die Regel. Man kann auch ohne Seelenstriptease lernen zu entspannen und auf seine Atmung zu achten. Ist die Anspannung wegen seelischer Belastung zu gross ist es eh vielleicht manchmal sinnvoller eventuell zu pausieren mit dem Horn, wenn man es als Belastung wahrnimmt. Andere können aber gerade im Horn etwas finden, was ihnen seelisch hilft.
    Grundsätzlich ist es aber nicht notwendig erstmal eine Therapie zu machen um dann tief und entspannt atmen zu können.

    Lg Saxhornet



     
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