Talent – ein großes Wort

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von RomBl, 6.September.2015.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Das denke ich nicht.

    Es ist hier schon mehrfach angeklungen: wer großes Talent für etwas hat, kann nicht nachvollziehen, dass es anderen schwerfallen kann. Aber gerade Musiklehrer sollten sehr gut gelernt haben, damit umzugehen. Zu wissen, was für den durchschnittlichen Schüler schwierig ist, und wie man es ihm didaktisch beibringen kann. Darum bin ich ja auch so schockiert über das Zitat im vorherigen Beitrag, wo die Existenz von Talent rundweg abgestritten wird.
     
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  2. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Hier die Grundlage für einige Hochschulseminare: http://www.wissner.com/pdfs/9783896399441.pdf

    LG
    Dabo

    PS: Alle Verlinkungen ohne Gewähr da nur auf Nachfrage herausgesucht und zur Verfügung gestellt. Bitte das Kleingedruckte vergrößern ;-)
     
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ja. Ich musste erst lernen, dass so einige Dinge, die ich immer normal und selbstverständlich fand, für andere schwer sind. Trotzdem kommt man an den Punkt recht schnell, wo einen pianistisch (komme vom Klavier) nur das böse Ü-Wort weiterhilft, wenn man nicht gerade so drauf ist:
    "...
    Matt Savage (Autist), 1992 geborener Ausnahme-Jazzpianist, hat sich mit sechs Jahren über Nacht das Klavierspielen selbst beigebracht. Mit sieben Jahren komponierte er bereits eigene Stücke und brachte seine erste CD heraus.
    .."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung#Musikalische_Begabungen

    Ich sollte mehr üben .... viel mehr .... daran scheiterte es bei mir immer. :)

    Grüße
    Roland
     
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  4. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, und dafür ist es wichtig, dass man rechtzeitig entsprechend gefördert und gefordert wird.

    Für die Musik gut beschrieben wird das z.B. im Buch von Kenny Werner "Effortless Mastery".

    Mir gings in der Schule so mit Mathematik. Habe nie verstanden, was daran schwer sein soll. Habe immer nur bedauert, dass ich nicht in der Antike oder in der Renaissance gelebt habe, wo die Sätze und Beweise zum ersten Mal aufgestellt wurden. Das hätte ich gern selber "erfunden". Das war das Fach, für das man nichts lernen brauchte. Aber auch bei den meisten anderen Fächern im Gymnasium war das so.

    Der Schock kam dann an der Uni. Da gings hart zur Sache, in einem Höllentempo, und die anderen Studenten waren auch richtig begabt. Da habe ich zum ersten Mal dran arbeiten müssen. Auf dem nächsten Level dann nochmal eine Spur anspruchsvoller und selektiver. Gut, dass ich (anfangs) dazu angehalten worden bin!
     
  5. rbur

    rbur Mod

    Warum denn nicht? Das sind dann die nötigen 10.000 Stunden, von denen auch die Großen immer sprechen.
    Und Profi heißt ja erstmal nur, dass du dein Geld damit verdienst. Nicht, dass du gleich Sonny Rollins bist. Es gibt auch Durchschnittsprofis.
     
  6. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Hmmmm....:ironie:
    Also 10000 Stunden und man ist Profi.
    Soso! Na dann rechnen wir mal.....Ergebnis: zu dieser These kann ich erst in 55 Jahren eine Antwort auf Richtigkeit geben. evtl. auch erst in 60 wenn ich Sonntags pausiere oder mal krank werde ;-)
    Dann kann ich mit 97 meine Karriere starten :D Wenn es dann auch noch dieses Forum gibt werde ich Mitteilung machen.

