Welche improvisatorischen Fähigkeiten haben herausragende Saxophonisten?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tröto, 17.Oktober.2011.

  1. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hmmm......geht mir heute auch so. Ob's am Mond liegt? Oder an einem der Tage, an dem man immer und überall feindlich gesinnte Stimmungen wahrnimmt?

    Schönen Tag!

    Chris
     
  2. saxus

    saxus Ist fast schon zuhause hier

    Na, nur gut, dass wie hier im Forum nie feindlich gesinnt sind. OK... Fast nie. ;-)

    Bin sehr gespannt, was zum eigentlichen Thema noch geschrieben wird.

    "Welche improvisatorischen Fähigkeiten haben herausragende Saxophonisten?"
    oder
    Was haben die, was andere nicht haben???


    Viele Grüße

    Markus
     
  3. Gast_13

    Gast_13 Guest

    @ Rick:

    Hab mir gestern abend mal das solo in Ruhe angehört und finde es sehr gelungen. Schöner Ton mit Subnotes und gut gespielt, nicht zu wild,aber auch nicht zu brav. Sehr schön, wie ich finde!

    @ CBP:

    :ironie:

    Um den Kontext zu verstehen musst Du wissen, dass im Schwabenland, vor allem Stuttgart bei allem, was moderner als 1945 ist, sofort die Jazzpolizei kommt. So gibt es in Stuttgart keinen Jazzclub, sondern ne Dixieland Hall. Beim jährlichen Stuttgarter Jazzfestival (ich glaube das nennt sich Jazzgipfel - nach dem Motto "jedem Zipfel sein Gipfel") spielen angesagte Pop Größen aber keine Jazzer "Woisch, wenn do koine Leit noganget, no zahlt vielleicht dr Daimler nemme".

    International anerkannte Jazz musiker, die in Stuttgart beheimatet sind, müssen bei Nacht und Nebel über die Landesgrenze nach Heidelberg, Mannheim oder Freiburg - wie weiland Friedrich Schiller - wenn sie mal ein paar alterierte Akkorde spielen möchten.
    So hat sich Wolfgang Dauner seit ca. 30 Jahren in die innere Emigration zurück gezogen, komponiert noch ein bisschen Filmmusik, tritt aber - insbesondere in Stuttgart - nicht mehr auf.
    Bernd Konrad darf noch an der Musikhochschule Saxophon unterrichten, aber seit er Ende der 70iger Jahre mal öffentlich Zirkulationsatmung praktiziert hat wird sein Saxophon immer vor verlassen der Musikhochschule von der Jazzpolizei im Schrank eingeschlossen, damit solch frevelhaftes tun in der Öffentlichkei nicht mehr vorkommt.

    Manne Kniel hat - legendär - in den 70igen im Sudhaus gewagt, sein Schlagzeug nur mit Chinatype Becken öffentlich zu spielen und wurde daraufhin nach Tübingen verbannt.

    So gibt es noch viele Beispiele von einstmal talentierten Free Jazzern und Hardboppern, die der Trunksucht anheim gefallen sind, oder auch einfach emmigriert sind - oder beides.

    Mit diesem Hintergrundwissen wird es dir sicher leichter fallen, Ricks Solo in den richtigen Kontext zu stellen!

    :ironie:
     
  4. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Rick

    Auch mir gefällt Deine Improvisation sehr gut. Das ist es, wo ich mal hinkommen möchte (ob in diesem oder im nächsten Leben sei mal dahingestellt).

    Da kann ich entspannt zuhören, dennoch gibt es auch Überraschungen oder einige Spannungen.

    Soetwas höre ich zehnmal lieber als das Beispiel zu Anfang des Threads von Michael Brecker.

    LG

    Dreas
     
  6. Gelöschtes Mitglied 5469

    Gelöschtes Mitglied 5469 Guest

    HERAUSRAGENDE! Ganz einfach!

    Ob sie die jedem (uns) offenbaren, ist eine ganz andere Sache. Schließlich gibt es (fast) nichts Persönlicheres als ein Sax Solo. ;-) Man bekommt den Menschen hinter dem Musiker zu greifen – und das übrigens sogar bei uns Anfängern, Spätberufenen usw. Das ist mir bei verschiedenen Treffen, Workshops, … aufgefallen. Meist deckte sich das selbstgewisse oder vorsichtige Spiel, das brazzige oder auf Harmonie bedachte Spiel, mit dem Eindruck, den man im Umgang mit dem jeweiligen „Kollegen“ gewinnen konnte.

