Wie nimmt ein fortgeschrittener Anfänger wie ich Conn und MKVI wahr?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 18.Oktober.2016.

  1. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    ein Problem dabei ist, dass es das MK VI nicht wirklich gibt. Zwar fallen die vielen, die ich angespielt habe im Großen und Ganzen in einen Bereich. Aber innerhalb dieser Menge gibt es zum Teil interessante Unterschiede. Soll heißen, sie fühlen sich in etwa gleich an, aber es kommt nicht überall dasselbe heraus. Wie schon in einem anderen Post vor kurzem angemerkt, gibt es durchaus eine Streuung. Ich habe welche erlebt, die oben strahlen, dass man damit eine Halle ausleuchten könnte und solche, deren unteres Ende eine Betonmauer sprengen könnte. Und überdurchschnittlich viele, die über das ganze Register von einer beispiellosen Eleganz und Variabilität waren (und hoffentlich noch sind), die ich so bei keinem anderen Horn gehört habe. Und ja, aber selten: Den ein oder anderen kompletten Langweiler, obwohl gut eingestellt.

    Wer einen anderen Charakter sucht, der findet auch ein anderes Horn. Wer Variabilität sucht, der wird ebenfalls auch anderswo fündig werden. Besser oder schlechter sind Wörter, die ich in diesem Zusammenhang nicht benutzen würde.

    Ich kenne die MK VI (und auch ihre Fehler) gut. Und ich bin relativ unverdächtig, zur Überhöhung des Mythos beitragen zu wollen - siehe auch mein eigenes Equipment. Aber ich bin nicht so taub, zu leugnen, dass diese Hörner im besten Fall ein wirklicher Traum sind, der seinesgleichen sucht. Man muss sie eben nicht gewaltsam zwingen, in die gewünschte Richtung zu gehen. Das macht einiges sehr viel einfacher. Und das macht sicherlich die Sonderstellung der guten MK VI aus: In jeder Disziplin nicht nur gut zu sein, sondern sehr gut. Von Getz bis Trane, von Hawkins bis Booker Ervin.
     
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  2. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Es ist nicht nur "Streuung", es sind unterschiedliche Saxophone. Bei so ziemlich allen Herstellern wären das über die 20 Jahre Produktionszeit mindestens 3 unterschiedliche Modelle gewesen.

    Beispiel: Wenn ich mein altes MK VI mit dem neueren vergleiche ergeben sich da folgende Unterschiede:

    -andere Tonlochdurchmesser an den oberen Seitenklappen

    - andere Mensur des S - Bogens

    - damit auch andere Position der Oktavlochhülse

    - andere S - Bogen - Hülse

    - der untere Bogen (Knie) ist anders

    - der Becherdurchmesser ist leicht unterschiedlich, damit evtl. auch die Mensur des Bechers. (nicht so einfach nachzumessen wie beim (nahezu) konischen Korpus)


    Ausserdem gibt es da Unterschiede die wohl nicht klangrelevant sind wie anders ausgeführte Klappendeckel, Unterschiede in der Mechanik und den Klappenkopplungen sowie andere Abstände der Knöpfe.

    Wie Du in Deinem Post schon sagtest: DAS MK VI gibt es nicht. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Instrumente die im Laufe der Produktionszeit immer wieder verändert wurden, sich damit zum Teil deutlich unterscheiden und - hähähähä - alle Selmer MK VI heissen.


    SlowJoe
     
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  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @bluemike

    Ja, habe ich auch so empfunden.

    Das MarkVI ist wie der treue Hund, der begeistert alles mitmacht, was Herrchen gerne macht. Immer sein Bestes gibt....

    Das Conn NWII ist wie die Katze, die Dich umschmeichelt und umschmust, wenn Du das machst, was IHR gefällt. Da bekommst Du bestes emotionales Feedback.

    Aber wehe wenn Du von ihr was willst, was ihr nicht so gefällt, wird sie störrisch bis unwillig (z.B. 300 BPM auf 'nem NWII).

    Da ich aber genau DAS mag, was die Katze mag (Conn) kommen wir bestens miteinander klar. Deswegen hat mich das Conn ja auch ausgesucht.

    @slowjoe

    Stimmt. Ist wie beim Porsche 911 oder VW Golf. Die heißen alle seit Jahrzehnten "Golf" oder "911", sind aber total unterschiedliche Autos. Allerdings haben sie ein bestimmtes "Golf" oder "911" Feeling, sozugagen identische Gene. Ist beim MarkVI wohl auch so.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 18.Oktober.2016
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  4. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    @bluemike
    Ich kenne Booker Ervin von einigen Mingus- und zwei Aufnahmen unter eigenem Namen. Bisher habe ich angenommen, er hätte ausschließlich ein King Super 20 gespielt. Wann hat er ein Mark VI verwendet?
     
  5. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    welches Modell war einem Conn nachempfunden? Und welche Modelle von Cannonball sind dem Conn nachempfunden?

    LG Kai
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hi @KUS,

    das ist ein interessantes Thema, aber ich möchte ausnahmsweise mal nicht diesen Thread schreddern - und kann da sowieso nichts Fundiertes beitragen, sondern nur Empfindungen. Es kommt mir eben so vor aufgrund der Tendenz zum wuchtigen Grundklang, weiter nichts.

    Schönen Gruß,
    Rick
     
  7. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier


    Hi Rick,

    was war es denn nun für ein Modell? Bin neugierig!

    LG Kai
     
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  8. Marko74

    Marko74 Ist fast schon zuhause hier

    Wen wundert`s?
    Frankreich beneidet uns Ossis heute noch für unser ,,französisch,,.
    ...und hätten die Amis beizeiten die FKK-Kultur eingeführt, könnten sie zwar kein französisch, aber sie wären zumindest frei vor weißen Haien. ;-)

    Sorry für das Off Topic.
    ;-)
     
  9. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Viele Aufnahmen, die ich von ihm kenne, zeigen ihn auf dem Cover mit einem Selmer: Freedom Book, Structurally Sound, And Brass...

    Hat auch King gespielt, wie so viele andere auch.

    [​IMG]
     
  10. Rick

    Rick Experte

    Hi Kai,

    ehrlich gesagt habe ich KEINE Ahnung. Wenn Du hier links auf meinen Namen klickst und dann auf "Medien", siehst Du ein Foto. Aber was es genau für ein Modell ist und ob man es in Europa kaufen kann, weiß ich nicht.
    Ich kann es gerne zum Anspielen zur Verfügung stellen, auch für "Connisten", um zu sehen, ob sich mein Gefühl bestätigt: Von Conn inspiriert oder nicht?

    (Es wird so wenig einem alten Conn entsprechen wie ein YTS 62 einem Mark VI, aber mir geht es ja um Tendenzen in Klangmöglichkeit und Spielgefühl.)

    Schönen Gruß,
    Rick
     
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  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Bei Cannonball zielen die "Big Bell Stone Series" wohl eher auf das Conn-Ideal und die "Vintage Reborn" auf das MVI.
     
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  12. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Da schließe ich mich natürlich an. ;) Mein Buffet ist so rund und voll im Sound, so flexibel und so ergonomisch, wie man es sich nur wünschen kann. Ich wüsste nicht, was ein MKVI da besser machen könnte. Aber als ich in Köln war und dort mal ein Selmer Serie III angespielt habe, musste ich ehrlich feststellen, dass das ein tolles Horn ist. Wäre vielleicht tatsächlich konkurrenzfähig zu meinem Buffet. Nur eben erheblich teurer. Wäre ich dem Serie III zuerst über den Weg gelaufen, hätte ich es vielleicht gekauft.
     
  13. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Was ich damit sagen will, ist: Es kommt wirklich immer sehr darauf an, welches Horn einem über den Weg läuft. Und mittlerweile kommen aus vielen Ländern sehr gute Hörner, sogar aus Vietnam, wie mein zweites Alto beweist. Da man niemals alle spielen oder testen kann, weiß man nicht genau, was man verpasst. Vergleiche sind ja immer nur auf die wenigen Hörner bezogen, die man überhaupt je in die Finger bekommen hat.

    Schade ist, dass so selten andere Marken verglichen werden als die, die man schon kennt. Conn kenne ich, Selmer kenne ich, aber was gibt es sonst noch? Das wäre mal interessant, aber dazu müsste man einen Riesenpool an Hörnern und Testern haben, die wirklich jedes Instrument anschauen, was unmöglich ist.

    Was aber auf jeden Fall klar ist, ist, dass ein modernes Horn leichter zu spielen ist als ein Vintage. Von den Klappen her. Weil sie eben ergonomischer liegen. Nur ist das eben alles Übungssache, wie Dreas schon sagte. Ist man selbst an die schrägste Klappenanordnung oder Nicht-Ergonomie gewöhnt, fällt es einem gar nicht mehr auf.
     
  14. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Echt eine feine Sache, so eine Beziehung mit einer Katze; in 85 % der Fälle bekommst Du ein beherztes LMA entgegengeschleudert ...:)
    Dann doch viele lieber Hundis... ( die auch nicht immer alles begeistert mitmachen, es gibt noch andere als Labis ) :)

    Aber hier geht es ganz einfach und rational um ein Instrument, da umschmeichelt und umschmust DIch nix, und wenn Du was von ihm willst, sollte es gehen, und wenn nicht alles was Du von ihm willst oder was gehen muss zu 100 % abrufbar ist, würde ich es direkt in die Kleinanzeigen geben , mit einem schönen KOmmentar bei, welcher grosse Marken, Namen, Mythen und alte Geschichten heraufbeschwört.... :)

    Die Zuhörer und Mitspieler interessiert es nicht so arg, ob irgendwas nicht geklappt hat, weil das Instrument Dich eben mal nicht umschmusen wollte... die schicken Dich dann zurück in den Überaum , damit DU das Instrument im Gegenzug ein wenig mehr umschmusen kannst...

    Ja... doch viel lieber den Hund :)

    LG
    Thomas, Serie III Wau und Ref54 Wau :)
     
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  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Also bisher haben mich meine Mitmusiker noch nicht zurück in den Überraum geschickt, weil etwas nicht geklappt hat, was das Horn verursacht hätte....:D

    CzG

    Dreas
     
  16. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Also ich kann nur vermelden, dass es zumindest von Daves und meiner Seite nichts gibt, was auf unseren Mark VI besser zu schaffen gewesen wäre. Die Conns machen alles mit, auch jenseits der 300BPM.
    Es sind allerdings 10M/30M. NW habe ich noch kein Tenor gespielt, bei den beiden, die Dave probiert hat, war eher die Intonation das Problem, nicht die Mechanik. Aber das kann man bei einer Stichprobe von 2 nicht verallgemeinern.
    Ich kenne aber so einige Mark VI Spieler, die zum ersten Mal ein Conn in der Hand haben und einfach denken, dass sie mit der Mechanik niemals klarkommen werden. Die ist halt vergleichsweise erstmal extrem ungewohnt.
    Kein professioneller Musiker würde ein Conn wählen, wenn er den Eindruck hätte, dass das Instrument ihm auf der Nase herumtanzt.

    LG Juju
     
  17. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Mein Conn Artist 1961Tenor liegt gut in den Händen.
    Ich habe mit einer kleinen Schiene aus dem Baumarkt die Öse für den Daumenhaken nach unten versetzt.
    Die Daumenauflage für den linken Daumen hat ein Vorbesitzer etwas verbreitert.
    Sieht nicht schön aus, lässt sich aber prima spielen.

    Klar ist das Mauriat noch bequemer weil eben neuer.
    Trotzdem mag ich auch mein Conn, vor allem wegen seines wunderbaren Sounds.

    Meinem früheren Mark VI Tenor, das wirklich sehr gut zu spielen war, trauere ich nicht nach.
    Mich nervte vor Jahren eher, dass ich mal ein King Zephyr Special Tenor aus Geldnöten verkaufen musste.
    Ich spielte damals zu wenig Tenor. Im Nachhinein wurde mir bewusst, dass ich da ein Juwel besessen hatte.

    Aber mit dem Mauriat und dem Conn bin ich heute mehr als nur gut bedient. :thumbsup:
    Zumindest schickt(e) mich in meinen Bands bisher niemand nach Hause.
    Sogar als Gastspieler werde ich auch immer mal wieder angefordert, und das wiederholt.
    Und ich gehe ja nicht nur in die Proben bzw. zu den Gigs wegen des gemeinsamen Bierchens hinterher. ;)

    :pint:
    Mike
     
  18. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    .... und warum kommste nicht auch mal zum gelegentlichen Treff mit nach Appenweier ?

    Könnte dich in Wolfach aufgabeln und mitnehmen...ist doch 'ne relativ kurze Entfernung bis da runter.

    Gemeins.Bierchen und plauschen garantiert. :pint:

    Gr von weiter oben

    Wuffy
     
  19. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Hallo Wuffy,

    leider hat es terminlich bisher nie gepasst.
    Außerdem freut sich meine Frau sehr wenn ich am Wochenende mal nix Musikalisches habe.
    Letzteres ist gerade recht selten der Fall.

    Lg von weiter unten
    Mike

    P.S.: Schneits schon bei euch oben? ;-)
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Danke für den Hinweis!
    Genau, ich habe auch den Eindruck, dass bei den taiwanesischen Saxen mit "Big Bell" wohl dieses "Conn-Ideal" gemeint ist. Mein "Taroko" ist angeblich ebenfalls "Big Bell".

    Schönen Gruß,
    Rick
     
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