Übungszimmer bedämpfen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von visir, 6.November.2014.

  1. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ja, "Fläche" macht schon was aus... und das Vlies wird wohl nicht ganz flach gelegen sein, jetzt wird es auch mehr gewirkt haben als von 1mm zu erwarten.
    Aber das ist das "Problem": Höhen sind am leichtesten zu dämpfen und bringen subjektiv gleich einmal viel, aber tatsächlich wird es einfach nur dumpfer - die tieferen Frequenzen lassen sich da wenig beeindrucken. Und in einem Übungsraum muss ich dann doch ausgewogen bedämpfen, bzw. gehen da hohe Frequenzen beim Bedämpfen der tiefen "nebenbei" mit.

    lg, Wolfgang
     
  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

     
  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    So, ich schreib einmal weiter, für den Fall, dass irgendwann jemand anderer auch in der Richtung was vorhat...

    Einen türgroßen Plattenschwinger habe ich mir gebaut, nur um dann festzustellen, dass der wohl über die Höhe keine konstanten Verhältnisse vorfinden wird (auf halber Zimmerhöhe sind sicher andere Druckverhältnisse als in Bodennähe), und ich hab nirgends was gefunden, wie sich das auswirken kann. Nachdem ich aber eh keine innere Bedämpfung hatte (soll die Breitbandigkeit erhöhen), habe ich ihn asymmetrisch auseinandergesägt, 5cm Dämmmaterial reingegeben und die beiden Teile wieder verschlossen.
    Im Wasserfalldiagramm sieht man eine Auswirkung im erwarteten Bereich, aber gar nicht so groß... dann wurde mir bewusst, dass an der Stelle, wo er steht ("hinter" der Tür, wenn sie offen ist), zwar gut Platz ist für einen Resonator, aber gegenüber ist ein offener Durchgang, wo also jetzt nicht gerade der Schwerpunkt der Resonanzen sein wird...

    Im Zuge meiner Recherchen bin ich aber noch auf eine andere Art Resonator gestoßen: Verbundplattenresonatoren. Leider findet man da wenig griffiges im Netz, weil da Patente drauf rennen und es Firmen gibt, die Produkte in diesem Bereich verkaufen wollen, aber die wichtigsten Punkte kann man sich zusammenreimen. Das Prinzip ist "einfach": eine schwingende Platte (hier in der Regel Stahlblech, z.B. 1mm) schwingt nicht auf einem Luftpolster, wie bei obigem Plattenschwinger, sondern auf einem Polster. Also Schaumstoff zum Beispiel. Und die Platte ist nicht am Rand auf einem Rahmen befestigt, sondern mit dem Polster verklebt. Durch die fehlende Randeinspannung kann die Platte freier schwingen und damit auch in viel mehr Frequenzen als wenn sie eingespannt ist. Der offene Rand rundherum wirkt dann noch als poröser Absorber, das ist aber nur ein günstiger Nebeneffekt. In der Regel wird man auf die Stahlplatte wieder einen porösen Absorber aufkleben.
    Soweit die Theorie. Praktisch heißt das: man braucht massiv Schaumstoff und Stahlblech, und zum Aufhängen eine Rückwand für das ganze. Das ist schon eine andere Materialschlacht, auch preislich. Geplant ist ein 200x61cm großer Resonator, der ganz oben an die Wand montiert wird. Dort steht ihm eine leere Wand gegenüber. Diese Raumbreite ist im Diagramm eindeutig als Resonanz zu sehen, und dort oben gibt es auch ein heftiges Flatterecho - also höchster Handlungsbedarf.
    Hab mir beim Matratzendiskonter eine verbilligte 10cm-Rollmatratze gekauft - das war tatsächlich die billigste Möglichkeit, an eine größere Menge Schaumstoff zu kommen.
    Ein zugeschnittenes Schwarzblech zu bekommen war schon schwerer... die Händler hier verkaufen zwar Blech, haben aber üblicherweise keine Schlagschere. Und 2x1m bringe ich nicht ins Auto... letztlich wurde mir das Blech dann mit der Flex zugeschnitten, weil dort auch der Plasmaschneider kaputt war...
    Die Rückwand ist eine 12mm-OSB-Platte, das war der billigste und einfachste Teil.
    Geklebt habe ich es blechseitig mit Rostschutzlack, holzseitig wollte ich es mit Sprühkleber machen - hat praktisch gar nicht gehalten. Hatte gerade noch die richtige Menge Haftgrund daheim, also wieder eine Art Lack, die ich dann verwendet habe. Von gestern auf heute ist das getrocknet, mal schauen, wie das hält... werde ich in bodennahem Probebetrieb ausprobieren, und nicht in 2m Höhe Unterkante, wo es letztlich hinkommen soll.

