Wie spiele ich die Note?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Chicane, 8.Januar.2010.

  1. Rick

    Rick Experte

    Hallo Volker,

    das Beispiel von Chicane stammt aber ganz offensichtlich aus Henry Mancinis "Pink Panther Theme"...
    Jazz oder nicht, darüber kann man streiten, doch zumindest kein abstrakter Debussy. :-D

    Notation soll leicht und logisch lesbar sein, zumindest im Bereich von Pop, Bläsersätzen, Big-Band sowie Lead Sheets, wo es oft um die augenblickliche Umsetzung geht, ohne dass man lange nachdenken muss:
    "Wenn der Arrangeur jetzt F schreibt, obwohl wir in Fis-Moll sind, ist das dann eine Modulation, habe ich einen Vorzeichenwechsel verpasst, bleibt dann im nächsten Takt F oder kommt wieder Fis?" :-?

    E# ist hingegen selten, aber eindeutig, da muss man nicht lange überlegen, sondern weiß gleich, was Sache ist. :cool:

    Eine kleine Anekdote aus meiner Big-Band:
    Ein amerikanischer Aushilfstrompeter schrie während einer Probe plötzlich entzückt auf und wollte sich gar nicht mehr einkriegen. Er hatte ein B# entdeckt und freute sich, endlich einmal eine musikalische Anweisung zum Coolsein gefunden zu haben: "Be sharp!" :lol:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ja, auf dem Klavier stimmt keine Quinte, keine Terz.

    Anekdote I:
    Bei einm Projektchor hat der Chorleiter eine Quinte vom Klavier abgenopmmen. Anschliessend gesagt: Nein, die Quinte stimmt nicht dort *sing* ist die Quinte. Mir kam sie (komme vom Klavier) erst unnatürlich gross vor, aber ... wie er sie sang, war's richtig!

    Anekdote II:
    Bei einem anderen Chor folgende Übung: ein Drittel singt einen Ton, das zweite Drittel die Oktave, das dritte Drittel abwechselnd die *genaue* Quinte zum unteren, dann zum oberen Ton.

    unterer Ton: f
    oberer Ton: 2f
    Quinte zum unteren Ton: 3/2 f
    Quinte zum oberen Ton: 2/3 * 2f = 4/3 f
    Verhältnis unterer zu oberer Quintenton:
    4/3 : 3/2 = 1 : 9/8 = 1: 1.25
    Verrgleich mit gleichstufiger Stimmung
    1 : 2^(1/6) = 1 : 1.122

    So groß kann ein Ganzton sein!

    Ein *guter* Chor, ein *gutes* Ensemble, eine *gute* BigBand intoniert das richtig! (Und diverse Waldorf Synths benutzen Hermode Tuning, stimmt in Echtzeit die Töne nach, damit'S passt.)

    Leider sind die Chöre nicht alle gut, da muss man so manches Auge ... oder auch Ohr ... zukneifen.

    Grüße
    Roland
     
  3. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ui, da ist ja einiges gegangen! :) Mein Post hätte eigentlich ausführlicher ausfallen sollen, aber ich musste dann kurzfristig weg. Die Erklärungen der enharmonischen Verwechslung Eis - F sind schon recht umfangreich ausgefallen. Ich habe hier noch eine Ergänzung aus unserem Theoriebuch

    www.wespi.com/Downloads/Edu/Theoriebuch_Tonleitern_korrekt.pdf

    Das Beispiel ist zwar die B Dur, kann aber problemlos auf die Tonleitern mit Eis angewendet werden. Würde man bei Fis Dur statt Eis den Ton F notieren, wäre die Leiter in diesem Bereich nicht gleichmässig.

    Weiter gibt es Leitplanken für die Notation, die möglichst eingehalten werden sollen. So sollten in Melodien aufsteigende Linien mit #, absteigende mit b notiert werden. Im Fall von Pink Panther *hört* man bereits beim Betrachten der ersten beiden Noten, dass dies eine aufsteigende Tonfolge sein wird. Wären beide Noten im 1. Zwischenraum (F - Fis), dann liesse dies beide Möglichkeiten offen.
    Ein korrektes Notenbild hilft (sowohl tonal als auch rhythmisch - aber hier werden wahre Katastrophen verkauft...) einem normal ausgebildeten Notenleser, den Notentext so einfach wie möglich zu interpretieren. Voraussetzung dafür sind aber die Grundkenntnisse der Notation, wozu auch sämtliche enharmonische Verwechslungen gehören ;-)

    Die wissenschaftliche Diskussion über Verhältnismässigkeiten von Tönen und der reinen / temperierten Stimmung ist zwar sehr interessant, hilft aber jemandem, der den Ton Eis nicht kennt, in etwa so viel, wie wenn man jemandem, der Fahrrad fahren lernen möchte, aus der Betriebsanleitung eines Jumbo Jet vorliest... ;-)
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Die Diskussion hilft dabei, den Horizont ein wenig zu öffnen. Hilft zu verstehen, dass es mehr als eine plattgemachte Stimmung fürs Klavier gibt.
    Kann ja durchaus ganz anregend sein, sich mal mit den reinen Schwingungsverhältnissen der Intervalle zu beschäftigen.

    Unsere moderne Stimmgerätkultur geht nicht nur am Ohr vorbei, sie suggeriert uns auch, dass es 'richtige' und 'falsche' Tonhöhen gibt. Das aber ist eben falsch.

    In einem Forum wie diesem treffen sich zudem Leute mit verchiedensten Wissensständen. Was für den einen zu banal ist für den anderen zu hoch, aber da müssen wohl alle durch.
     
  5. rbur

    rbur Mod

    In vielen Fällen muss man leider froh sein, wenn die Leute alle GLEICH intonieren. Ob richtig oder ganz richtig ist dann optional ...
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Das stimmt wohl, hehe.

    Aber um Missverständnissen vorzubeugen: eine reine Quinte zu intonieren, ist ungleich einfacher als die gleichschwebend temperierte.

    Das Ohr wünscht sich einfache Schwingungsverhältnisse.
    2:3 Schwingungen (die reine Quinte) sind einfach zu treffen, weil der Gesamtklang stark verschmilzt.

    2:2,996614 Schwingungen (die gleichschwebend temperierte Quinte) zu singen, halte ich für schwerer.
     
  7. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallo!

    OT:

    Dazu Anekdote III:

    In der Pause kommt eine Altistin vom Chor zu mir und bittet mich ihr zu helfen; sie findet ihren Einsatzton nicht.

    Vorher singt der Tenor und hört mit einer Note auf, sie muss dazu die Quinte treffen. Ich spiele den Endton der Tenorphrase und bitte sie, dazu eine Quinte zu singen. Sie singt dazu einen ziemlich gut intonierten Tritonus, den sie auch wiederholt, nachdem ich die richtige Note (die Quinte) am Klavier angeschlagen habe. Nach vier Wiederholungen sagt "Prima, dann muss ich mir die Quinte höher vorstellen!"

    Bei den Tomaten, die manche auf den Ohren haben wundert es mich, dass Chorstücke auch klappen. :-|


    Anekdote IV:

    Meine Frau (sang damals Alt) meinte immer, sie würde falsch singen, weil nach ein paar Takten alle anderen was anders sangen als sie.

    Ich hab sie dann mal mit zum Gesangsunterrichtr geschleppt, und - siehe da! - sie merkt die Töne als Resonanzen, und wenn die Stimmung absackt, verschieben sich die Resonanzen. Sie war richtig, der Rest vom Alt hat den intonatorischen Sturzflug gemacht ...




    Das Problem im Ensemble ist halt, dass Musikmachen im Ensemble zu 80% aus Hören und zu 20% aus selber Singen/Spielen besteht. Wenn man aber Tomaten auf den Ohren hat oder keine Hirnkapazitäten frei fürs Hören, ist das Ergebnis halt nur "begrenzt akzeptabel".

    Wie soll man die Intonation finden und halten!?

    Sorry fürs OT, wir sind ja schon weit weg vom Eis ...

    Grüße
    Roland
     
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