    Aber zurück zu den noch!!! herausragenderen Saxophonisten!

    Angeregt durch den Thread hab ich mal wieder extensiv / intensiv meine kleine (im Vergleich zu tbecks!) CD-Sammlung durchforstet und gehört (listened). Welch ein Vergnügen, die unterschiedlichsten Ansätze bewusst zu genießen., ob nun Ben Webster oder Michael Brecker, Stan Getz, John Coltrane oder Ravi Coltrane, Sonny Rollins oder Ike Quebec, Hank Mobley oder Lester Young,…

    Augen schließen … Wär‘ ich gern der, der das Wahnsinns-Solo spielt?... Ja ! … Krieg ich allein bei dem Gedanken daran Gänsehaut? … Ja!!

    That’s it!
    :lol:

    Muss noch üben... heute ...Bis später

    saxaxel
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Hallo Roland!

    Nicht nur manchmal - meiner Ansicht nach ist jegliche Musik, für die Geld bezahlt wird, eine Dienstleistung.
    Das war schließlich auch schon zu Zeiten von Mozart und Beethoven nicht anders.

    Gewiss haben auch Musiker immer wieder Stücke für sich statt fürs Publikum geschrieben - doch das waren dann streng genommen "Hobby-Komponisten" wie etwa Gustav Mahler, im Hauptberuf Dirigent, der es sich aufgrund seiner diesbezüglichen Reputation leisten konnte, auch mal ein eigenes Werk aufzuführen.

    Wenn man Glück hat, mögen viele andere das, was man für sich selbst "zum Spaß" macht, dann wird man damit erfolgreich - und auch schon wieder "Dienstleister", denn man gibt den Leuten das, was sie hören wollen (was eben nur zufälligerweise einem selbst entspricht). ;-)

    Auch Jazz- und Rockmusiker genießen äußerst selten den Luxus, dass eine große Öffentlichkeit gebannt verfolgt, was für "Verrücktheiten" ihnen wohl als nächstes einfallen.

    Doch heutzutage haben wir ein gut ausgebautes Hochschulwesen, das es vielen Musikern ermöglicht, ihren grundsätzlichen Lebensunterhalt zu finanzieren, während sie "nebenbei" Konzerte geben, bei denen sie das spielen dürfen, was ihnen Spaß macht.
    Böse ausgedrückt: Lehrer bei ihrem Hobby. :-D

    Andere, die ihren Lebensunterhalt tatsächlich vorwiegend durch Auftritte und ähnliches bestreiten, müssen sich da zwangsläufig mehr "verbiegen"...

    Richtig, aber das war auch schon immer so. Bach beispielsweise hat einige seiner interessantesten und wegweisendsten Werke ("Das wohltemperierte Klavier", "Die Kunst der Fuge") privat und "zum Spaß" geschrieben, während er hauptsächlich von Stücken lebte, die heute eher als zweitklassig angesehen werden. :roll:

    Auch die Jazzer merken schnell:
    Je mehr persönliche Freiheiten ich mir nehme, je mehr ich eigene Stücke aufführe und mein ureigenstes Inneres ausdrücke, desto weniger Zuschauer (und damit Geld) bekomme ich in der Regel.
    Vielleicht begeistert das mal nach meinem Tod jemanden, doch leben kann ich davon nicht. :-(

    Das halte ich für eine gute Definition, dies schließt sowohl "Hobby"- als auch "Dienstleister"-Musiker ein! :)


    Grüße
    Rick
     
  8. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Hallo allerseits,
    ich denke Roland hat es auf den Punkt gebracht, ein guter Musiker muss in der Lage sein mit seinem Instrument das, was er zum Ausdruck bringen will, auch zum Ausdruck bringen können. Darunter leide ich mehr als an zu langsamen Fingern oder der Unfähigkeit höher als hoch Fis spielen zu können. Und deswegen ist das für mich auch die wichtigste Baustelle.
    Ach ja, und wie er treffend sagt: man muss auch musikalisch was zu sagen haben. :)
    Ein interessanter Thread.
    Viele Grüße Reiner
     
  9. Gast

    Gast Guest

    @Nummer 13

    Jo mei...i hob des jetztet scho fei verschtandn.
    I hob ja auu mol im Städele gleebt un aa mei erschte Job baa de Allemanne in Volkertshuusen ghobt....
    Da saans halde so drauf!
    Da kanns fei Garnix mache !

