Wie wird Musik auswendig gelernt

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von gatom, 13.Februar.2007.

  1. Gast

    Gast Guest

    kommt drauf an, was man so auswendig lernt...aber meistens sind das ja nicht notierte sachen...also jazz, pop, rock oder so.
    und so schwierig sind die selten auswendig zu lernen.

    ich stimme ppue zu - ich glaube strenge methoden sind genau der falsche weg. einfach "ins ohr" kriegen, mitsingen können etc...probierenprobierenprobieren, der erfolg kommt von alleine.
     
  2. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Mitsingen und dann alleine singen, dass ist auch für mich der beste Weg ein Stück "ins Ohr" zu bekommen.

    Seit einiger Zeit übe ich Spain von Chick Corea. Ich habe mir zuerst überlegt wie ich am besten greifen kann (zB. A#/B etc.) dann langsam gespielt. Die Melodie mitgesungen und alleine gesungen. Tempo gesteigert. Mittlerweile schaffe ich das auch im normalen Tempo, aber wehe ich "denke" dabei, dann bin ich sofort raus. Also, laßt die Noten einmal weg und vertraut euch, die Finger wissen schon wo es lang geht.
     
  3. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    ích arbeite seit längerem an Green Dolphin Street. melodisch ist nicht viel dabei, aber harmonisch ist der
    C-Teil für mich(!) wirklich sehr hart.
    Ich stecke hier in einer Sackgasse, ich kann mir das ganze trotz zig Erklärungen nicht klarmachen und habe es auch vom Gehör her nicht verstanden :(

    Genau andersrum ging es mir bei "My Suede Shoes" das ich mir vor einigen Tagen angesehen habe. Zu Beginn ohne Horn.
    Meine Reihenfolge:

    - CD anhören
    - Feeling ins Ohr bekommen
    - Form ( AABA ) und "Unterform", also Aufbau der Teile verstehen ( z.B. wiederholende Auftaktigkeit auf 3 + )
    - Changes analysieren ( fast nur II V I )
    - Melodie analysieren
    - Changes + Melodie "bewusst" intelektuell lernen.

    Danach Noten weg!

    Erst dann habe ich das Horn genommen und es ging wirklich nicht schlecht, Griffprobleme hatte ich kaum, Changes und Rhythmik verstehe ich schon recht gut und ich denke das wird was.

    Klar, das Stück ist nicht schwer, aber hey, vielleicht doch eine gute Taktik?

    Grüße

    Chris
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin!

    In diesem Zusammenhang möchte ich mal eine, wie ich finde unglaublich gute Übung erwähnen:

    1.) Fantasiere eine kleine Melodie in Gedanken, oder singe sie. Am Anfang vielleicht nur 3 Töne, später mehr und komplexer.

    2.) Nehme einen beliebigen Anfangston

    3.) Versuche die Melodie zu spielen, übe, bis sie richtig ist

    Wiederhole 2.) und 3.) bis du die kleine Melodie mehr oder weniger mit beliebigem Anfangston spielen kannst.

    Gruß,
    xcielo
     
  5. Gast

    Gast Guest

    welche methode auch immer angewandt wird, um einige tatsachen kommen alle nicht herum. Wir alle haben ein kurzzeitgedaechtnis (KZG) und ein langzeitgedaechtnis (LZG). Die eigentliche frage hier lautet "wie bekomme ich ein stueck ins langzeitgedaechtnis?" Einfache antwort: Indem man sich daran erinnert, immer wieder, bis es sozusagen im LZG eingebrannt ist. Stoerfaktoren sind interferenz, ueberlagerung, das bedeutet, wenn gerade etwas im KZG ist und zu schnell durch was anderes ueberschrieben wird, gelangt es nicht ins LZG. Ein anderer stoerfaktor ist die menge der informationen, zuviel auf einmal geht nicht und ein weiterer zeit, man kann nicht in zu kurzer zeit zuviel lernen.

    Fuer das lernen eines musikstuecks bedeutet das:
    Das stueck in kleine portionen aufteilen, zb einen takt. Ins KZG holen, also einmal spielen, warten und an nix denken, aus dem KZG heraus spielen, wieder warten, wieden spielen bis es ohne fehler sitzt. Dann naechsten takt, dann beide takte kombinieren. Dann weiter bis das ganze stueck sitzt. Die naechsten tage unbedingt wiederholen, nach ca. 7 tagen koennen die abstaende des wiederholens vergroessert werden. Wenn nicht wiedholt wird, wird vergessen. Nach einiger zeit wird das gelernte aus dem LGZ gespielt undzwar ganz unbewusst und man kann sich tatsaechlich beim spielen zusehen bzw zuhoeren. Was, wie ich finde, ein superzustand ist.

    keep swingin

    Egon
     
  6. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    ... unter diesem Schlagwort findet man eigentlich alle relevanten Erkenntnisse. Es lernt sich viel leichter, wenn man weiß, wie es funktioniert; daher rate ich für eine kurze Einführung in diese spannende Thematik: Prof. Manfred Spitzer

    Bedauerlicherweise werden derlei Erkenntnisse kaum oder nur höchst selten in der Schule weitergegeben.
     
  7. Hans

    Hans Ist fast schon zuhause hier

    Sorry, ich hatte den weiteren Verlauf des Threads aus den Augen verloren.

