Wer macht den Klang?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 20.Mai.2010.

  1. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Nun, zum Beispiel mit ner guten Aufnahme......

    Ich war mal bei meinem Freund (Musikproduzent und Tonstudiobetreiber) zum Dudeln zu Besuch. Auf seinem Schreibtisch lag ein Mundstück. Mac Heinlein stand darauf... nie gehört. "Altes Mundstück von mir" meinte mein Freund.
    Das musste ich natürlich sofort ausprobieren und siehe da, ich klang mit dem Ding viel voller und fetter als mit meinem Mundstück. Fand ich....
    Mein Freund war dagegen der Meinung, dass da klanglich fast kein Unterschied sei.
    Die folgende Diskussion will ich nicht im Einzelnen wiedergeben, Hauptargumente waren jedenfalls "Petersilie in den Ohren", "letzter Ohrenarztbesuch" und "Altersschwerhörigkeit".
    Nachdem wir uns nicht einigen konnten, gingen wir rüber ins Studio und machten ein paar Aufnahmen. Und tatsächlich, der Heini hatte recht. Kaum ein Unterschied zu hören.
    Ohne diese Aufnahme wäre ich wahrscheinlich in den nächsten Tagen losgezischt und hätte versucht so ein Mundstück zu ergattern.....


    Das kommt darauf an. Wenn Du ihn verkaufen willst, ist es doch nicht so ganz unwichtig was bei Deinem Publikum "ankommt".

    Und ich behaupte mal, wenn jemand eine CD eines bestimmten Saxers kauft, dann kauft er sie weil ihm das was bei ihm "ankommt" gefällt. Was der Saxer "gehört" hat als er die CD einspielte ist doch da völlig uninteressant.


    SlowJoe
     
  2. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi slowjoe,

    Ja, stimmt. Aber das ist ja der Punkt. Es gefällt eben zufällig irgend jemandem, einem anderen halt nicht. Wenn ich nun auf einer neuen Aufnahme anders klinge, dann gefällt es halt zufällig jemand anderem....und anderen wieder nicht.

    Also wozu sollte ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Soll ich eine Umfrage in meiner großen Fangemeinde starten: "Wie hättet Ihr gerne meinen Sound?" :-?

    Und jetzt bist Du Deinem Freund dankbar, das er es Dir erspart hat subjektiv voller und fetter zu klingen?

    Das verstehe ich nicht. Ist es Dir egal, wie Du in Deinen Ohren klingst?

    Liebe Grüße

    Chris
     
  3. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Aber nein, das ist mir nicht egal. Aber es ist halt nur eine Seite der Medaille.
    Was meine Zuhörer hören ist mir aber auch wichtig und keinesfalls uninteressant.


    SlowJoe
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,

    genau darum geht es ja - das meiste ist bloß subjektiv.
    Schön, dass wir uns in diesem Punkt einig sind! :)

    Das bekommst Du schon von Deinen Zuhörern gesagt. :-D

    An Dir arbeiten, wenn Dein Klang den meisten Leuten missfällt.
    Und es mal etwas lockerer angehen lassen, wenn Du feststellst, dass nur Du mit Dir unzufrieden bist, sonst niemand. :cool:

    Hehe, das wäre wohl in den Fällen, wo jemand ausschließlich aus Klang-Gründen etwas gekauft hat, eine logische Konsequenz - besonders, wenn man da auf die Einflüsterungen eines gewieften Verkäufers reingefallen ist, der einem quasi den "Spitzensound" mit dem "Spitzenhorn" für 4000,- Euro versprochen hat! :lol:

    Im Ernst: Deshalb rate ich ja auch immer heftigst davon ab, sich etwas Saxofonistisches nur des Klangs wegen anzuschaffen.
    Weil man damit besser klar kommt, weil man damit lieber spielt, - alles okay; aber bitte nicht, weil etwas angeblich besser "klingt". :roll:

    Sagen wir's mal umgekehrt:
    Wenn mein Sound nur mir gefallen würde und alle anderen schreiend wegliefen, dann sollte ich vielleicht doch meine Einstellung überdenken (außer, ich will unbedingt provozieren alla Punk). :-D

    Richtig - das ist das allerwichtigste Kriterium, um sich seine Ausrüstung anzuschaffen.
    Das hat aber überhaupt nichts mit der Frage zu tun, ob das Setup auf Dauer feststellbare Auswirkungen auf den Klang hat. :p

    Liebe Grüße

    Rick
     
  5. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Gut. Ich reduziere auf 2 Fragen!