    Is scho recht !

    CBP
     
  10. Gast

    Gast Guest

    @Reiko

    Wo genau liegt denn Dein Problem, etwas zum Ausdruck zu bringen ??
    Das frage ich jetzt mal ganz im Ernst...denn ich fürchte, das geht vielen so....

    Hast Du schonmal total traurig Dein Sax gespielt und festgestellt, dass es mit Dir zusammen anfängt zu weinen ??
    Oder im totalen Happy-vibes festgestellt, dass das Ding plötzlich lacht, kichert und sich freut ??

    Bei mir ist das unvermeidlich der Fall....ich muss sogar aufpassen, dass es nicht zu sehr durchschlägt und ich ein eigentlich fröhlichen Song plötzlich in heulendem Moll spiele...nur weil ich evtl nen schlechten Tag habe....

    Ich habe das nie geübt oder gelernt...das war schon immer so....und ich tue mich ziemlich schwer, die Probleme von Leuten zu verstehen, denen das anders geht.

    Bei mir ist die Musik in erster Linie eine akkustische Äusserung von einer Emotionskette....ist es bei Dir /Euch vielleicht zu viel blockierende Theorie die erst überwunden werden muss ??

    Auf der Flöte geht mir das noch schlimmer...ich spiele einen Tango in Moll und meine Lippen fangen an zu zittern....der Ton dann auch und schon klingt es noch vieeel trauriger...
    vor kurzem kam meine Frau in s Zimmer gestürmt und meinte,,,,hey....Du bringst Dich aber nicht gleich um oder ??

    Gerade auf dem Sax ist Ausdruckstärke doch echt angesagt und einfach....also im Grunde auch das einfache und ausdruckstarke Improvisieren...... JANEIN DOCH ??


    Ich verstehe nicht, weshalb so viele Leute sich damit so schwer tun ....... Du bist da wahrlich nicht alleine !


    LG

    CBP
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Na ja, in Stuttgart gibt es immerhin den Jazzclub "BIX", der soll ganz gut sein und auch Modern Mainstream bieten - das zur Ehrenrettung der schwäbischen Hauptstadt! :-D

    Allerdings wurde die Aufnahme in Heilbronn gemacht (beim sonntäglichen Jazzbrunch des "Lehner's Wirtshaus" im Neckarturm), da gibt's zwar das "Cave 61", das aber bei Modern Jazz meistens eher leer ist. :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  12. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    @CBP:
    Es sind weniger die Emotionen, die ich nicht einbringen kann, das fällt mir eher leichter, es sind die Melodien, die ich aus meinem Kopf nicht genauso aufs Instrument bringen kann. Ich denke es ist mangelnde Vertrautheit, die kann nur über Jahre wachsen, ich habe schliesslich 30 Jahre lang gar nicht gespielt, da ist noch ein bissle Nachholbedarf.
    Viele Grüße Reiner
     
  13. mato

    mato Strebt nach Höherem


    Ich frage mich, wie das nur die ganzen Avantgarde-Jazzer machen. Die spielen fast nur vor kleinem Publikum, welches zur Hälte die Pause zur Flucht nutzt, und überleben trotzdem.
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Die haben eine Lehrerin als Frau.

    Gruß, Herman
     
  15. Gast

    Gast Guest

    @Herman

    "Die haben eine Lehrerin als Frau"

    DAS war gut ! Und damit hast Du nichtmal unrecht....
    Ich kenne da eine ganze Reihe sogenannter Advantgardisten...
    und fast alle haben eine gutverdienende Freundin oder Frau...
    die meist sooo begeistert ist, von dem, was Männe da von sich gibt, dass sie das supportet.
    ---ist tatsächlich so !!

    LG

    CBP
     
  16. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallo!

    Wie immer gibt's zwischen Schwarz und Weiß viele Zwischentöne. Captain Cook und seine singenden Saxophone spielt für Geld, Dave Liebman spielt für Geld.

