Tim Price legt die Latte hoch

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 172, 9.September.2006.

  1. Gast

    Gast Guest

    guter punkt @ matthias!!!
    habe charlie parker auch schon immer mehr als musiker als als saxophonisten verstanden.
    es gibt viele saxophonisten, die das spielen anscheinend wie einen sport sehen - höher, schneller, weiter...d.h. nur auf sachen fokussiert, die man auch trainieren kann...musikalisch aber eher dürftiges output haben. nicht, dass ich phil woods so sehe, meinte das allgemein.

    stan:
    es gibt ja nicht nur klassik und jazz.
    und auch wenn jemand, der wirklich schlecht intoniert, wohl nie tolle ergebnisse haben wird, gibt es bestimmt viele leute, die ohne diese price-anforderungen zu erfüllen gut spielen können, vielleicht sogar berühmt geworden sind, wenn auch nicht im jazz-bereich...
     
  2. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    Ismail:
    Ich verstehe, worauf du hinweist. Aber ich glaube, wir haben halt verschiedene Meinungen. Meiner Meinung nach gibt es, keinen guten Saxophonist, der diese Sachen(Price) nicht kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sonny Rollins, John Coltrane, Cannonball Adderley, M. Brecker, David Liebman oder Charlie Parker, diese Übungen nicht kann. Natürlich spielt das Talent sehr wichtige Rolle. Das widerspreche ich nicht. Deshalb kann es dazu kommen, dass ein "schlechter" Saxophonist innovative Ideen hat und ein "guter" sich nicht so viel von der Masse unterscheidet.

    PS: Ich spreche jetzt konkrett für Jazz. Aber es gibt viele Musiker, die in einem anderen Still spielen und auch viel vom Jazz lernen.

    Ich will mich nicht konfrontieren. :) Wir sind doch zwei verschiedene Menschen und als solche haben wir auch verschiedene Standpunkte. Ganz normal :)

    Gruss,
    Stan
     
  3. astipasti

    astipasti Ist fast schon zuhause hier

    Quark! Chet Baker konnte noch nicht mal anständig Blattlesen und is er deswegen etwa kein guter Trompeter gewesen?

    Es geht nicht darum Übungen zu können sondern darum, alles das spielen zu können was man sich im Kopf vorstellt.
    Für den einen brauchts dafür halt jahrelangen Tonleitertraining und der andere lernt das nebenbei in dem er einfach spielt und probiert.

    Dass Harmonielehre und Technikschule vielleicht das Vorstellungsvermögen erweitert und es einem so nicht nur technisch sondern auch musikalisch weiterhilft, lass ich jetzt mal außen vor.
     
  4. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    astipasti, mir lag eine Antwort in deinem Sinne schon den ganzen Tag in den Fingern. Hab's nur nicht ausdrücken können. Danke!

    Aber genau das ist es das präzise Vorstellungsvermögen entwickeln. Vorstellen und spielen können - fertig. Das in allen Tonarten, in allen Lagen und in jedem beliebigen Tempo.
     
  5. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    @antipasti: Bei der Jazzmusik ist das vom Blattlesen nicht das Wichtigste. Aber die anderen Sachen konnte er sicherlich machen. :) Gehör, Technik... alles alles alles

    Naja, wichtig ist auch was man im Kopf hat. Für mich ist die Musik wie eine Sprache. Je viele Wörte man kennt, und hier geht es überhaupt nicht nur um Wörter. Je besser man die Sprache beherrscht, desto leichter ist es ihm seine Gedanken zu äussern. Tonleiter, Akkorde, Patterns all das ist nur ein Teil der Sprache. Man muss das können, damit man sich gut äussern kann. Wenn man all das kann, wird man befreit und kann seine Ideen zum Ausdruck bringen. Nicht immer sind aber diese Ideen genial, die man im Kopf hat genial. Deshalb reicht allein das Können der Sprache nicht aus. Deshalb sind auch Charlie Parker, John Coltrane, Miles Davis oder wer weiss ich noch bahnbrechend in ihrer Spielweise. Die hatten aber die Freiheit sich zu äussern.

    Die Übungen sind der Weg dazu, das zu spielen was man im Kopf hat.

    PS: Da die deutsche Sprache nicht meine Muttersprache ist, fällt es mir manchmal schwer meine "geniale" Gedanken zu äussern. :)
     
  6. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    richtig - aber das instrument ist kein menschliches organ - es ist so wie eine protese- und um diese protese deinem vorstellungen unterorden muss sie beherschen.
    es geht leider durch die übung.
    Die übung nach manchen teorien ist nicht anders als ein reflexbildung zwischen gehirn und fingern ( manipulatoren)

    auch menschliche stimme wird jahre lang ausgebildet.

    ich kenne keinen , keinen guten oder sehr guten instrumentalisten der hätte nicht entsprechende technik.
    Die grössten Garret , Redmann , Carter besitzen unglaubliche technik - aber die werden natürlich nicht wegen dises technik geschätzt. Das ist nur sehr reiche und breite ausdruckmittelpalette die meistens nicht angeboren ist weil der sax nicht angeboren ist.
    Andersseit was wär Garett oder Redmann ohne dieser technik ?


    das problem - wenn spiellt man nur gefühlmässig bald alle gespielte sache - besonders improvisationen werden immer gleich gemacht.
    Selbst der marcus miller konnte keine noten lesen (und trotzdem als 14 jahrige hat bei schwierigen passagen mitgewirkt )- jedoch die platte tutu hat er erst nach der musikschule absolvierung gemacht.

    Mag sein das zwischen 6 milliarden leuten findet man welche die ohne zu lernen können gleich wunderbare music machen ( mit dem instrumenten )- aber die übrige abertausende , ohne ausbildung wären nicht in der lage es zu tun .
     