    Es ist nur so lange nicht störanfällig, wie es nicht für komplexere Bewegungabläufe eingesetzt wird. Fahr doch mal n u r mit deinem Körpergedächnis mit dem Auto früh auf Arbeit. Da wird wohl schon der erste Radfahrer vor der Garagenausfahrt dran glauben müssen ... Über Kampfkunst musst du mir auch nicht viel erzählen, das mache ich schon seit Jahrzehnten. Wie da der alleinige Verlass auf das Körpergedächnis aussehen würde, kannst du aber auch eindrucksvoll in Hongkong-Action-Komödien sehen, wenn eine Kampfmaschine schier besinnungslos ihr Programm abspult, aber bei der kleinsten Finte aus dem Fenster springt ... Automatisiert werden nur Elemente und Grundtechniken (von Katas vielleicht mal abgesehen).

    Genau. Das eingangs erwähnte "Fingergedächtnis" ist eine niedere Komponente (vielleicht klingt ja "Basiskomponente" neutraler) deshalb, weil es sehr nützlich ist für automatisierbare Elemente wie Läufe, Verzierungen, Bass-Figuren etc. Aber eben nur für die Bauteile eines Gesamtwerkes. Kein guter Pianist wird ein Stück völlig aus dem Fingergedächnis spielen, wie es vielleicht bei Anfängern noch oft zu erleben ist – die ja dann auch im Vorspiel beim kleinsten Hänger von vorn beginnen müssen.
     
  8. Gast

    Gast Guest

    Hmm, ich als "Universal Poster" werd jetzt auch mal meinen Senf dazugeben.

    Zum Fingergedächtnis: Nein, wer es auf nur motorische bewegungsabläufe reduziert liegt falsch.
    Bei Pianisten ist wie bei keinem anderen Musikern das Gehör mit mit den Fingern im Gehirn verknüpft.
    Es gibt eine Verbindung von der Musik die man im Kopf hat, die man gehört hat, oder weiß wie sie klingen müssen und sie zu greifen.
    Deshalb liegen komplexere Stücke, die lang geübt worden sind so in den Fingern.
    Leider kann ich nur bedingt auf dem Sax darauf so zurückgreifen wie beim Klavier.
    Aber was ich bewußt versuche zu stärken ist die Fähigkeit, Melodien im Kopf direkt auf das Instrument umzusetzen, was natürlich für die Improvisation gut ist (gesungene Impro ist ist beim mir immer besser als die auf dem Instrument, d.h. im Kopf habe ich tolle Ideen, kann sie leider noch nicht so auf dem Sax umsetzen) aber auch melodien und akkordfolgen.
    Natürlich kann man Töne und akkorde auswendiglernen, besser finde ich aber, wenn man musik im verhältnis versteht. Man denkt nicht mehr C-Dur dann F dann C dann G sondern Tonika, SubD, Tonika Doinante, oder ja, das ist ein II V I-er, oh, das klingt wie ein Septakkord. So hat man im verschiedenen Tonarten auch keine Probleme Mehr.
    Oft haben Leute mit absoluten Gehör damit Probleme.
     
  9. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Ich hatte kürzlich das "Vergnügen" in einer Rock Band mitzuspielen, die so laut spielte, daß ich meinen Saxophonton nicht mehr hörte. Meine Fingerchen verloren darob ihre Orientierung, woraus ich schließe, daß das sogenannte Fingergedächtnis erst durch das akkustische Feedback funktioniert. Erst als ich das Mikrophon in den Schallbecher schob konnte ich mich wieder hören und meine Finger hatten ihr Gedächtnis wieder.
     
  10. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    @Hans
    Ich hatte auch am ehesten Katas gemeint, denn Kumite ist ja eher wie Improvisation, man muss auf einen Mitkämpfer reagieren, während Katas eher mit dem auwendigspielen von Musik zu vergleichen ist.
    Obwohl ich finde das Sax spielen wesentlich weniger komplexe Bewegungsabläufe beinhaltet, als ne Kata.
    Vielleicht nicht, aber gib doch mal einem sehr gutem rechtshändrigem Gitarristen eine Linkshänder Gitarre und lass ihn versuchen ein ihm bekanntes Stück zu spielen.
    Da kommt bestimmt weniger hörenswertes bei raus, als wenn man ihn auf seiner gewohnten Klampfe zu einem ihm völlig unbekanntem Stück improvisieren lässt.

    Im übrigen denke ich, dass das Körpergedächtnis wie alle menschlichen Eigenschaften individuell ausgeprägt ist.
    Gibt auch Leute die keinen Kilometer laufen können, ohne über ihre eigenen Füße zu stolpern.
    Während ich mir zum verrecken keine Liedertexte (nicht mal selbst gedichtete) merken kann, weil sie halt mit dem Körpergedächtnis nichts zu tun haben.

    Nur meine ich eben, dass das Körpergedächtnis eine sehr starke und möglichst nicht zu vernachlässigenden Komponente beim auswendig lernen von Musikstücken auf Instrumenten ist.
     
  11. PeterSchlosser

    PeterSchlosser Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo,
    ich hab den Link mit dem "Fingergedächtnis" es heißt dort übrigens "Handgedächtnis" gefunden:

    http://foppde.uteedgar-lins.de/foppdekomplett.html#copy

    Ist ein ganzen Kapitel übers Auswendiglernen.

    Grüße

    Peter
     
  12. BettyBlue

    BettyBlue Kann einfach nicht wegbleiben

    Was ich nicht verstehe ist, warum ich auf dem Klavier die Stücke relativ schnell auswendig lerne (ohne es überhaupt vorzuhaben) und beim Saxophon habe ich riesengroße Probleme. Geht es allen so?
     
  13. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Ist bei mir auch so mit dem Klavier.
    Ich denke, das liegt daran, dass man sich beim Klavier wirklich diese Griffmuster einprägt, da man ja mehreres zur gleichen Zeit spielen muss. Wenn man jedes Mal wieder die 1. und 2. Stimme lesen würde, dann käme man viel langsamer voran.
    Beim Sax jedoch bekommt man ein Stück schneller vom Blatt hin.
     
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