    Wer spielt hier mit einem stufigen Dukoff aus Metall in einem Klassik-Ensemble?
    Und wer nutzt ein Rascher-MPC in einer Rock- oder Funk- Band?

    Keiner????

    Woran das wohl liegt?
     
  6. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi Rick,

    Zitat: chrisdos schrieb: Wie soll ich denn feststellen, was "objektiv nach außen erklingt"?
    Oh ja, von jedem eine andere "objektive" Meinung :-D

    Nein, warum? Um mich aufzugeben und dann "erfolgreich" im mainstream mitzuschwimmen?

    Das würde doch ganz schön langweilig, wenn alle so dächten. :-o

    Dann spielst Du halt für Dich und verdienst Dein Geld als Kellner. :cool:

    @slowjoe

    Also ich war bis jetzt bei GUTEN Aufnahmen immer völlig einverstanden mit dem Ergebnis. Deshalb mache ich mir darüber keine weiteren Gedanken. Problematisch finde ich es eher live, wenn man von einem Tontechniker abhängig ist.


    Liebe grüße

    Chris
     
  7. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    @Chris

    Dann kannst Du das vielleicht alles viel besser beurteilen als ich. Also ich höre mich auf Aufnahmen (auch auf solchen unter Studiobedingungen) anders an als ich mich beim Üben in meinem Übungsraum wahrnehme. Das heisst (zumindest für mich) ich habe 2 verschiedene Sounds.

    Einen den ich mal meinen "privaten" nenne, den nur ich höre, wenn ich hinter dem Sax stehe (Da kommt kaum ein Zuhörer hin) :-D und der setzt sich aus dem Nahfeldschall um das Instrument und der Körperschallübertragung auf meine Beisserchen und damit auf mein Gehör zusammen und hat nur bedingt was zu tun mit dem was ein Zuhörer hört. Den kann ich nun optimieren und mich in meinem Privatsound wohlfühlen. Fein.

    Das ist aber nur ein Teil der Geschichte.

    Da ich aber auch mit Anderen und für Andere spiele habe ich auch eine Vorstellung wie ich für Andere klingen möchte. Und wie ich mich auf der Bühne oder auf einer Aufnahme anhöre unterscheidet sich (zumindest bei mir, bin vielleicht zu unprofessionell) nun mal von dem was ich oben als meinen "Privatsound" bezeichnet habe. Und ich sehe es absolut nicht als "Selbstaufgabe" wenn ich auch hier versuche einen Klang zu entwickeln der meinen (!!!) Vorstellungen entspricht.


    SlowJoe
     
  8. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Nein, natürlich nicht. Ich auch nicht, da ging es doch um Fremdwahrnehmung.

    Klar, wenn Du öfter Aufnahmen machst z.B. als Studiomusiker, dann hat das eine ganz andere Priorität als wenn Du alle 2 Jahre eine CD aufnimmst.

    Wie gesagt war ich bisher immer zufrieden, aber das hat doch nichts mit mehr oder weniger professionell zu tun. Vielleicht sind sich meine 2 sounds ja ähnlicher als Deine, oder Du hast höhere Ansprüche.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  9. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    Da das unpassende Beispiel des Funk-Raschers und Klassik-Branchers jetzt schon dreimal (inklusive unnötiger Wiederholung) kam, möchte ich mich dazu kurz einklinken.

