Wie Aufträge/Gigs bekommen?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxjonah, 28.August.2023.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ja. Ich habe im Übrigen nicht präzise formuliert. Das zu tun, was glücklich macht, wäre im Sinne einer aristotelisch gearteten Tugendlehre ja etwas Gutes. Getan wird alles, was Spaß macht.

    Ich will es aber nicht zu negativ beschreiben. Die Generation, aus der ich bin, scheint mir emotional recht intelligent zu sein. Die meisten saufen nicht übermäßig oder gar nicht und treffen sich auch mal zum Spazierengehen oder Teetrinken, zum Reden über Gefühle. Es gibt den Anspruch, nicht nur selbstwirksam, sondern auch eigenverantwortlich im besten Sinne des Wortes zu sein, an sich zu arbeiten in einer Weise, die über "höher, schneller, weiter" hinausgeht.
    Es gibt aber eben auch viele Menschen - ich habe sie kennengelernt -, die aus gutem Hause sind, gute Noten haben, von denen ich der Meinung bin, dass sie wirklich intelligent sind, die aber in der 12. Klasse noch nie Namen wie Friedrich Schiller oder auch J.S. Bach gehört hatten. Ich will weder sagen, das seien die wichtigsten Personen überhaupt oder ich wüsste sonst wie viel über einen der beiden. Wenn aber die ,,Bildungselite", die Kinder, die der größten Privilegien genießen, noch nie in Berührung gekommen sind mit - ich nenne es mal so - oberflächlichem Allgemeinwissen, welches allerdings in anderen Generation quasi jeder hat, ist die Wirkung mitunter komisch.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 30.August.2023
  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Erreicht man das evtl auch dadurch, dass man als "Semi-Pros" eine Band mit professionellen Musikern finanziell so unterbietet, dass die Leute (die heutzutage Qualität gar nicht mehr einschätzen können) das "Produkt" aus dem Grunde buchen? Und sich dann wundern, dass die Berufsmusiker jammern? Weil gerade der Dienstleistungsbereich vielleicht noch die letzte Bastion ist, wo man als Berufsmusiker was vernünftig verdienen könnte, aber das jetzt auch von den Amateuren übernommen wird, weil die es sich leisten können, auch in dem Bereich die Preise kaputtzumachen? Ist ja jetzt auch nicht so, dass Berufsmusiker nur am Wochenende Gigs spielen und den Rest der Zeit Däumchen drehen. Hast Du eigentlich irgendeine Idee was es bedeutet, Berufsmusiker zu sein?
    Sorry, aber aus dem Grund überlege ich mir dreimal, wenn man mich fragt, einen Gig für wenig oder gar keine Gage zu spielen, ob ich das mache, und ich habe sehr strenge Kriterien, weil mir aufgrund meines Umfeldes sehr wohl bewußt ist, wie desolat die Situation für professionelle Musiker ist.
    Ich habe aus den Gründen auch keine Ambitionen, professionellen Musikern ihre Gigs im "Dienstleistungsbereich" wegzunehmen. Gerade weil ich finanziell nicht darauf angewiesen bin, ist für mich das einzig Entscheidende dass der Gig in den Bereich "Selbstverwirklichung" fällt. Das funktioniert für mich gut, und da bekomme ich in letzter Zeit mehr und mehr zu tun, unabhängig von meinem professionellen Ehemann, und das freut mich natürlich einerseits, dass ich mit meinem Namen auch mal einen Veranstaltungsort füllen kann, aber hat auch immer den Beigeschmack "verdient hätte es eigentlich jemand anders".
    Ansonsten, was das eigentliche Thema angeht, es hängt immer sehr von der Umgebung ab und den Möglichkeiten vor Ort. Hier in London habe ich mich in letzter Zeit mehr auf Sessions blicken lassen, und dann kommen ziemlich schnell Anfragen.
    Lg Juju
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn ich das mal auf eine andere Sparte übertrage, sind wir hier Künstler, Anstreicher, Maler, Designer, Laienkünstler, Kunsthandwerker oder Grafiker.

    Für mich sind das recht verschiedene Berufe und Tätigkeiten. Das macht für mich einen Vergleich unmöglich und genauso mag zwar ein jeder die Eingangsfrage für sich beantworten, eine generelle Antwort darauf wird es nicht geben.
     
  4. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    @bayernsebbl
    In Bayern haben die Musik und besonders das Musizieren einfach einen sehr hohen Stellenwert, mehr als andernorts.
    In jedem kleinen Dorf gibt es eine Menge Leute die ein Musikinstrument spielen, und das richtig gut.

    In Bayern wird - so mein Eindruck aus zahlreichen Besuchen dort bei Verwandtschaft oder Freunden - viel mehr live gespielt als andernorts.
    Das finde ich klasse!