    LG
    Dabo
     
  7. rbur

    rbur Mod

  8. saxhornet

    saxhornet Experte

    Und inwieweit ist es dann jetzt relevant? Für den der Talent hat nicht, weil er es aus Interesse macht, das Wissen ob er Talent hat oder nicht hat keinen Einfluss auf seinen Wissendurst und sein Interesse. Für den Anfänger auch nicht, denn egal ob er kein oder ein kleines bisschen Talent oder nur in einem Teilbereich Talent hat sollte für ihn nicht ausschlaggebend sein, sondern der Spaß, die Neugier und der Wille zum Spielen dieses Instruments und da kann halt Jemand auch gut werden, ohne ein übermässig begabtes Genie zu sein. Man fängt doch nicht an mit dem Ziel in der Carnegiehall zu spielen. Hinzu kommt wie ich schon sagte, daß sich Talent oder Begabung sehr unterschiedlich in der Musik äussern kann und sich manchmal auch nur in Teilbereichen zeigt.

    Womit gelernt zu haben umzugehen, einem Schüler mit Talent zu haben im Unterricht oder daß sie selber als Lehrer Talent haben und dann nicht wissen wie sie es vermitteln sollen? Mir wird nicht klar worauf Du hinaus willst, vielleicht kannst Du es noch genauer erklären, bitte, damit keine Missverständnisse entstehen.
    Was die Uni angeht, die sind auch nicht immer auf dem neuesten Stand und was wäre denn der neueste Stand? Wenn man sich die aktuelle Literatur anschaut gibt es da durchaus auch Lektüre die die These stützt, daß es eine Frage der ausreichenden Beschäftigung mit etwas ist (wie lange, wie intensiv und auf welche Art), wie gut man es dann kann. Mir ist das nach wie vor Schnurz. Man sollte sich nur nicht daran festkrallen und es sollte einem nicht so wichtig sein ob man nun super Talent hat oder nicht und es sollte erst recht nicht davon abhalten ein Instrument zu lernen. Es zählt der Spaß sich mit etwas zu beschäftigen, wenn der nicht da ist, ist der Rest komplett egal.

    LG Saxhornet
     
  9. rbur

    rbur Mod

    Eben. Und jeder kann besser werden, indem er übt. Ob Talent oder nicht.

    Und nichts nervt mich mehr als der oft gehörte Spruch "wir sind ja keine Profis" oder "der hat ja auch Talent", wenn es darum geht, sich über die wöchentlichen zwei Stunden Instrumentenlüften hinaus mit Musik zu beschäftigen.
     
  10. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Die "Welt" hat sicher recht: Für das Beherrschen einer halbwegs anspruchsvollen Tätigkeit sind ca. 10.000 Stunden nötig. Gilt sicher nicht nur für Musik, sondern auch für Sportarten, Berufe etc. Erst dann läuft die Sache wirklich auf Autopilot, unterhalb des Bewußtseins. Und erst dann kann man z.B. auf einem Instrument wirklich schnell sein.

    Diese Perspektive beruhigt doch ungemein, wenn auf dem Sax mal was nicht sofort klappt, oder? Einfach immer weitermachen, dann wird's schon...
     
  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Vielen Dank, interessant. Ich habe jetzt vom selben Autor noch ein bisschen mehr nachgelesen.

    Aber da wird keineswegs geschrieben, dass es kein musikalisches Talent gibt! Es wird nur diskutiert, wie groß der Einfluss von Vererbung und Umwelt ist. Wobei mich bei der Vererbung immer wundert, warum nur die Elterngeneration betrachtet wird. Es dürfte doch wohl bekannt sein, dass vererbte Eigenschaften eine Generation überspringen können (siehe das Beispiel von Isachars Großvater).

    Und auch das mit den 10000 Stunden Üben beweist nicht, dass es keine Begabung gibt. Es ist eher so, das jemand mit wenig Talent sich kaum einer so langen und intensiven Ausbildung widmen wird.
     