    Niemand hat behauptet, dass das Mündstück keine Rolle spielt. Was sollen also die Anmerkungen? Niemand wird bestreiten das sich gewisse Eigenschaften (Ansprache, Lautstärke, Frequenzspektrum) mit verschiedenen Mundstücken oder Blättern etc. leichter oder schwerer zu erreichen sind.

    Dennoch befindet sich das schwingende Blatt im Mund, in Kontakt zu der Lippe, und theoretisch kann genau dort so gut wie jede mögliche Obertonstruktur provoziert werden. Eventuell braucht man dafür einen Windkanal in der Mundhöhle, muss vor dem Anblasen seine Lungen mit Helium füllen oder sich einen Vibrator an die Unterlippe halten.

    Einen funky Sound erreicht man aber auch durch Formen des Luftstroms und Resonanzraums im Mund, inklusive entsprechender Resonanzfrequenzformung durch Teilvolumina in Mund und Rachen, sowie Unterlippe. Mündstück ist egal. Manchmal ist es eben schwieriger und manchmal einfacher.

    Gruß Chino
     
  10. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    du stehst hier-das publikum dort. du wirst nie rauskriegen, wie es dort klingt. vergeudete energie. dein job ist, dass es so gut wie möglich bei dir klingt, fertig.
     
  11. Shorty

    Shorty Ist fast schon zuhause hier

    zurück zum Klang.

    Natürlich macht den der Spieler.

    Ich kenne einen Saxprofi der sehr lang ein Mundstück von der Stange gespielt hat. Mit der Meinung das es für Ihn OK ist. Zu dem Saxprofi muss man sagen, dem kannste wirklich alles in die Hände drücken. Es klingt geil.

    Die Meinung zum Setup hat sich auch geändert, nachdem er refacete MPC ausgetestet hat. Sein Fazit: war ein Fehler nicht schon früher nach Munstücken zu schauen auf denen alles problemlos geht.

    Man kann sich mit dem richtigen Setup das Übe-Leben deutlich erleichtern. Und gerade für uns nicht Profis halte ich das noch für wichtiger. Gut ists mit nem Lehrer daran zu feilen und dann das Thema für ne gewisse Zeit wieder ruhen lassen.
     
  12. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Chino lieferte folgendes

    Na bitte. Wirklich? Ist das so? Lies doch mal, was da so hingeschrieben wurde........

    Es kann auch niemand behaupten, dass es nur am MPC liegt. Das ist unsinnig.

    Es gibt MPCs bzw, Kombinationen, mit denen bestimmte Soundrichtungen nicht mgl. sind. Basta.

    Und es gibr MPCs, die für bestimmte Richtungen gut taugen, viel besser als andere. Aber auch das ist individuell.

    :)
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chino!

    Sehe ich auch so. Natürlich macht das Mundstück IRGENDETWAS - doch die genauen Auswirkungen sind individuell unterschiedlich und lassen sich daher nicht verallgemeinern, nach dem Motto: Dieses Mundstück mit der bestimmten Bahnöffnung produziert immer genau jenen Sound - wie etwa ein Midi-Soundmodul o. dgl.
    Das ist Quatsch, wird aber leider immer wieder so dargestellt, besonders von Händlern. :evil:

    So ist es. Mit Erfahrung kann man auch ein "warmes" Mundstück spitz und ein "helles" Mundstück dunkel klingen lassen. :cool:

    Und bei Blättern zählt in allererster Linie die Stärke - ist es etwas weicher, klingt es schärfer, ist es härter, klingt es gern weniger obertonreich.
    Da aber nun mal die Blattstärken nicht genormt sind, also die Blätter einer "Einheit" (z. B. 2 1/2) von Rico Royal weicher als die von Hemke sind, bildet sich leicht ein Gerücht wie etwa, Ricos würden per se heller klingen.

    Dem stimme ich hundertprozentig zu!