    LG
    Mike
     
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  5. GelöschtesMitglied15225

    GelöschtesMitglied15225 Guest

    Hi Juju,

    Ich glaube bei über 30 Auftritte pro Jahr, spielt man keine Auftritte mehr für einen Apfel und Ei und auch nicht niedrig bezahlt :). Da kann ich dich beruhigen und wenn ich im Monat mit der Gage 8 - 9 Auftritte spielen würde könnte ich zumindest überlegen, fast komplett in die Selbstständigkeit zu gehen. Aber auch daraufhin muss ich kommen, man kann als Selbstständiger Musiker eben nicht sagen, ich habe nur 4 Auftritte im Monat und deswegen muss mir jeder Buchenende mindestens 1.000 € bezahlen sonst "lohnt" es sich nicht.

    Was ist denn eigtl. der "Profimusiker" ich hab schon viele Profimusiker gehört, die von Laienmusiker problemlos an die Wand gespielt werden, die gehen aber noch einen Vollzeitjob nach.
    Für mich ist ein Profimusiker ein Studierter Musiker, der i.d.R. in einem Orchester sitzt oder leitet, Noten schreibt, Musik produziert, Unterricht gibt und dann vill. Nebenbei noch in sehr große Bierzelt und Partybands aktiv ist und hier mit Professionalität glänzt.
    Für Cordula Grün, 70 / 80 / 90 Jahre Tanzmusik brauch ich keinen 4 Jahre studierten Musiker, die Lieder wurden i.d.R. auch nicht von studierten Musiker komponiert und geschrieben.

    Wenn mir dann ein Musiker der das nur zum Hobby macht, mir meine Gigs "klaut" dann muss ich mir als Berufsmusiker aber schon überlegen was ich falsch mache. Bei uns gibt es viele Bands die auch teils deutlich günstiger sind als wir, die Leute buchen trotzdem uns weil wir halt "gut" sind oder das Publikum in begeistern.

    Am Ende regelt aber auch Angebot und Nachfrage den Markt, dass ist halt so. Ein bisschen ist das mit der Musik wie beim Fußball. Es gibt die einen die können damit garnichts verdienen und schwimmen mit der Gruppe mit (oft in klassischen Musikvereinen), dann gibt es die anderen die eben ab und an mal einen kleinen Auftritt ziehen und zumindest Ihr Spritgeld finanzieren. Dann gibt es die guten, die können schon ganz gut damit Ihre Instrumente abzahlen und springt noch ein Urlaub raus.
    Dann kommen die Fleißigen die eben in der Landesliga sind und durchaus davon leben können, nicht gut aber es geht und mit nem Nebenjob gehts dann richtig gut.

    Und dann gibts eben die wenigen Vollprofis, die 0,001 % der Musiker die richtig reich damit werden.
    Musik ist erstmal ein wunderschönes Hobby, ein toller ausgleich und zum Geld schaffen es wohl nichtmal 1 % aller.

    Ja das sorgt aber auch für mehr "Konkurrenz" aber auch für mehr Leute die auf sowas Wert legen und bei denen Live-Musik einfach eine hohe Wertschätzung genießt. Aber auch bei uns nimmt das ab, gerade was die Generation unter 20 angeht lernen immer weniger ein Musikinstrument. Durch Bands wie Faäschtbänkler die anfangen die Blasmusik moderner zu interpretieren nimmt aber das ganze Brass Thema wieder etwas zu :).

    Ich selbst hab auch ursprünglich Akkordeon gelernt, bin dann aufgrund meiner Band automatisch ins Piano gedrängt worden, irgendwann kam dann noch ne Gitarre mit dazu :-D die ich aber mehr schlecht als recht spielen. Das Saxophon fand ich vom Sound her schon immer das coolste Instrument. Bin aber auch eher der Pop-Musiker, was in Bayern tatsächlich nicht normal ist. Hier hat das Saxophon nicht den besten ruf :).

    Es kommt aber auf die Ecke an, da viele Brautpaare wert auf einen Brautverzug/Brautklau legen, ist bei uns die Live-Band immer noch stark. Wobei wir früher bei einer Quote von ca. 20 % DJ und 80 % Live-Band waren. Berichten die Restaurants heute von ca. 50 % Band und 50 % DJ. Hauptproblem ist da aber, dass wir einfach nichtmehr so viele Bands haben wie früher, teils horrende Preise angesetzt werden und die Brautpaare nichtmehr bereit sind Summen weit über 3.000 € für eine Live-Band zu bezahlen (was ich ehrlicherweise verstehen kann, für 4.000 € arbeitet hier ein normaler Arbeitnehmer auch fast 2 Monate)


    Liebe Grüße
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 31.August.2023
  6. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Aber das bezahlen doch die Eltern! ;-)

    netto, nicht brutto ;-)
    Nun rechne mal 4.000€ / 4 Nasen = 500€ pro Nase brutto!
    Mit An- und Abfahrt, Aufbau, Soundcheck, Abbau ist man da den ganzen Tag beschäftigt, also WENIGSTENS 8h, eher 10-12h.
    = max. 62,50€ pro Stunde brutto!
    Die Handwerkerstunde kostet mehr!
    Nicht vergessen:
    Der Ablauf und das Repertoire müssen abgesprochen werden - auch wieder Zeit.
    Vielleicht muss noch etwas geprobt werden - auch wieder Zeit.
    Das Equipment muss angeschafft und gepflegt werden - auch wieder Geld.
    Die An- und Abfahrt, ach ja, auch wieder Geld

    Wenn man jetzt sagt, man macht das nur, um sich sein kostspieliges Hobby ein wenig zu finanzieren, dann geht die Rechnung natürlich nicht mehr auf.
     
