Vom Blatt Spielen lernen mit der Rhythmusschule von Florentin

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Florentin, 26.November.2022.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Eine "Ablenkung" hast du immer.
    Entweder du achtest auf deinen Fuß, den Dirigenten, dein metronom, oder deinen inneren takt. Auch ohne sichtbare Aktion hast du ja ein "zählwerk" laufen, sonst könntest du das Tempo nicht gleich halten.
    Die Frage ist also nicht, ob du Aufmerksamkeit brauchst, sondern wie viel. Mir fällt da ein Automatismus, der etabliert ist, leichter. Egal, ob das nun der Fuß ist oder was. Ich merke das, wenn ich eigentlich nach metronom übe, dann doch den Schlag auf den Fuß lege, und das metronom ignoriere. Ich kann das auch mit meinem inneren metronom, aber am leichtesten geht es für mich mit dem Fuß.
     
    Florentin gefällt das.
  2. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Storno.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Dezember.2022
  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Korinthenkackermodus on:
    Grundschlag (Metrum) und sicher nicht Rhythmus.
     
    Rick gefällt das.
  4. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wenn man quasi vollautomatisch den Puls mit dem Fuß klopfen kann, dann finde ich das sehr hilfreich. Es verstärkt den inneren Puls, den man haben sollte (aber leicht verlieren kann). Oder den eines Metronoms. Deshalb empfehle ich es auch in meiner Schule.

    Das Problem ist aber, wenn Leute nicht den gleichbleibenden Puls klopfen, sondern tatsächlich einen Rhythmus (typischerweise den, der in den Noten steht). Das ist ganz schlecht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Dezember.2022
    Salinsky und Rick gefällt das.
  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, so lange es ablenkt oder "Kapazität verschlingt", ist es schlecht.

    Ich denke jedoch, dass man lernen kann, das zu automatisieren. Der Körper kann ja so viele komplexe Muskelbewegungen automatisieren, ohne dass wichtige Bereiche des Großhirns beteiligt sind. Ich habe das jedenfalls ziemlich schnell gelernt. Ich habe übrigens auch gemerkt, dass ich meine täglichen Einspielübungen (Tonleitern, Arpeggien) und sogar gewisse Etüden, die ich ganz regelmäßig spiele, praktisch automatisch spielen kann (Muskelgedächtnis). Ich kann dabei an ganz andere Dinge denken und könnte vermutlich sogar dabei Zeitung lesen.

    Das kann nun aber wieder kontraproduktiv sein. Viele meiner Orchesterkollegen merken sich ihre eigenen Stellen nur danach, was andere davor oder gleichzeitig spielen. Das ist nun auch wieder nicht das reine "vom-Blatt-Spielen". Und es braucht mMn viel mehr Gedächtnisleistung.
     
    Rick gefällt das.
  6. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Wenn man den Fuß automatisiert hat, denke ich, lenkt es vom Spielen nicht mehr ab. Aber man sollte kontrollieren können, ob man den Fuß benutzt oder nicht. Es gibt einige, die klopfen immer mit dem Fuß mit und können es nicht abstellen - oder können es abstellen, dann aber nicht mehr den Puls halten.
     
    Rick gefällt das.
  7. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Das ist genau was gemeint war. Wenn mehrere spielen und die anderen sich aber nach [Metronom] richten, weil sie Deinen Fuß ja nicht als Referenz haben, dann knirscht es.

    Letztendlich müssen sich alle nach der gleichen (externen) Referenz orientieren.
     
  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Richtig "klopfen", wenn man im Rudel spielt, finde ich auch etwas aufdringlich. Mit dem Fuß wippen ist auch nichts anderes als das Oberkörper-auf-und-ab-wiegen, daß man bei vielen Musiker gleich welchen Genres sieht. Da muss man auch mit leben.

    In DEINEM Orchester ist das so - "externe Referenz" durch den Stäbchenschwinger.

    In einer Big Band oder jedem anderen swingorientierten Jazzensemble reicht das Einzählen - dann läuft die Maschine. Ob der Leiter dann noch Einsätze gibt oder einfach aus dem Blickfeld geht, ist letztlich wurscht bzw hängt von den Fähigkeiten der Musiker ab. Das ist der "Puls", der sofort nach dem Einzählen nicht mehr "extern", sondern das die Band bedingungslos zusammenhaltende Moment ist. Jede individuelle Bewegung, Fußwippen, Fingerschnipsen, Kopfnicken, Instrument spielen - alles geht in dem gemeinsamen Puls auf.
     