    Und wehe, der Absorber wirkt nicht...

    lg, Wolfgang

     
  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Der Absorber wirkt, wenn jetzt auch einmal nicht phäomenal. Aber es gibt doch eine deutliche Verbesserung u.a. bei 60Hz, und für 10cm Dicke ist eine Verbesserung bei 60Hz schon was schönes.

    Was mich momentan irritiert hat, war, dass eine Spitze um 120Hz heurm schlimmer geworden sind - das dürfte aber genau das Flatterecho sein (Raumbreite ca. 2,8m), das eine Stahlplatte halt nicht so wirklich reduziert. Obwohl... beim Klatschtest höre ich im Bereich des VPR subjektiv weniger Flatterecho als im Bereich ohne VPR (der etwa die halbe Wand lang ist).
    Also nächster Schritt: gezielt Flatterecho reduzieren, was, wenn man Höhen und Mitten nicht gleichzeitig reduzieren will, üblicherweise vor allem durch Diffusoren erreicht wird. Also Strukturen, die eine glatte Reflexion verhindern. Ich probiere einmal was mit Keilen... sobald ich die Zeit dafür finde...

    lg, Wolfgang
     
  5. Topshit

    Topshit Ist fast schon zuhause hier

    Hey Wolfgang!
    Schöne Versuche machst du da und danke für die Beschreibung, ist interessant zu lesen.
    Hab mich ja auch mit Absorbern thematisch auseinnandergesetzt und mich dann ganz bequem mit den Restekisten bestückt ohne viel zu messen. Das hatte schon eine Firma gemacht die solche Produkte vertreibt. Da hab ich mal was gelesen was für deine Flatterechos vielleicht interessant sein könnte. Da hatte jemand in einem schmalen Raum einfach rechts und links an der Wand eine Leiste angebracht und dann 5mm Schrankrückwände recht stark gebogen reingeklemmt. Ist zwar kein berechneter Diffusor aber hat die Flatterechos wohl gut elleminiert.

    Grüße, Mischa
     
  6. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hallo Mischa!

    Kann ich mir jetzt schwer vorstellen, wie das genau gemeint ist...
    Freilich, z.B. einfach eine Schräge dort zu machen, wo es flattert, verhindert natürlich auch die nötige Reflexion. Müsst ich mir die entsprechenden Platten besorgen... oder ich könnte auch den noch vorhandenen Teppichboden entsprechend auf Rahmen spannen und raufhängen...
    Mit Keilen hoffe ich halt, nicht nur das Flatterecho, sondern auch noch andere Frequenzen zu dämpfen - bei einer Schräge könnte ich das auch, aber dann müsste ich einen geschlossenen Luftraum dahinter schaffen, was wieder aufwändiger wäre.
    Ich werde einfach mehrere Varianten ausprobieren, so wie ich dazukomme. OSB ist billig... Hartfaser ist auch nicht teuer... und als Dämpfungsmaterial müsste Alttextil eigentlich auch geeignet sein...

    lg, Wolfgang


     
  7. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    hab jetzt nicht alles gelesen, was genau sind flatterechos ?
     
  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Geh mal in einen Raum mit parallelen, kahlen Wänden, der aber ansonsten nicht besonders hallig ist, und klatsche einmal kräftig. Je größer der Raum, desto eindrucksvoller der Effekt.
     
  9. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    ach so, danke .
    so einen Raum habe ich zwar nicht, aber dann weiß ich was du meinst.
     
  10. Topshit

    Topshit Ist fast schon zuhause hier

    war auch ein bißchen knapp.
    Also nehmen wir mal ne Raumbreite von einem Meter als Beispiel. Dann hat der parallel zur Decke sagen wir mal 30cm von der Decke entfernt Latten angeschraubt. Hartfaserplatten dann breiter als der Raum, nehmen wir mal 1,3m. Die Platten dann zwischen die Wände geklemmt, so das sie auf den Latten aufliegen und mit einer Wölbung zur Deckenmitte klemmen. Quasi wie eine runde Gewölbedecke. Ist ganz gut wenn du die hohen Frequenzen nicht weiter dämpfen willst, weil du trotzdem eine harte Reflexionsfläche behältst. Ist ja ein Problem wenn man viel mit weichen Absorbern auch im Mitten-und Tiefmittenbereich arbeitet, aber das tust du ja eigentlich garnicht.
    Grüße, Mischa
     