  7. stan4oo

    stan4oo Kann einfach nicht wegbleiben

    YoYo :-D :-D :-D
    Das meinte ich auch. :)
     
  8. shorterfan

    shorterfan Kann einfach nicht wegbleiben

    So erscheint mir das auch. Aber genau an dem Punkt hört eben der Nutzen des Übens auf und das Menschliche (im besten Fall das Genie) fängt an.
    Der Vergleich mit der Sprache gefällt mir gut und läuft auf das Gleiche hinaus:
    Ist ja wahr, dass man Sprechen lernen muss und auch gerne üben darf. Aber was soll's, wenn man nichts zu sagen hat?
    Üben können die meisten. Aber wer hat eine Vorstellung, hat was zu sagen?

    Das Entscheidende an den Cracks ist nicht, dass sie geübt haben, sondern dass sie was zu sagen haben.

    Cheers

    Michael

    PS: Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Ich will natürlich nicht darauf hinaus, dass ich oder sonstwer, der sich für erleuchtet hält, sich aus lauter eingebildeter Erleuchtung das Üben sparen könnte.
    Aber das mit den 99 (oder auch 90) % Übung geht mir zu weit.
    Außerdem kommt es vor, dass auf eine Art geübt wird, die eher die Konvention als das Persönliche am Musiker fördert. Deshalb musste ich an die Klavier spielenden Schweine denken. Es gibt eben Dinge, die man nicht andressieren (üben) kann.
     
  9. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Vielleicht könnte man an dieser Stelle die Philospophie von Ernie Watts ins Spiel bringen, die besagt, dass das Üben des Technikkrempels dazu dient, die Kreativität zu entfesseln. D.h., dass die Finger dem folgen können, was man spielen will. Zum andern öffnet das üben von bestimmten Skalen ja auch erst die Vorstellung von anderen Klängen.

    Übrigens hätte ich nicht gedacht, dass auf mein 1. Posting überhaupt eine Antwort kommt :-D
     
  10. oli

    oli Schaut öfter mal vorbei

    um mal auf den titel des threads bezug zu nehmen. ich denke herr price legt die latte eingentlich nicht hoch, sondern ganz normal. gerade die liste mit den 15 punkten ist längst nicht so schlimm, wie sie auf den ersten blick aussieht. kann man erstmal die durskala, ist dur-bebop (nur ein chromatischer extraton) kein ding, genause pentatonik/bluesskala usw.

    das lässt sich locker in einem jahr mit 20-30 min am tag schaffen. für berufstätige sicher hart, aber z.b. für schüler gut schaffbar auch wenn man keine professionellen ambitionen hat.

    z.B. macht man jeden monat eine tonart oder alternativ alle 2 wochen (und dann zwei durchläufe mit jeweils der hälfte).

    was diesen klassischen flamewar von wegen tonleitern versuch bauch angeht: nicht übersehen was zum thema nach gehör spielen da steht! ebenfalls necessitie...

    da ganze ist natürlich klar auf jazz ausgerichtet. wer sein ganzes leben pentatonik übern 3 akkorde blues in seiner lieblingstonart nageln will(auch das macht ja spass...), brauch das natürlich nicht.
    wer volkslieder nach noten spielt sowieso nicht. und die leute, die ernsthaft klassik betreiben brauch mann von der notwendigkeit der techniküberei im allgemeinen nicht zu überzeugen ...
     
  11. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Ich denke, der Price hat einfach die Schnautze voll von den Leuten die "Saxophonisten" sind und nicht 'mal triviale Changes spielen können.
    Und so will er halt einmal sagen: bevor ihr es erst einmal versucht mit der Profikarriere und das Publikum und die Schule vergrämt, hier der Stellenbeschrieb.
    Wie er es schreibt, scheint er aber noch zusätzlich so durch 'ne Art midlifecrisis zu gehen. Also, nehmt das nicht zu toll.

    Bezüglich Euren Saxidolen: Manche spielen einfach gut aus ihrem Leben 'raus, ohne theoretischer Background. Ganz einfach weil sie nix anderes in ihrem Leben gemacht haben als gespielt. Da erkannt man (oder entdeckt man) die Theorie von selbst. Diese ist ja nur ein Hilfsmittel, die akkustisch "logischen" Abläufe zu beschreiben.
    Andere Idole die nix von der Theorie verstehen und einfach nur dem Gefühl nach spielen; nun, sie mögen gut und cool sein. Aber sie wären ganz bestimmt noch viel besser und cooler, als sie es jetzt sind, wenn sie das notwendige Fundament hätten.

    Ach, jetzt sehe ich gerade, dass sich peterwespi eingeloggt hat, er hat sicher auch noch 'was gutes zu dem Thema zu berichten. Darf ich weitergeben...?

    Gruss Robert.
     
  12. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe schon analoge Listen von anderen Teachern gesehen, zum Beispiel vom berühmten Dave Baker. Sie gleichen sich alle sehr, und sie sind meist kaum weniger umfassend. Ein Profi muss diese Dinge draufhaben ... und noch viel mehr, wenn er an seine eigenen Sachen arbeitet.

    Dilettanten wie ich müssen aus Zeitgründen Prioritäten setzen. So habe ich zum Beispiel verminderte Skalen und Harmonisch Moll weitgehend ausgeblendet. Und arbeite dafür zum Teil an Sachen, die über Tim Prices Liste hinausgehen.

    Wie sagte schon Karl Kraus? "Kunst ist schön. Macht aber viel Arbeit."
     
  13. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Denke, das ist das Minimum, was jeder drauf hat, wenn er das Konz verlässt.

    Dazu käme natürlich noch die Grundlagen für Komposition und Arrangement.....
     
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