    Rick und Gerd_mit_Sax gefällt das.
  9. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Deswegen fordert unsere Ensemble-Leiterin uns häufig auf, das „Klopfen“ zu lassen, zumal auch noch individuell „geklopft“ wird. Wir sollen stattdessen auf die anderen hören.
     
  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das ist Quatsch. Mein Fuß klopft genau nach metronom. Da knirscht nix. Man muss halt ein gesundes metron haben und im Tempo bleiben.... Ausserdem ging es um Ablenkung und zusätzliche Konzentration durch Fußeinsatz. Nicht um Abgleichschwierigkeiten beim Zusammenspiel. Beim Zusammenspiel zählt einer vor, der Fuß übernimmt das metron, bingo. Bei tempowechsel kurz auf den stockwedler vorne geschaut, Fuß neu kalibriert und weiter. Funktioniert seit 50 Jahren, seit xylophon und Blockflöte, ohne Probleme.
     
    Rick gefällt das.
  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    "Individuell" geklopft heißt wohl falsch geklopft. Ich finde es auch unangebracht, das im Ensemble zu probieren, zu üben. Das muss man allein zu Hause machen, beim Musikhören, beim Üben.

    Den Puls auch körperlich zu empfinden und auf die anderen zu hören schließt sich ja nicht aus.
     
    Rick, Florentin und JES gefällt das.
  12. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Wenn das körperliche Empfinden des Pulses geringfügig zu früh oder zu spät geklopft wird, obwohl das Klopfen nach individuellem körperlichem Empfinden jeweils im Puls ist, empfindet der Mitspieler es, der es optisch wahrnimmt, als Abweichung und störend. Beobachte mal die unterschiedlichen Fussbewegungen in einem Ensemble, wenn mehrere „mitklopfen“, obgleich alle synchron im Metrum spielen.
     
  13. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Genau. Vielleicht ist das ein Grund, warum viele Dirigenten gegen das Mitklopfen sind. Es irritiert sie.

    Ich gebe gern zu, dass ich zu Hause und auch bei Proben relativ unbefangen mit dem Fuss mitklopfe. Es hilft mir einfach, neue Stücke zu lernen. Ich kann es aber auch abstellen. Bei Konzerten, wo ich ziemlich exponiert auf der Bühne in der ersten Reihe sitze, mache ich es nicht. Ich empfehle in meinem Buch auch, dass man zur Not auf mit der großen Zehe im Schuh klopfen kann (mit dem Disclaimer, dass ich nicht weiß, wie das bei Damenschuhen funktioniert ...)

    Ich kenne einige gute Orchesterkollegen, denen das Mitklopfen von ihren Lehrern mit mehr oder weniger Mühe (Gewalt?) aberzogen worden ist. In einem Klarinettentrio war neulich einer, der bei einer Probe den Takt nicht halten konnte. Ich bot freundlich an, mit meinem Fuss recht laut zu klopfen, um ihm das Tempo klar zu machen. Er wurde richtg wütend: "Nein, Klopfen ist ganz schlecht! Man muss den Takt selbst fühlen". Aber das tat er halt leider nicht ...

    Und meine Klarinettenkollegin im Orchester war neulich bei einer Probe ganz verzweifelt. Links von ihr klopfte einer, rechts von ihr klopfte ich, aber nicht synchron ... Ich konnte zumindest auf den entfernteren Fuss wechseln ...
     
  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das ist kein Problem des klopfens, sondern des metrons.
    Wenn du als Spieler den puls nicht hast, dann wird dir das klicken des metronoms nicht helfen, das signal des dirigenten nicht, der schlagzeuger/bassist auch nicht.
    Mit dem richtigen pulsgefühl bist du auf die nächsten Figuren vorbereitet, du agierst proaktiv. Vorbereitet sein heißt entspannt sein und das heißt, du brauchst kaum gehirnkapazität. Alles läuft geplant ab.
    Umgekehrt, mit ungenauem puls. Du bist nicht vorbereitet, agierst reaktiv. Das alleine ist schon Streß. Jetzt kommt dazu, dass du ja merkst, dass was nicht stimmt. Dein gehirn läuft richtig hoch, was ist falsch, wie komme ich da wieder raus, was muss ich jetzt spielen, ev sogar als solo, kriegt das jetzt ausser mir einer mit??? Streß. Da nutzt der Fuß dann auch nichts mehr. Vermutlich verlierst du den Anschluss und musst dir ne Stelle suchen dich wieder einzuklinken.
    Wenn ich spiele konzentriere ich mich erstmal auf meinen Part, dann auf das offizielle metron (Dirigent,...), dann lange nix, und dann meine kollegen. Was ich von meinen Kollegen wahrnehme ist, was spielen die gerade (so ne art Checkpoint für mich, speziell bei langen Pausen bin ich zu faul die durchzuzählen. Da weiß ich halt, wenn die trompete diese figur spielt bin ich im Anschluß dran) und stimme ich passend (Intonation), ich achte sicher nicht auf deren metron. Mein Fuß gibt mir einen puls, aus den Augenwinkeln stelle ich ab und zu sicher, mein puls ist immer noch in time mit dem offiziellen metron... meine uhr muss stimmen, das ist meine Verantwortung als Spieler. Wie das meine Mitspieler für sich geregelt bekommen ist deren Verantwortung.
     