  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ja, jetzt ist es klar. So ein Gewölbe kann ja auch optisch ganz nett sein, ist aber für das Flatterecho doch eher ein overkill, denn es genügt ja auch eine Abschrägung, sogar nur auf einer Seite.
    In Zahlen: mein Raum ist 2,8m breit, und der relevante/ bearbeitbare Bereich ist gut 60cm hoch. Für so ein "Gewölbe" brauch ich über 3m Breite (was im Stück weder so leicht zu kriegen noch von mir zu transportieren geht), wogegen eine Schräge (laut Internet wirkt sie ab ca. 5 Grad - nehmen wir halt 10 Grad, immer noch keine wesentliche Verlängerung der Hypotenuse) mit gut 60cm machbar ist.
     
  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    So, einiges an Zeit vergangen, einiges ausprobiert...
    Verbundplattenresonatoren sind nett, aber meine Versuche jetzt nicht sooo überzeugend. Aus den Resten des ersten habe ich noch einen zweiten kleineren (39x180) gebaut und noch keine Stelle im Zimmer gefunden, wo er wirklich "reinhaut".

    Dagegen habe ich mit "Plattenschwingern" jetzt recht gute Erfolge erzielt: hatte ja vor, gegen das Flatterecho eine Schräge aus dem Teppichboden zu machen. Das wurde dann ein schräger Plattenschwinger, 60x113 (Teppichbreite), 10-20cm dick, innen mit Alttextil bedämpft (hat jetzt also auch eine Verwendung :) ). Der hat nicht nur gut hörbar das Flatterecho zwischen jenen Wänden beseitigt, sondern auch im Wasserfalldiagramm den Nachhall bei 120Hz um 80ms reduziert! Das ist vergleichsweise gewaltig! Wobei die 120Hz auch genau das Flatterecho gewesen sein mag...

    Hab jetzt noch einen gebaut mit 15-25cm Dicke, aber noch nicht fix montiert, weil ich damit jetzt verschiedene Stellen im Raum ausprobieren will. Ich hab noch ein Flatterecho an einer Stelle im Raum zwischen Boden und Decke, an der ich bis jetzt noch gar nichts getan habe - ist ja auch nicht so leicht, dort was anzubringen, zumal diese Absorber im Bereich 10-15kg wiegen...
    Erste Versuche an der schmalen Wand (Resonanzen in der Länge des Raumes...) zeigen aber gute Wirkung weit in den Bassbereich rein.

    Poröse Absorber, namentlich 5cm Steinwolle mit 15cm Luft dahinter, habe ich wieder abgebaut und als Dämpfungsmaterial im Plattenschwinger verwendet, weil poröse Absorber nur die Mitten und Höhen bedämpfen, die aber eh bei meinen Plattenschwingern mitgedämpft werden.
    Der Bass ist das Kriterium.
     
  13. saxhans

    saxhans Ist fast schon zuhause hier

    IMAG0168.JPG IMAG0169.JPG IMAG0168.JPG IMAG0169.JPG Ich habe mir einen kleinen Raum in meiner Wohnung (ehemalige Abstellkammer) mit 6 cm starken speziellen Schalldämmungs-Schaumstoffplatten (gibt es im Fachhandel) ausgekleidet (1,5 m mal 1,5 m bei einer Raumhöhe von 2,50 m). Da ist auch noch Platz für den Notenständer, ein Regal für die Notenhefte, eine Stehlampe, einen Rollcontainer für den CD-Player und natürlich für mich samt Hocker (ich spiele im Sitzen - ist einfach bequemer).
    Die Platten habe ich mit einem elektrischen Küchenmesser zurechtgeschnitten und mit einfachen Latten an Wand und Decke fixiert. Die Latten sind nur zwischen den Wänden eingeklemmt. Natürlich ist das ganze nicht entkoppelt, und man hört mich noch spielen, aber im Vergleich zu früher ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Reduzierung der Lautstärke ist enorm, und die Dämpfung der Töne ebenfalls. Das ganze ist nach dem Minimalprinzip gebaut und kann problemlos wieder zurückgebaut werden.
    Kosten insgesamt ca. 500 Euro.
    Gruß Hans
     
  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Dir scheint es da vorrangig um Dämmung zu gehen, nicht um Dämpfung, oder?

    lg, Wolfgang
     
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