    Wenn ich ein offenes Mundstück habe, kann ich damit schwerer leise spielen, habe vielleicht mehr Nebengeräusche - okay, aber das hat nichts mit der Marke zu tun! :-o

    Warum die Klassiker so gerne Rascher und die Funker so gerne Dukoff spielen?
    Weil sie irgendwann mal von irgendjemandem (wahrscheinlich dem Lehrer) gehört haben, das mache MAN so. Dann haben sie's ausprobiert - funktionierte (warum auch nicht?), also halten sich daraufhin hartnäckig Mythen. :-D

    So etwas erinnert mich immer an Dumbo und seine Feder. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  14. rbur

    rbur Mod

    Trotzdem gibt es mehr fliegende Vögel (mit Feder) als fliegende Elefanten (ohne Feder).

    Eben. Und warum sollte ich es mir unbedingt schwer machen und mit einem Rascher Funk spielen wollen? Selbst wenn es geht?
     
  15. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Mit einem Brotmesser lassen sich auch Bäume fällen.....dauert halt etwas länger.

    Mag ja sein, dass im Prinzip alles mit allem geht und Profis mit jedem Müll geil klingen. Schön, dann können wir jeden Austausch über Equipment bleiben lassen und den Fragenden raten: Üben, üben, üben....

    Saxophone und Mundstücke haben klangliche Tendenzen, da gibt es nichts weg zu diskutieren. Und es hat nichts mit Verallgemeinern zu tun sondern mit Orientierung. Wenn ein Spieler in der Lage ist seinen Sound durchzusetzen, heißt das nicht, das Equipment sei klanglich neutral.

    Wenn ich verschiedene Saxophone oder Mundstücke teste, bekomme ich unterschiedliche Ergebnisse.....das ist weder Mythos, noch Einbildung noch Voodoo....sondern schlicht Physik.

    Keine Regel ohne Ausnahme....ok, aber die Ausnahme ist nicht die Regel.
     
  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Wow! ist ´ne tolle Diskussion geworden!

    Mal so meine Wahrnehmung als Laie und bescheidener Anfänger:

    Irgenwie habe ich eine Soundvorstellung im Kopf, wie mein Sax klingen soll, einen Sound wie ich ihn gerne habe.

    Und den versuche ich zu "reproduzieren" und selbst mit dem gleichen setup gelingt es mit an einem Tag besser, am anderen Tag schlechter meinem persönlichen Ideal näher zu kommen.

    Fazit für mich: Klar hat das setup einen Einfluss auf meinen Klang, bei einem gelingt es mit leichter meine Vorstellungen zu verwirklichen, beim anderen ist es schwerer.

    Aber ich bin fest davon überzeugt, dass das setupt letztlich nur dazu taugt, die Erreichung der "gewünschten" sounds zu erleichtern oder zu erschweren.
    (Und wenn es das leistet, ist es enorm viel...)

    LG

    Dreas
     
  17. diko

    diko Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich kann dazu nur sagen:

    "DER SOUND ENTSTEHT ZWISCHEN DEN OHREN!"
     
  18. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Boah ei! Metafüsik würde ich sagen. Zwischen den Ohren ist doch das Hirn. Und wo ist die Seele?.......

    Und da ich mich durch diese Metafüsik habe verwirren lasse, war ich leider nicht in der Lage, es so sauber und genial wie Chrisdos zu formulieren:

    Chapeau! So isses. Genau so!

    Brillchen
     
  19. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    das richtige mundstück erleichtert es sicher ein wenig, aber es kommt nichts raus was der spieler nicht reingibt.
    kurz: ich sehs wie chino, rick und konsorten.
    das obertonspektrum lässt sich mittels phonetik 100 mal mehr beeinflussen als ein mundstück und die hüllkurve eines tones hat nichts mit einem mundstück zu tun, sondern ist das ergebnis aus der zusammenarbeit von ansatzparametern wie unterlippenstellung, luftmenge- und führung (sehr wichtig), zungenführung und kehle.
    mundstück und blatt können das ganze natürlich erleichtern oder erschweren ;-) .
    so, jetzt hab ich auch noch mal wiederholt was bereits gesagt wurde... :-D
     
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