Tolle Saxophone, aber ohne AHA-Effekt: Was war da los?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von JanTone, 16.Juni.2023.

  1. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Das erste was ich an meinem 10M geändert habe, war der furchtbare, hügelige Perlmutt-Knopf bei der Daumenauflage.

    Erst nach Einbau eines planen und von der Fläche her etwas größerem Kunststoff-Knopfes, war die Lady dann ohne Daumenschmerz einwandfrei und angenehm zu bedienen.
     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Um mal eine ungefähre Zusammenfassung zu wagen:
    Gewohnheit spielt eine große Rolle.
    Eine Umgewöhnung dauert oft mehrere Monate.
    Deshalb sagt ein erster Eindruck nur sehr wenig.
    Viele sind auch bei einem ungewohnten Equipment nach einiger Zeit bei dem Sound, den sie schon vorher hatten.
    Trotzdem kann ein neues Equipment eine Horizont-Erweiterung für das Spielgefühl sein.
     
  3. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Das ist wohl so.

    Die "Blechkanne" soll eben nur zu 10% der Klangbeeinflussung beitragen - der Rest Setup und Künstler.
    Aber manch einer "Blechkarre" schreibt man ja auch Seele zu - was immer das sein soll.
     
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  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das kann ich nur bestätigen.
    Insbesondere, das optimale Setup zu finden ist eine Odyssee weil (für mich) nicht jedes Mundstück auf jedes Horn passt und die Blätterfrage mit Schnitt und Stärke nochmal ein zusätzliches Fass aufmacht.
    Da stehe ich dann mit meinem Optimalsetup vom Conn ratlos am Yana und fange an, Mundstücke aus der Schublade zu kramen, die ich eigentlich schon längst verkaufen wollte.

    Leider bin ich nicht immer ausreichend diszipliniert, um jede Veränderung eine Weile zu spielen und habe damit viel kostbare Übezeit verdaddelt. Wenn die Hupe nicht funktioniert kann ich ziemlich psychotisch werden und am Ende liegt alles mit Mundstücken, Blättern und Schrauben voll, es klingt schei*** und das Aufräumen dauert länger als das „Üben“.

    Und dann nehme ich so ein Setup mit zur BigBand Probe und bekomme komische Blicke, weil ich aus dem Satz rausfalle oder untergehe…

    Inzwischen geht’s zum Glück besser und mein Setup stabilisiert sich in einer völlig unerwarteten Kombination.
    Mit der klinge ich, nach Auskunft anderer, etwa so wie ich mit dem Conn geklungen habe… hammer‘s wieder!
     
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  5. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Am besten funktioniert doch,man bleibt bei dem Sax und Setup was man hat und probiert nicht ständig anderes aus.mDas spart viel,Frust,Zeit und Geld
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Eine prozentuale Beteiligung am Sound auszumachen, halte ich für problematisch.

    Ich weiß schon, was du meinst. Führe ich den Gedanken fort, dann würde ich sagen, wenn ich durch den Korpus auch nur 2% näher an den Sound gelange, den ich haben möchte, dann lohnt sich das über viele Jahre Spielen doch allemal.
     
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  7. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Ja - wenn...
    Und wenn ich weiß, welchen Sound ich überhaupt haben möchte. Und wenn ich weiß, welchen Anteil daran alle klangbildenden Komponenten haben werden.

    Da kommt man dann in den Bereich der Mystik: Doppelblindversuche mit Geigen haben das ergeben: https://www.concerti.de/nachrichten/mythos-stradivari-entzaubert/ - ähnliches für Saxophone ist mir leider nicht bekannt.

    Aber unbestritten hat der Forist JanTone mit seinem Bericht einen tollen Thread eröffnet.
     
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  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Doppelblindversuche braucht es nicht. Es darf doch ruhig im subjektiven Empfinden bleiben, was gefällt und was nicht. Es muss einem ja auch selbst gefallen, da nutzt es nichts, wenn mir irgendeiner etwas auf einem völlig anderen Setup vorspielt. Und auch mit meinem Setup nutzt das nichts.

    Man hat ja evolutionsbedingt schon das eine oder andere Horn ausprobiert, war hier mehr und dort weniger zufrieden und die Auswahl von Hörnern, die in die engere Wahl der Besten kommen, ist deutlich kleiner nach 20 oder auch 50 Jahren Erfahrung.