    Rick gefällt das.
  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Nö, wenn ich ein Stück in der Gruppe gespielt habe, dann habe ich das gesamtbild im Ohr. Mir ist dabei egal, wer gerade die für mich relevante Stelle spielt, sie ertönt und das bedeutet mein Einsatz. Das heißt nicht, dass ich jetzt Note für Note neben meinem Part noch allen anderen folge. Es sind eher markante Auffangpunkte oder einsätze nach Pausen... Für mich ist das einfacher, hilft mir, falls ich doch mal rausfliege (wobei selbst dann der Fuß durcharbeitet).
     
    Rick gefällt das.
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ein großes Problem (ich bemerke das oft in Musikkundekursen) ist, dass Musiker den PUNKT der 1,2,3,4 oder was immer als wichtiger erachten als die "Zeit" dazwischen.
    Das äußert sich in einer Art "militärischem" Staccato-Zählen. Ein Erfassen des Tempos, eine rhythmische Sicherheit zu erlangen ist so nicht möglich.
    Generell sehe ich auch, dass bei den Lernenden die melodische Aufnahmefähigkeit fast immer weiter entwickelt ist als die rhythmische.
    Viele können ganz einfache zweitaktige rhythmische Patterns nicht oder nicht in time nachklatschen.
     
    Rick gefällt das.
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dazu mal eine Frage, weil genau das der punkt ist, den ich in deinem buch nicht hinbekomme.

    Ausgangslage:Figur ist unbekannt. Keine ahnung von Klang, Betonung etc..
    Wie bekommst du jetzt raus, wie du das spielen musst, wenn du dich nicht reintastest und durchzählst?
    Ich sehe da nur die Möglichkeit, wenn ich nicht durchtasten soll, zu mogeln und mir die Figur anzuhören. Ist aber auch nicht korrekt.
    Klar, hinterher, wenn die Figur in allen Aspekten verstanden ist und ich diese umsetzten kann, dann kann ich das große Ganze aus Bausteinen zusammensetzen und die Zählerei tritt in den Hintergrund.
    Aber meine Lehrne von meinem klarinettenunterricht ist,
    1. mach dir tonart, Töne und griffe klar (alles 1/4, nur die Töne in der richtigen Reihenfolge),
    2. dann die Zeitwerte (also die Töne in den Werten, wie im Stück),
    3. zum Schluß dann die artikulation (betonung, Bindung, Dynamik etc.)
    So würde ich mir deine module/Bausteine auch zunächst erarbeiten bzw. da du ja nur mit einem Ton arbeitest, wäre die Reihenfolge eher 2., 3., 1..
     
  18. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Mag bei einer Jazz-Band funktionieren; bei einem Klassik-Ensemble, dass als ein Klangkörper wahrgenommen werden soll, ist das Hören und Eingehen auf den Mitspieler ein wichtiger Faktor.
     
  19. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ich sehe das mitwippen mit dem Fuß kritisch. Theoretisch müssten ja alle, die zusammen das selbe Stück spielen, synchron wippen. Beobachtet man einmal die Füße der Musiker eines Orchesters, sieht man oft sehr individuelle „Pulse“.

    Mancher glaubt eben nur, er würde im Takt wippen. Solange die Mitspieler sich davon nicht irritieren lassen und der Groove stimmt - so what?
     
    Livia gefällt das.
  20. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Es geht genau darum, dies alles und noch mehr in Echtzeit zu verarbeiten.
    Also nicht hintereinander, sondern gleichzeitig. Das ist das, was verschiedene Musiker nicht können. Aber vielleicht verstehe ich "dann" falsch.
     
    Livia, Rick, Woliko und einer weiteren Person gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden