Was versteht Ihr unter Interpretation…

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von pth, 15.Dezember.2019.

  1. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Der Unterschied zwischen dem, was der Komponist oder Arrangeur sich dabei gedacht hat, was der Dirigent hören will und dem, was ich gerade spiele.
     
  2. Saxfreundin

    Saxfreundin Strebt nach Höherem

    „There is all about sound!“ :)

    [wenngleich die eigene Umsetzung meist
    weit hinter der Idealvorstellung zwischen
    den Ohren zurückbleibt...]
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Auch der Dirigent ist Interpret, das ist sogar seine wichtigste künstlerische Rolle. Die Noten sind ja nur der Text, wie bei einem Theaterstück, und der Regisseur (= Dirigent) erarbeitet dann zusammen mit den Schauspielern (= Orchester) die Interpretation, also bei Musik die Umsetzung ins Hörbare.
    Alles, was dann kommt, ist Interpretation, mehr oder weniger gewollt (auch falsche Töne sind gewissermaßen eine Interpretation, dann eben eine misslungene). :-D

    Bei der Transkription einer Aufnahme ist es natürlich umgekehrt: Dann sind die Noten die Interpretation durch den Transkripteur.
    Finde ich immer wieder wichtig, in solchen Fällen eng mit der Aufnahme zu arbeiten und eventuell von den Noten abzuweichen, wenn diese offensichtlich das Gehörte nicht vernünftig wiedergeben.
    Es gibt ja von manchen bekannten Aufnahmen mehrere Transkriptionen, zum Beispiel von Candy Dulfers "Lily Was Here". Da kenne ich drei, und alle unterscheiden sich in etlichen Punkten, aber keine ist durchgängig exakter als die anderen, alle haben Stellen, wo sie ein wenig von der Aufnahme abweichen.
    Deshalb sollte man Transkriptionen nie ernster als die Vorlage nehmen!

    Sobald wir Noten abspielen, interpretieren wir also. Und dies sollte man auch bewusst machen, sich neben der Frage "Was wollte der Komponist/Arrangeur aussagen" auch diese stellen: "Wie fasse ich diese Musik auf, was möchte ICH damit aussagen?"
     
  4. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    J.S. Bach: Präludium C-Dur aus "Das Wohltemperierte Klavier" Teil 1

    Sir András Schaff (ab ca. 1:05)



    Glenn Gould



    Die Noten sind die gleichen...
     
  5. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Das, finde ich, ist ein ganz wichtiger Aspekt in der ersten Betrachtung eines Notenblatts.

    Da hast Du nicht ganz unrecht, eine Improvisation ist keine Interpretation von einem Notenblatt. Wenn Jarrett hier nur Improvisiert hat, hat er aber nicht ganz. Hört Euch dazu einmal Pt.IIC an. Das Stück hat eine Form (ABC) und ihr findet sie sogar im Realbook " Memories of Tomorrow"
    Wichtig war mir seine Aussage: .....und die Transkription nur eine Beschreibung der Musik darstellt“.

    Was mir wichtig ist zu betonen: Die Interpretation, so wie ich sie verstehe, geht sehr viel weiter.

    Hier noch einmal das Morgenstern Gedicht

    Der Lattenzaun


    Es war einmal ein Lattenzaun,
    mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

    Ein Architekt, der dieses sah,
    stand eines Abends plötzlich da —

    und nahm den Zwischenraum heraus
    und baute draus ein großes Haus.

    Der Zaun indessen stand ganz dumm,
    mit Latten ohne was herum.

    Ein Anblick gräßlich und gemein.

    Drum zog ihn der Senat auch ein.

    Der Architekt jedoch entfloh
    nach Afri — od — Ameriko.

    Morgenstern beschreibt hier sehr treffend, dass die Zwischenräume wichtiger sein können als die Latten eines Zaunes. Jetzt übertrag das einmal auf die Musik.....

    Die Zwischenräume bzw. die Pausen im Notenblatt bringen die Noten erst zum atmen. Wenn nur die Noten gespielt werden klingt es wie eine Maschine....

    Ich habe mir alle Aufnahmen des Adventskalenders angehört. Wirklich, alles ganz besondere Aufnahmen. Ich weiß, dass es viel Mut braucht sich hier im Forum mit seinen Aufnahmen zu stellen. Nicht zufrieden zu sein mit Ansatz oder Intonation etc.. All das sind Probleme die man als Saxophonist/in am Anfang habt. Das wird besser, so hört man. Vergeßt dabei aber nicht euren Noten Atem einzuhauchen. Lasst sie leben. Spielt nicht nur das schwarze, sondern auch das weiße auf Eurem Notenblatt.

    Ich wünsche Euch eine schöne "Zwischenraum" Zeit.

    Herzliche Grüße,
    Peter
     
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  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Das Los der Pause ist.....: Man spielt da ja nicht. Pause kann ja jeder....... .(?). Oder........
     
  7. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    @peterwespi hat in seinem Improvistionskurs von uns gefordert, "Pausen zu spielen". Und die Erfahrung danach hat gezeigt, dass das funktioniert. Wie @pth m. E. mit dem Morgensterngedicht ausdrücken will, sind die Pausen Bestandteil des Spiels und je nach Ausprägung geben sie dem Spiel einen unterschiedlichen Charakter.
     
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  8. Pil

    Pil Strebt nach Höherem

    Frei von Quälerei. Anpassen bleibt möglicherweise trotzdem nicht aus.

    Im Fall von allgemeingültiger Vorlage der Realbooks denke ich es handelt sich um eine gut gemeinte Sammlung für jederman, dessen Schreibfehler sich man bewußt sein müsste. Solche Apps die fehlerfrei Sheets schreiben sind nicht erschwinglich.
    Clisander oder Crieolen bringt keiner ohne weiteres aus dem Gehör auf Papier. Geht doch gar nicht.

    Einzelne Omnibooks enthalten ähnliche Fehler.
    Den Takt zu den geschriebenen Noten einzuhaltenn eins zu eins empfinde ich ebenso unsinnig.
    Als gutes Gerüst begreife ich die Vorlagen schon als hilfreich.
    Im Vergleich zu den parallel gehörten Konzerten von den Namen die auf den entsprechenden Büchern daraufstehen wundert es mich wie es geschrieben wurde.
    Dazu fällt mir leider auch nichts bessres ein wie man es besser schreiben hätte können.
    Im Vergleich hinkt es eben. Nutze ich nun die rein wissenschaftliche Gehirnhälfte oder die Andere :)
    (Wie schlafen Delphine?)

    Die geeignete Variante wäre sich zu vorliegenden Noten und verschiedenen gehörten Stücken zu entscheiden wie es einem Selbst schön klingt.
    Das unterstreiche ich dann als Interpretation! Eine Freundin machte mir den Bogen bewußt.

    Lg
    Pil
     
  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ein Meister der Pause ist für mich immer wieder gerne Miles Davies
     
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  10. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem


    Du hast natürlich recht, wenn man Man betont. Ich hatte beim ersten Lesen die Betonung auf spielt gesehen.
     
  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich würde schreiben, die Premiere. Keine Cover.

    Allerdings gibt es Stücke, wo ich das Cover zuerst gehört habe und dieses besser fand als das Original.
    Da war das Cover für mich das Original. Schwierig :D
     
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