    In all den Jahren ist kein Horn an mein Buffet Crampon S1 herangekommen und das hat kaum etwas mit der Einstellung meinerseits auf einen neuen Korpus zu tun. Den Klangunterschied merke ich auf der Stelle und mit dem ersten Ton. Und das war eben so bei unserem gescheckten Conn NW II.

    Das ist doch keine Mystik, wenn es mir besser gefällt.

    Sonst kannst du ja nach deiner Theorie einfach das erste billige Saxophon kaufen, wenn der Klang eh nicht entscheidend ist.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Juni.2023
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  9. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Meine Klangvorstellungen haben sich im Laufe der Jahre verändert. Wollte ich zu Beginn klingen wie XY, so änderte sich das irgendwann in „klingen wie YZ.“ Und irgendwann habe ich meinen eigenen Ton gefunden. Ob es am Horn liegt, das mir beim Erzeugen dieses „eigenen“ Tons entgegen gekommen ist oder ob mir das Horn den Weg dahin mehr oder weniger vorgegeben hat, weiß ich nicht.
    Ich weiß auch nicht, ob ich mit einem anderen Horn so viel anders klingen würde. Ich weiß es schon deshalb nicht, weil Aufnahmen den Ton verfremden. Und die Selbstwahrnehmung eine völlig andere sein kann als das, was andere hören. Wichtig war mir der „Aha-Effekt“, den mir mein langjähriges unlackiertes Horn beim ersten Anspielen vermittelt hat. Alles weitere hat sich von selbst ergeben.
    Ich fand es auf diversen Workshops auch immer wieder spannend, wie unterschiedlich unterschiedliche Profis klangen, wenn sie mein Horn einmal anspielten. Das Horn hat sicherlich einen Einfluss. Das merke ich schon, wenn unterschiedliche Profis erst ihr eigenes und dann mein Horn anspielen. Diesen Einfluss jedoch in Prozentzahlen angeben zu wollen, finde ich nicht belastbar. Wichtig für mich ist lediglich, dass mir das Horn „nicht im Weg steht“ und ich mich beim spielen wohl fühle.
     
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  10. -j.

    -j. Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich --d.h. me, myself, and I -- ich tendiere da in die andere richtung, zumindest auf'm Tenor: je mehr Mundstuecke ich besitze, desto mehr uebe ich auch. Ich hab normalerweise immer mindestens 2 verschiedene dabei pro Troete, zwischen denen ich ca. zwei Monate lang rotiere; danach wechsle ich aus.

    Will sagen, wenn ich z.Bsp. schon 3 Stunden auf meinem Vandoren V16 T8 gedudelt hab, ich mental schon etwas muede werde, aber es noch 2 Std. bis zum Abendbrot geht, dann packe ich noch mal mein staehlernes Berg Larsen 95/1/offset M aus: Motivation wieder da, Konzentration wieder da, nochmals 90 Minuten no problem!

    Ausnahmen sind vor einem Konzert, vor einem Neukauf, oder vor einer Totalrevision, da spiele ich mind. 2 Wochen lang das gleiche, ohne Ausnahme.

    Ich weiss, dass ich damit zu einer kleinen Minderheit gehoere, aber der einzige bin ich nicht:

    upload_2023-6-19_17-20-38.png

    -j.

    P.S. Pharoah durfte ich mal live erleben, 2010 im Blue Note in NYC. Das erste Set spielte er auf einem metallenen Link, das zweite Set auf einem Kautschuk Teil, das wie ein Berg Larsen aussah (ich sass nicht nahe genug, um es definitiv eruieren zu koennen). Fuer mich war da Sound-maessig kein Unterschied festzustellen....
     
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  11. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Jedem da seine
     
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  12. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    Habe eine größere Menge Vandoren 2,5 von jemandem erworben, der nicht mehr will/kann....
    Die ohne weitere Bezeichnung (ziemlich dumpf) unterscheiden sich doch extrem von den Java, die deutlich schärfer kommen. Klang völlig unterschiedlich , aber beide haben ihren Vorzug - im Song, in der Lautstärke (Nachbarschaft)...
     
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  13. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Dass Klang nicht entscheidend ist habe ich weder geschrieben noch gemeint, im Gegenteil meine ich das, was unter den posts des Foristen Rick verzeichnet ist und kann es nur immer wieder zitieren:
    It was a bad horn! Bad setup, student mouthpiece, student reed, student horn, just bad all around! He played it, and to my ears he sounded just like Sonny Stitt. (Steve Coleman about a lesson with Sonny Stitt)

    Oder, m.a.W.: Der Klang steckt im Künstler - nicht in der Metallröhre. Auch beim Anfänger - eben am Anfang seiner Künstlerkarriere.