  12. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    das finde ich etwas gemein - klar wenn man das als Ausrede benutzt nicht besser zu spielen, aber es ist manchen Menschen nicht in ihrem Leben gegeben sich uneingeschränkt mit Musik zu befeassen - ob aus Lust oder weil man einfach auch andere Dinge machen muß oder macht. Wenn man nur aus Hobby spielt und rein aus Spaß an der Freud, dann sind das vielleicht einfach die 2 Stunden, die man zur Verfügung hat.
     
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  13. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin sicher, dass es eine ganz allgemeine Begabung für's Lernen an sich gibt (angeboren oder frühkindlich erworben). Man beobachtet doch immer wieder, dass die Lernkurven verschiedener Menschen extrem unterschiedlich verlaufen. Und das hat nicht nur mit mehr oder weniger Fleiß zu tun. Sondern vor allem auch damit, wie schnell einer Strukturen und Zusammenhänge erkennen kann, wie experimentierfreudig er ist, wie genau er beobachtet und welche Schlüsse er daraus zieht. Man nennt das auch: Intelligenz.
     
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  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Vielleicht auch noch diese These:

    Alle, die langfristig und regelmäßig ein Instrument spielen, haben ein gewisses Talent dafür.....hätten sie es nicht, würden sie nicht dieses Hobby sondern ein anderes frönen....

    CzG

    Dreas
     
  15. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Naja, wenn ein Pinguin 10.000h übt, eine Giraffe zu sein, wird das auch nicht klappen. :)

    Im Ernst: Üben hilft. Wer 'begabt' ist, könnte die gesparte Übezeit für andere Dinge einplanen, die er sich noch erarbeiten muss. Oder den leichten Weg gehen und nur minimal üben. Die Wahl hängt dann vom Indivduum ab. Ich war blöderweise immer ein Minimalist ...

    Grüße
    Roland
     
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  16. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Dehnen wir den Begriff Talent aus und nehmen wir die Faktoren Neigung, Wunsch, Anleitung, Umfeld, Einfluss....etc dazu....
    ....aber auch dann ändern wir nichts daran das wir alle, wenn wir weiter kommen wollen (auch die mit Talent) das böse Ü verwenden müssen. Die wenigen Beispiele die das nicht mussten bestätigen dann eher die Regel ;-)

    Denke ich auch und habe es als Interesse betitelt. Jemand der nicht die Neigung oder das starke Interesse an etwas hat wird sich damit auch nicht überdurchschnittlich intensiv beschäftigen.
    Der Mensch ist halt auch ein bisschen faul. Er widmet sich gerne (nicht ausschließlich!) den Dingen die ihm leicht von der Hand gehen.

    LG
    Dabo
     
  17. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Das hat uns schon der Hirschhausen erzählt :)

    Stärken stärken anstatt an Schwächen herumzudoktern. Mein Pinguin grüßt Deinen Pinguin.

    LG Bernd
     
    chrisdos und annette2412 gefällt das.
  18. Shorty

    Shorty Ist fast schon zuhause hier

    der stand der forschung erzählt uns wöchentlich was neues, dass es kein talent bzw. begabung gibt, ist absoluter schwachsinn.....
    diese annahme ist erfunden, und soll den mainstream der aktuellen politik unterstützen, natürlich gibt es hochbegabte und auch
    tiefbegabte. ein talentierter musiker schafft es einfach leichter und weiter als ein mittel talentierter schüler. wenn ich mich mit
    einem bekannten saxer vergleiche, und ich schätze mich realistisch als mittelbegabt ein, dann ist der halt hochbegabt, und
    den level kann ich nicht erreichen, auch wenn ich 24h sax übe.......
     
  19. rbur

    rbur Mod

    Alle tollen Saxer, die ich kenne, haben mehr geübt als ich.
     
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  20. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Die Umkehrung gilt nicht zwangsläufig.

    Beweis:
    Alle alten griechischen Philosophen, die ich kenne, sind tot.
    Die Umkehrung, dass ich ein alter griechischer Philosoph werde, wenn ich tot bin, gilt hingegen nicht.
    :)

    Grüße
    Roland
     
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