    Kenny G. verkauft Platten, Louis Sclavis auch, aber bei weitem nicht so viele.

    Dennoch ist für mich Captain Cook und Kenny G. mehr Kunstgewerbe als Kunst. Das sollen Absatzzahlen generiert werden, Massenkompatibilität.

    Ist aber ein subjektive Einschätzung. :)

    Ich habe den Vorteil, dass ich mit meiner Musik keine Familie ernähren muss. Und ich kann mir den Luxus leisten "Ich lasse mich gerne bezahlen, aber nicht kaufen."


    Achja, das kann noch beliebig ausufern. :)

    Alter Scherz:
    Was der Unterschied zwischen einem Jazzgitarristen und einem Blusgitarristen?
    Der Bluesgitarrist spielt 3 Akkorde vor 1000 Leuten.


    Liebe Grüße
    Roland
     
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallo!

    Selbst erlebt, bei eienm der geilsten Konzerte, dich miterlebt habe. Koglmann mit seinem MonoBlue-Quartett.

    Die Leute erwarteten: Leichte Musik zum Neujahrstag, "An Affair with Strauss", der Name des Programms, könnte Walzer nahelegen.

    Kam aber *ganz* anders. :) Die Hälfte des ohnehin kleinen Publikums war nach der Pause nicht wiedergekommen. Ich bin extra für dieses Konzert nach Kölle gefahren.


    Grüße
    Roland
     
  18. Rick

    Rick Experte

    Hallo Mato,

    das wurde ja ganz nett hier mit dem Verweis auf berufstätige Ehepartner beantwortet - aber ich habe bereits gestern die Rolle des Unterrichts und anderer "Nebenbeschäftigungen" (Festanstellung als...) erwähnt.
    Man muss sich einfach darüber im Klaren sein, was für einen die Hauptrolle spielt - Dasein als Bühnenmusiker mit allen daraus resultierenden Kompromissen, oder aber ein anderer Broterwerb und dafür die Umsetzung eigener Ideen quasi als Hobby.

    Ich kenne jedenfalls persönlich KEINEN Avantgarde-Musiker (oder sonstigen -Künstler), der seinen Lebensunterhalt allein aus dieser Tätigkeit bestreitet.

    Freilich kann man aber auch sonstige "Brot-Jobs" spielen (Dinner-Jazz, Gala-Bands usw.) und daneben seine Acvantgarde-Ader ausleben (das habe ich früher vorwiegend getan), wobei man dann schon mal damit rechnen muss, dass man sein Publikum mit dieser Bandbreite irritiert.

    Eine Sängerin zu mir nach so einem Hintergrund-Gig, die mich sonst nur von wilden Modern-Jazz-Konzerten her kannte:
    "Ich hab' ja gar nicht gewusst, dass Du auch SCHÖN spielen kannst!" :lol:

    ------------------------------------------------------------


    Hallo Roland,

    auch Avantgarde und vordergründig Massen-unkompatible Kunst haben ihr Publikum mit oft genau festgelegten Erwartungen, das kann sogar bei entsprechender Vermarktung ein ähnliches "Geschäft" sein.

    Mir drängt sich bei vielen vorgeblichen Modernisten jedenfalls der Eindruck auf, dass sie im vergleichbaren Maß Klischees abspulen wie der vielgeschmähte Kenny G.

    Bestimmte Ausdrucksmittel und schräge Licks (Tritonus, Chromatik, Sforzandi, Glissandi, Growling, High Notes) hört man da jedenfalls immer wieder in verblüffender Ähnlichkeit, sie werden auch offenbar vom Publikum so erwartet, das sich dann ebenso behaglich in seinen vertrauten Klängen aalt wie der Blues-Fan.

    Natürlich ist die Avantgarde-Anhängerschaft weniger zahlreich und dafür deutlich gebildeter, aber die grundsätzlichen Mechanismen von Hörerwartung und deren Befriedigung finden sich hier wie dort.

    Gewisse Kreise kann man mit Captain Cook ebenso schocken wie Otto Normalhörer mit Free Jazz. :-D

    WIRKLICH tolerante, allem Ungewöhnlichen, Neuen gegenüber aufgeschlossene Menschen sind jedoch überall selten anzutreffen. :-(


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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