    Aber so wie der eine Boss sein darf im Polohemd, der andere im AMG-Mercedes, darf der Saxophonist getrost auf den Klangspuren seiner großen Idole wandeln - mit seinem Selmer, King, Conn, Büscher usw.

    Vorausgesetzt, er spielt mit Leidenschaft. Das aber geht auch mit dem ersten, billigen Saxophon.


     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Sprüche aus der Welt der Musiker. Sehr beliebt und lassen den Kenner raushängen.

    Und meinst du (selbst wenn es so gewesen wäre), Sonny Stitt wäre danach scharf auf die Gießkanne gewesen?

    Es geht um den Spieler, nicht um den Hörer.
     
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  15. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Weder - noch: Um das nicht "Greifbare" (im Wortsinn) - darum geht es: Gefühle, Freude, Spaß, Gemeinschaft. In der Musik.

    Warum nicht - wenn nichts anderes zur Verfügung gestanden hätte...
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Juni.2023
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  16. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Für mich ist dieser hier gerne zitierte Spruch bestenfalls nichts weiter als eine nette Stammtischanekdote unter Musikern.
    Subjektiv, pointiert und ohne abzuwägen.

    Keinesfalls ist er dazu dienlich in irgendeiner Form damit zu argumentieren.
     
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  17. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Wenn man halt kein Steve Coleman ist...
     
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  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das Problem ist, daß der Spruch halt nur widergibt, daß man als guter Spieler auch auf einem suboptimalem Horn immer noch gut klingen kann. Nur sagt das nichts darüber aus, wie das Spielgefühl ist. Ich kann auch auf den schlimmsten Kannen meiner Schüler gut klingen und würde mit keinem der Tröten ein Konzert oder Auftritt in irgendeiner Form spielen wollen. Gut klingen und angenehmes Spielgefühl sind zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe. Im Idealfall kann das Horn beides, sonst macht es keinen Spaß. Und die Performance wird auf einem Horn, auf dem man sich vom Spielgefühl nicht wohl fühlt niemals optimal sein. Manche Hörner machen es einem leichter den eigenen Sound umzusetzen und andere Hörner legen dir grosse Hindernisse in den Weg. Auch sagt der Preis ja eh nicht immer was über die Qualität aus (teuer ist nie ein Garant für guten Klang und gutes Spielgefühl). Ich würde aber z.B. jedem Schüler von einem Horn abraten, wo die Ergonomie nicht zum Spieler passt und die ist bei so manchem billigem Horn z.B. im Bereich der kleinen Finger echt eine Spaßbremse.
     
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  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Stimme ich dir zu, gilt aber auch für viele Vintage-Saxofone.

    Auch hier stimme ich zu. Eine gewisse Qualität sollten das Saxofon schon haben.

    Nur habe ich festgestellt, dass der individuelle Sound weniger vom Instrument als von mir persönlich abhängig ist. Dass @ppue die prozentuale Aufteilung ablehnt, verstehe ich inzwischen.

    Die Botschaft soll doch sein: Du kannst die Fähigkeiten nicht erkaufen, sondern nur erarbeiten.

    Das Spielgefühl hängt auch davon ab, wie intensiv man sich mit dem Instrument beschäftigt hat. Mein Eindruck ist, dass die Materialoptimierung sehr unterschiedlich und individuell betrieben wird.

    Aktuell habe ich auf der Bb-Klarinette Mundstück, Blätter (u.a. zurück zum Holz) und Birne “optimiert”. Jetzt weiß ich, dass nun nur noch intensiver Üben mich weiterbringt.
     
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  20. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Tolle Saxophone, aber ohne AHA-Effekt: Was war da los?...

    ...ist der Titel des Threads - und eigentlich hat sich der Autor selbst schon die Antwort darauf gegeben. Dass sich daraus die übliche Materialdiskussion entwickelt (ein Phänomen überwiegend unter Männern?) war abzusehen.
    Saxophone sind, wie die meisten traditionellen Musikinstrumente, ausentwickelt (satte 200 Jahre nach seiner Erfindung), selbst im preisgünstigen Marktsegment sind Ergonomiediskussionen eigentlich müßig.

    Wie entspannend wäre es wohl, bräuchte man als Saxophonspieler kein Instrument - wie der hier etwa:



    Könnte den Takt auf einer Tischkante klopfen. Aber dann bräuchte es wohl auch kein Saxophonforum - garnicht spannend :)

     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Juni.2023
    Rick gefällt das.
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