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  7. rbur

    rbur Mod

    Es geht nicht darum, ob die Preise gerechtfertigt sind sondern darum, ob man es sich leisten kann.
     
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  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Bei Leuten wie @bayernsebbl darf man nicht vergessen, dass Kranken- und Rentenversicherung außerhalb geregelt sind. Ich darf mich als ehemaliger "Vollprofi" heute Kleinrentner nennen.
     
  9. Saxjonah

    Saxjonah Ist fast schon zuhause hier

    Wie sieht es eigentlich genrell mit der Versteuerung, oder auch nicht, bei Amateuren aus, welche das Hobbymäsig machen und nicht als Haupteinnahmequelle?
     
  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Also im Dienstleistungsbereich, sprich insbesondere Tanzmusik, Coverbands etc kenne ich das so, das relativ oft Halbprofis agieren, das aber ganz gut, und das des öfteren seit Jahrzehnten. Ich kannte mal einen Gitarristen und Sänger, der ein paar Jahrzehnte sein Geld mit Rock´n Roll, Poprock etc verdient hat, und der nicht wusste, was ein halbverminderter Akkord ist. Hat er eben nicht gebraucht.
    Diese ganzen Bands der Volksmusik, Tanzmusik, Coverbands bis hin zu Rock- und Popstars etc sind doch oft aus Zufällen heraus entstanden, zT in der Jugend aus Schülerbands etc. und sind in das Geschäft reingerutscht.
    Die Möglichkeit Rock Pop und Jazz zu studieren gibt es ja noch nicht wirklich lange.
     
  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Die sind als Band steuerlich eine GBR und müssen eine gemeinsame Steuerklärung abgeben, bevor jeder Einzelne seine Einnahmen aus der GBR in der Einkommenerklärung angibt. Als Band kommen sie auch schnell über die Mehrwertsteuergrenze für Kleinunternehmer, und müssen MWst nehmen und zahlen.
     
  12. Saxjonah

    Saxjonah Ist fast schon zuhause hier

    Und wie sieht es bei bspw. Duos aus, die das halt als Hobby, ohne Kleinunternehmen machen? Bspw. Straßenmusik ist ja auch netto und nicht brutto.
    Wie sieht es aus, wenn man bspw. pro Person 150 Euro verdient pro Stunde(was ja sogar ein für Hobbymusiker realistischer Wert ist). Heißt für bspw 2 Stunden für 2 Personen 600 Euro. Ist das dann Netto oder Brutto?
     
  13. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ähhm, von welchem Planeten kommst Du genau?
    LG Juju
     
  14. Saxjonah

    Saxjonah Ist fast schon zuhause hier

    Warum, das ist noch unter dem Wert, den Freunde von mir als normalen Stundensatz bekommen, wenn du das meinst. So ein Stundenlohn ist hier zumindest gang und gebe.
     
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  15. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Wo?
     
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  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Auch als Duo bist Du eine GbR.

    Die steuerliche Frage lässt sich ganz einfach beantworten.

    Du musst alle Deine Einnahmen beim Finanzamt angeben, egal ob durch Job, Musik oder E-Bayverkäufe erwirtschaftet.

    Wieviel Steuern Du dann zahlst ergibt sich aus Deinem persönlichen Steuersatz.

    CzG

    Dreas
     
  17. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Schon richtig @rbur . Wenn das dem potentiellen Auftraggeber schlicht zu teuer ist, dann kann man noch 10x so gut darlegen, dass der Preis gerechtfertigt ist.
    Aber: Der Musiker kann zumindest mal in sich gehen und sich fragen, ob er für den Stundenlohn wirklich Musik machen will, die ihm unter Umständen noch nicht mal gefällt.
    Mir könnte man zumindest für manche Mucke, die die Leute so hören wollen, nicht genug Schmerzensgeld bezahlen.
     
  18. Saxjonah

    Saxjonah Ist fast schon zuhause hier

    Niederrhein. Ist hier wirklich kein unrealistischer Stundenlohn.
     
  19. rbur

    rbur Mod

    Wenn du genügend Auftritte mit Musik hast die dir besser gefällt, dann ist das ja auch kein Problem
     
  20. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Ich habe das große Glück, dass ich mit Musik kein Geld verdienen MUSS. Nehme es natürlich gern mit. ;-)
    Mir zahlt man für andere Sachen Schmerzensgeld. :cry2:
     
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